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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Olympiasiegerin geworden ist und sie ihn mit ihrem Arscherl in ihrem weißen, hautengen Schianzug mit den roten Streifen dran so begeistert hat – Lake Placid 1980, er weiß es noch, wie wenn es gestern gewesen wäre.
    Die Pröll hat ihm immer am meisten getaugt, neben der Marie Therese Nadig, aber die war Schweizerin. Später stand ihm die Petra Kronberger sehr gut zu Gesicht, auch die war eine sehr Saubere und Brave. Allerdings hat die keine dramatische Mähne gehabt wie die Pröll oder die Nadig. Die blonden kleinen Locken von der Kronberger waren nicht so ganz nach seinem Gusto. Lieber hat er es gewellt und dramatisch, rassig und dunkel, so wie bei der Anni.
    Kreuzkruzifix, Anni! Wenn die das Wallhaar einmal offen tragen täte wie dieser grausliche Puffkaiser Schlevsky sein Schlohhaar, wer weiß, was aus ihr hätte werden können! Elegant führt sie den Klowedel, wie früher die Pröll den Schistock; aerodynamisch sitzt sie auf seiner Bierkiste und federt weich auf und ab, wie wenn sie in Kitzbühel durch die Mausefalle reiten täte.
    Wenn er sie jetzt so anschaut, dann kann sich der Biermösel gut vorstellen, dass die Anni auch eine andere Karriere als die der Putzfrau und Lustigen hätte einschlagen können. Vielleicht, fragt er sich, vielleicht hätte ja sie das Zeug zur Olympiasiegerin gehabt anstatt der Pröll, wer weiß? Allerdings ist das Leben natürlich immer nur für eine Olympiasiegerin gerecht und nicht für eine Zugeherin, das weiß auch ein jeder, der schon einmal Olympiasiegerin war. Außer vielleicht der Biermösel, der die Streif in Kitz zwar auch in 2.05.26 meistern täte, jedoch in Jahren, Monaten und Tagen gemessen!
    So wischt die Anni halt immer noch die Scheißhäuser in Aussee heraus und schmettert linke Kampflieder in den Lokus hinein. Mal lehnt sie über der Klomuschel, mal zwängt sie sich hinten um sie herum, mal stützt sie sich darauf ab. Immer aber hält sie den Arsch nach Mekka gerichtet, genau zu ihm her. Da wird er unrund, der Biermösel, da spürt er den Jagdtrieb, den längst versiegten, und die Gelegenheit scheint ihm auf einmal günstiger denn je. Der verlockende Apfel Anni hängt überreif am Baum, denkt er sich, und wartet nur noch darauf, von ihm gepflückt zu werden.
    Aber je überreifer der Apfel und je günstiger die Gelegenheit, desto stärker baut sich beim Biermösel immer der innere Druck auf, der dann immer auf ihm lastet. Er ist nämlich mittlerweile der Einzige in Aussee, der die Anni noch nicht gepackt hat, und da wird man schnell zum Außenseiter. Sicher, am guten Willen ist es nicht gescheitert. Er hätte ja wollen. Aber hätte auch sie?
    Dass sich eine Putzfrau von sich aus einem Gesetzeshüter von Rang mit ihren illegalen Nebenbeschäftigungen an den Leib wirft, das erlebt man vielleicht in einer Bananenrepublik, nicht aber in einem perfekt geölten Rechtsstaat wie dem österreichischen, der sowieso alles Lustige verbietet. Also wird es jetzt schon auch ein bisserl an ihm liegen, dass er den ersten Schritt tut und die Sache endlich zu einem für alle Beteiligten befriedigenden Ende führt.
    Wie aber soll er die Nuss Anni knacken mit seinem löchrigen Nervenkostüm? Wie soll er sie packen, ohne dass er sich vorher einen Mut anzwitschert? Und wie soll er sich jetzt einen Mut anzwitschern, wenn die Anni auf seiner Bierkiste sitzt und der Schnaps nur ihre Leidenschaft befeuert, nicht aber seine? Kann ihm denn in Dreiherrgottsnamen keiner einen Tipp geben?
    Da hört er:
    - Giacomo Casanova an Radio Biermösel! Giacomo Casanova an Radio Biermösel!
    - Was ist?
    - Hör zu, du Schlaffi! Die ist doch eh schon nass wie ein Schwimmbad! Also schaff endlich eine Atmosphäre!
    - Wie?
    - Hau eine Musik rein!
    - Welche?
    - Ist doch wurscht!
    - Eine Polka?
    - Irgendwas!
    Meine Güte, dass er nicht selbst draufgekommen ist! Wozu sonst wäre es gut gewesen, dass er von ihrem ersten Sensationserfolg an jede Kassette von den Radinger Spitzbuben gekauft hat, wenn nicht für diesen einen Moment? Und schon freut er sich darauf, dass er mit der Anni gleich im Taumel der Lust liegen wird, begleitet von den beschwingenden Klängen von seiner Lieblingsband, die u. a. folgenden Welthit produziert hat:
    „Es ist immer dasselbe
wir Männer dürfen nix
ham wir mal eine Gaudi
schreit’s Weibi: Kruzifix!
Du kommst sofort nach Hause
und trägst den Müllsack raus!
Und wenn du mich besteigen willst
ziehst erst die Socken aus!“
    Also Socken ausziehen, Biermösel!
    Aber vorher natürlich die
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