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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Schuhe, du Depp! Und überhaupt täte er jetzt den Kassettenrecorder brauchen, damit er die Atmosphäre auch umsetzen und das Feuer auch anfachen kann! Der aber steht natürlich auch auf dem Klo, auf dem noch immer die Anni sitzt! Oft genug kommt er ja stundenlang nicht mehr herunter von der Muschel mit seinen Problemen unten herum! Da ist der Mensch froh, wenn er sich Wege erspart. Also hat er von der Bierkiste angefangen über das Taschenmesser bis zur Musikberieselung alles auf seinem Klo deponiert und es sich dort – eigentlich recht proper, wie er sagen muss – gemütlich eingerichtet. Ohne Musikberieselung aber wird das jetzt wieder nichts werden mit der Anni!
    Erschwerend fällt ihm jetzt auch noch ein, dass er Narr ja heute in der Früh die Hose wieder nicht gewechselt hat, obwohl er sich das schon seit Wochen fest vorgenommen hat! Und mit den fünf olympischen Ringen auf der Hose vorne drauf erstickt sich jede Offensive von selbst im Keim, mit seinen Problemen unten herum wird er Adler sowieso nur schwer auf der Anni landen können!
    Da will der Biermösel den Akt „Anni“ lieber fürs Erste schließen und sich auf das Wesentliche konzentrieren: Koste es, was es wolle; koste es den kompletten Verlust der Reste an Ansehen und Respekt, die er vielleicht noch irgendwo und bei irgendwem genießt – er MUSS in den nächsten Sekunden aufs Klo, er muss, er muss, er muss einfach, bevor wieder alle Dämme brechen! Und sieh da, der Zeitpunkt scheint jetzt nicht einmal ungünstig. Weil wie es ausschaut und wie es sich anhört, ist die Anni jetzt über seiner Klomuschel und über ihren ganzen Sorgen einfach zusammengesackt und eingeschlafen.
    Wenn er sich also wie auf Samtpfoten zu ihr hineinbewegt und sie von der Muschel hinunterschieben kann, dann schafft er es vielleicht noch, sich zu entleeren, ohne dass sie gleich wieder alles von vorne herauswischen muss.
    Aber! Die Anni mag es gar nicht, wenn sich ihr einer von hinten nähert! Solche Angriffe erkennt sie auch, wenn sie die Augen geschlossen hat, und den Biermösel riecht sie sogar. Also schreit sie wie am Spieß, wie der Biermösel auf einmal bei ihr auf dem Klo steht, obwohl er ja gar nicht mehr sie will, sondern nur noch den Zugang zu seiner Schüssel. Wenn sie aber weiter so schreit, wird der Biermösel bald nicht mehr lange an sich halten können, weil ihn jede Form von Geschrei allzu sehr aufregt! Also versucht er ihren Schrei mit der rechten Hand zu ersticken, bevor bei ihm alle Dämme brechen.
    Dann ist es auf einmal still. Denn der sonst so tapshändige Biermösel wirkt augenblicklich so stark und männlich auf die Anni, wie er sie mit der einen Hand von der Kloschüssel hochhebt und mit der anderen sein Hosentürl aufmacht, dass die Anni zu Butter in seinen Händen wird. Und sofort wünscht sie sich, dass er ihr endlich den Rock hinaufschiebt und zur Sache kommt. Weil genau genommen, denkt sie, hat sie die Mon Chéri ja eh schon bekommen.
    „Also mach einfach, Biermösel! Mach es mir endlich!“
    Aber in den entscheidenden Momenten sind die Männer natürlich für nichts zu gebrauchen, und die Anni muss natürlich wieder alles selbst in die Hand nehmen. Wie sie aber den kleinen Biermösel in die Hand nehmen will und wie sie ihm tief in die Hose hineinfährt, merkt sie, dass das Schweinderl ganz nass ist, es ist einfach unbeschreiblich!
    Zwar weiß die Anni selbst nur allzu gut, wie es ist, wenn die Beckenbodenmuskulatur nicht mehr so tut, wie man selber will – ihre Zwillinge waren eine sehr schwere Geburt. Da hat eine Maus gekreißt und einen Gebirgszug geboren!
    Aber wie sie sich jetzt die Überschwemmung anschaut, in der sie steht, fragt sie sich doch: War das mit euch Männern wirklich alles so geplant, lieber Gott?
    Nur jetzt nicht lachen, versucht sich die Anni selbst zu beruhigen. Nur jetzt kein falsches Wort, weil er sich angewischelt hat. Gib ihm lieber das Gefühl, dass es trotzdem schön war mit ihm (Lüge!), und sag ihm, dass du noch dringend die Fenster putzen musst (Wahrheit!). Aber um Gottes Willen: Fang jetzt nicht an zu Lachen, wenn du das hier lebend überstehen und nicht erschossen werden willst. Ein Mann ist in solchen Momenten ja ganz und gar unberechenbar!
    Die Anni bewegt sich langsam vom Biermösel weg und macht auf business as usual sowie gute Miene zum bösen Spiel. Innerlich freilich hat sie sich in diesem Moment endgültig vom Biermösel als möglichen Ernährer im Lebensabend verabschiedet.
    Lieber sterben, als mit dem
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