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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Schalt-Hand unter ihrem Röckchen an ihrem Schatzkästchen sowie das hektische Herumgerubbel daran ohne Lustgewinn für sie gehen ihr jedenfalls schon gehörig auf die Nerven. Wo an einer Frau das gewisse Kribbel-Knibbel-Knöpfchen ist, das weiß er scheinbar nicht, der Herr Doktor!
    Wirklich blöd nur, dass sie kein Wort von seiner Sprache spricht. Dann würde sie ihm nämlich sagen, dass er sich bitte die Zähne putzen soll. Und sie würde ihn fragen, ob er nicht anstelle von diesem fürchterlichen Shubidu Jack zur Abwechslung mal die Don Kosaken spielen könnte, heiliger Breschnew, bald springt sie aus dem fahrenden Wagen.
    Aber dann!
    Gerade, als die Ivana die Tür des Boliden öffnen will, bricht ein weiterer seltener Sonnenstrahl durch die mittlerweile wieder aufgezogene Wolkendecke und schiebt auch gleich die Gewitterwolken weg, die sich zwischen dem Schlevsky und der Ivana begannen aufzutürmen. Denn dieser Sonnenstrahl trifft ausgerechnet den goldenen Wetterhahn, den ihm der ortsansässige Stararchitekt Benito Wollatz auf sein Neubauflachdach draufgesetzt hat.
    Als nun die Ivana erstmals dieses einmalige, weit über dem See thronende und weit über das Ausseerland hinaus strahlende Architekturerlebnis in seiner ganzen Herrlichkeit sieht, stoppt der Schlevsky den Ferrari, legt ihr sanft den rechten Arm um ihre zarte Schulter und deutet mit der linken Hand zum Gebirgskamm hinauf.
    „Mein“, sagt er mit stolzgeschwellter Brust. „Alles mein!“
    Da ist die Ivana sofort wieder deutlich besser aufgelegt! Im Vergleich zum Altpapiercontainer nämlich, in dem sie als illegale Zuckerwatteverkäuferin auf dem Tingeltangel in Strudelwasser an der Oder zusammen mit dem Tschu En hatte nächtigen müssen, ist sogar dieser Flachdachneubau schöner als die Eremitage!
    Der Mallinger aber war währenddessen in einen weiteren seiner furchtbaren Träume abgetaucht: Er schlenderte durch das Ferrari-Fahrerlager und bereitete sich auf den Grand-Prix von Europa auf dem Nürburgring vor und freute sich auf das oftmalige Durchfahren der berüchtigten Nordkurve. Dabei atmete er den betörenden Duft von verbranntem Gummi, und der Geruch von Rennbenzin stieg ihm zu Kopf. Unzählige Boxenluder zerrten an seinem roten Ferrari-Rennoverall und wollten seine private Handynummer. Und eine Heerschar von Reportern schließlich bedrängte ihn mit der seltsam anmutenden Frage:
    „Mallinger, du Schaf! Was ist denn los mit dir?“
    Dann übertrugen Dutzende TV- und Radiostationen seine Antwort live hinaus in die ganze Welt, die er ein wenig undeutlich in seinen Bart hineinnuschelte.
    „Meine Zeit kommt noch.“
    Doch dann, als sich die Boliden endlich zur Starrunde formieren sollten, war die Rennsau Mallinger plötzlich nirgends mehr zu finden. Er hatte sich hinter einem Bridgestone-Reifenstapel versteckt, weil er sich so vor den aufheulenden Motoren gar so fürchtete.
    Keine guten Vorzeichen!
    „Mallinger, du Schaf! Komm endlich raus da!“, hörte er plötzlich Bernie Ecclestone nach ihm rufen. Doch da merkte der Mallinger, dass er in seinem verwirrenden Traum gar keine wilde Rennsau war, sondern nur ein verlorenes Schaf mit dicker Wolle dran, das über eine grüne Wiese lief, während Gott nach ihm suchte.
    „Mallinger, du Schaf!“, hörte er Gott nach ihm rufen. „Wach endlich auf!“ Und er spürt seine zupackende Hand, die ihn an den Haaren reißt.
    Da endlich merkt auch der Mallinger, dass es gar nicht Gott der Herr ist, der nach ihm ruft, sondern nur der Schlevsky, der den F50 vor seinem Einfamilienhaus eingeparkt hat und ihn unter all den Schachteln und Kisten von der Ivana endlich unsanft hervorzerrt.
    Als der Mallinger ausgestiegen ist und sich den Schlaf und den bösen Traum aus den steifen Gliedern schüttelt, ritzt der Schlevsky auch schon eine Spur verbrannten Gummis in den Asphalt, und der Mallinger schaut seinem unglaublich sexy Hinterteil nach.
    Kaum dass der Ferrari von hier weggedonnert ist, taucht er schon am gegenüberliegenden Ufer der Seepromenade auf und schraubt sich mit einer Leichtigkeit die Serpentinen zum Flachdachrefugium des Schlevsky hinauf, wie das eben nur ein Ferrari kann.
    Da plötzlich spürt der Mallinger eine solch intensive Sehnsucht, das kraftstrotzende Hinterteil dieses roten Renners noch einmal zu berühren, dass darüber selbst der Konsalik schreiben möchte.

Migräne
    Seit die Ivana denken kann, schießen ihr stets horrende Schmerzen in ihr süßes Köpfchen, sobald es auch nur nach Regen

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