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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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darf, und zwar nie! Und wie er ihm dann noch mit der Glock auch sehr eindringlich einen Patschen hinten und vorne geschossen hat, wird auch diese Ausgeburt der Rockerei verstanden haben, dass man lieber brav ist als schlimm, also falsche Fährte, Biermösel, denk lieber noch einmal richtig nach!
    Na gut, denkt sich der Biermösel, genehmigt er sich halt noch ein Bier und geht er halt überhaupt im Geiste das gesamte Einwohnermelderegister durch und stößt er halt dabei auf
    b) den linken und den rechten Verteidiger der A-Jugend-Mannschaft, die so genannte Flügelzange.
    Da kriegt er auf einmal Ohrensausen, wie er an die zwei denkt, und das muss jetzt was heißen, wenn er Ohrensausen kriegt, da ist sich der Biermösel ganz sicher. Aber was? Dass er auf der richtigen Spur ist vielleicht? Er hat noch nie Ohrensausen gehabt, und er war noch nie auf einer richtigen Spur, das wäre jedenfalls ein Kausalzusammenhang, eine Kette, ein Indiz. Also weiter, Biermösel, denk nach!
    Na gut, dann halt weiter: Beide Verteidiger tragen die Haaren in langen Zotteln. Beide tragen weiters weite Hosen, die ihnen beim Arsch hinunterhängen. Beide tragen jeweils einen Ring (ganz) im Ohr sowie einen Ring (halb) in der Nase. Beide sind obendrein gewaltige Haschbrüder, aber ganz gewaltige. Beide sitzen tagsüber lieber im Cafehaus von der gachblonden Discowirtin drüben in Goisern herum, als dass sie in die Schule gehen und fürs Leben lernen. Also ein Drogendelikt?
    Je mehr er in diese Richtung gedanklich ermittelt, desto schlimmer wird das Ohrensausen, also weiter, Biermösel, weiter, weiter, weiter!
    Na gut, er sitzt ja eh auf der Kiste, also hat er eh Zeit genug, und also denkt er halt noch weiter nach, weiter und immer weiter, auch wenn es jetzt eigentlich schön langsam Zeit für die Jause wird. Aber er denkt: Beide kommen aus Hoteliersfamilien (nachlassendes Ohrensausen). Beide haben schulische Probleme (zunehmendes Ohrensausen). Beide sind miteinander verwandt, weil Brüder (sehr starkes Ohrensausen). Beide gehen in die Hotelfachschule drüben in Ischl (immenses Ohrensausen) – Das müssen sie sein!
    Kleiner Wermutstropfen vielleicht, dass die zwei – er vermutet, dass Hasch im Spiel war! – beim letzten Heimspiel im eigenen Strafraum so vehement gegeneinander gerannt sind und sich dabei den Schädel jeweils so blöd eingeschlagen haben, dass sie seitdem mehr Kandidaten für den Spiritus im Museum drüben in Salzburg sind als Verdächtige im Handtaschenfall.
    Und weg ist das Ohrensausen!
    (Warum er den Mallinger als Täter kategorisch ausschließt? Wer Ohren hat zu hören, der höre: Dem Mallinger fehlt es an Leidenschaft. Wo bei anderen Blut fließt, fließt bei ihm lauwarmes Schmelzwasser. Der Mallinger hat keine Freunde, er hat keine Kumpels. Weit und breit kein Ganoven-Edi, der für ihn plant, und kein Räuber-Hans, der mit ihm ausführt. Wer also hätte mit ihm zusammen den Raub begehen sollen? Der heilige Christopherus an seiner Seite vielleicht, die zwei? Aber wie hätten sie vom Tatort flüchten können, wo keiner von den zwei einen Führerschein hat? Wie?)
    Na gut, seufzt der Biermösel, wie er letztendlich die ganze Kiste Bier ausgezwitschert hat und er trotzdem wieder nur so klug ist als wie zuvor. Wenigstens hat er das Schreiben an die Pensionsversicherungsanstalt endlich verfasst, und also ist er mit seinem Tageswerk trotzdem nicht ganz unzufrieden. Er belohnt sich mit den Schmalzbroten, die schon lange auf ihren Verzehr warten. Dann zieht er mit den Schmalzfingern den Brief aus der Olivetti heraus und geht ihn noch einmal von oben bis und durch. Und ohne dass er sich selbst loben will, muss er doch sagen, dass das Schreiben im Wesentlichen fehlerfrei ist. Er liest:
    E. E. Biermösel
Aussee
Andi Pensonssicheranstahlt
Wien
I möcht bite die Penson danke!
Biermösel
    Bravo!
    Da wirft er sich zufrieden den Wetterfleck über und steckt sich den Brief in die Innentasche. Mit so einem Erfolgserlebnis im Rücken setzt es sich leichter den Schritt, den er im Zuge der Ermittlungen schon längst hätte tun sollen, wie ihm jetzt endlich klar wird. Er muss jetzt ganz einfach hinüber nach Goisern und den Kontakt mit dem Alten suchen.
    Wie der Biermösel dann in seiner Not auf der Triumph sitzt und in der Wetterkapriole wieder die gewisse Aerodynamik einnimmt, muss er sich freilich wieder so ärgern, dass er nicht Bierfahrer geworden ist, aber so!
    Die ganzen verschwendeten Jahre im Gendarmeriedienst wackeln vor seinem inneren

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