Lebensabende & Blutbaeder
Wenigstens die.
Befreiungsschlag
Na gut, es nützt ja alles nichts!
Neben dem ganzen Stress mit den Handtascherln darf er auch das Problem mit den verschwundenen Kampfhunden nicht ganz aus den Augen verlieren, bald zerreißt es ihn wirklich hinten und vorne! Während er also hofft, dass die Saat von seiner Pädagogik aufgehen wird, muss er halt zwischenzeitlich die geballte Aufmerksamkeit auf das andere leidige Problem lenken, in medias res gehen und den Befreiungsschlag suchen. Zu abgeschmackt und ungustiös ist die Sache mittlerweile, als dass er sie noch länger der züngelnden Flamme der Gerüchteküche anvertrauen möchte.
Wer hat denn bitte dem depperten Seebachwirten schon wieder einen seiner grauslichen Kampfbellos gestohlen, diesmal einen mit Namen „Möse“, lautet die drängende Frage an allen Stammtischen im Ausseerland. Zum mittlerweile sechsten Mal in diesem Jahr, dass der Dieb zugeschlagen hat, wie eh schon wieder ein jeder weiß. Und je schneller der Biermösel diese Frage selbst beantwortet, desto lieber wird es ihm sein, weil: Viel Zeit hat er ja wirklich nicht mehr!
Nach sorgfältigem Abwägen aller auf der Gendarmerieschule oben in Linz auswendig gelernten (und gleich wieder vergessenen) Strategien zur Herbeiführung einer Lösung in einer so verzwickten Angelegenheit hat sich der Biermösel schlussendlich für das riskante, jedoch immens zielführende Mittel der Observierung entschieden.
Lieber hätte er es sich natürlich leicht gemacht und den Seebachwirten einfach erschossen, damit er ihm nicht mehr mit seinen dauernden Abgängigkeitsanzeigen auf die Nerven gehen kann. Aber dieses zielführendste aller Mittel sieht der Gesetzgeber in so einem Fall als Lösung nicht vor (leider!). Also wird er jetzt wohl oder übel in das Kostüm vom Chamäleon hüpfen und unerkannt observieren müssen.
Wichtig bei dieser Technik ist zunächst einmal, dass man vom Ziel der Observierung nicht sofort als schwarzer Mann im weißen Schnee enttarnt wird, sprich: Man muss sich schon ein bisserl wie die Blume vor der Blumentapete bewegen können, damit das was wird, samtpfötig und geschmeidig. Darum hat er sich einen deutschen Wetterfleck aus orangenem Plastik übergeworfen und ein Geschirrtuch von der Roswitha um den Schädel gewickelt, das er mit der gelbfarbenen Carrera-Schibrille fixiert, die er bei einem Preisausschreiben von der Raiffeisenkassa anlässlich vom Olympiasieg der Pröll 1980 gewonnen hat. Wie eine komplett aus dem Ruder gelaufene Muselmanin auf Schiurlaub in Lech am Arlberg schaut er jetzt aus, bravo! Aber beschweren darf er sich darüber nicht. Die Wege zum Ruhm rechtfertigen schließlich jedes Mittel, sogar die perfekte Wandlung zum Chamäleon.
Und los geht’s!
Operation „Chamäleon“: Zeitwegdiagramm samt Observierungsprotokoll des verdächtigen Mao (wie MaoAm-Kaugummi-Klumpert!) Tse (wie Tsedern des Libanon!) Tung (wie Dung!) nicht verwandt nicht verschwägert.
Im Hirn festgehalten vom E. E. Biermösel, in seiner Gesamtheit.
Ziel: Überführung des mutmaßlichen Scheinsylanten durch überraschenden Zugriff, vermittels dem diesem der Besitz von einem Beweisstück (Hundefleisch, Hundeknochen. Gebraten, gebacken, geselcht – wurscht!) zur Last gelegt werden kann. Aufgabe schwierig bis sehr schwierig. Als Chamäleon aber lösbar.
08.00 Uhr: Nach furchtbarer Nacht nur sehr schwer aufgekommen, sehr sehr schwer. Furchtbare Nächte häufen sich.
Vorboten? Wenn ja, wofür? Ruft das Siechenheim mit leiser Stimme nach ihm?
Observierungsort: Möglichst in der Nähe des Mao, gleich in der Nähe vom Kampfhundezwinger, gleich hinter dem Wirtshaus vom Seebachwirten, von wo aus durch Fenster Blick hinein in Küche und folglich auf Mao erheischbar.
Chamäleon hinter Holzstoß (Fichte) versteckt. Dabei feststellen müssen: Das Holz ist wegen der dauernden Wetterkapriolen auch über den Sommer (Sommer?) nicht ordentlich getrocknet. Conclusio: So lange kann der Mensch in dieser Gegend einen Fichtenholzstoß gar nicht stehen lassen, als dass er irgendwann trocknen täte. Er persönlich zieht aber sowieso Buchenscheiterholz vor, er und die Roswitha haben ja genug.
08.02 Uhr: Kurzzeitig Grund für Hier-Sein wegen Abschweifung über Holzproblematik vergessen.
08.03 Uhr: Wetterbericht: Furchtbar, ganz furchtbar. Über den deutschen Wetterfleck lässt sich im Prinzip nach drei Minuten reiner Observierungszeit schon sagen, dass man ihn wegschmeißen und verbrennen kann. Die dabei gewonnene Hitze
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