Lebenselixier

wäre ihr ohnehin nicht gelungen, Jeremias etwas vorzumachen. Sie wusste
nie, ob sie ihm trauen konnte. Das war nun mal eine Tatsache.
    „Johann ist ein
großer Jäger. Lukas ist noch sehr jung, aber durch seine Begabung ist er
begnadet. Ich bitte dich darum, dass der Sohn, den du Lukas gebären wirst, sich
der Prüfung unterziehen wird.“
„Woher …?“ Wie konnte er über ihre Hoffnungen auf die Zukunft Bescheid wissen?
Hatte Lukas etwa mit ihm darüber gesprochen? Sein Lächeln ließ sie schlucken.
Er hatte geraten und mit ihrer Reaktion hatte sie ihm bestätigt, dass er
richtig lag.
    „Was bedeutet
das? Prüfung?“, fragte sie verärgert.
„Es ist ein Test, bei dem ich meinen Geist mit dem des Prüflings verbinde, um
sein psychisches Potenzial zu erkennen. Es tut nicht weh und bringt keine
Konsequenzen mit sich. Man kann niemanden dazu zwingen, ein Jäger zu sein. Aber
es ist zu wichtig, um es gänzlich dem Zufall zu überlassen. Unsere telepathischen
Kräfte sind oft erblich.“
„Ein Test?“
„Nur ein Test. Alles weitere wird seine freie Entscheidung sein. Wie es sein
muss.“
Tony nickte langsam. „Also gut“, hörte sie sich sagen.
„Eine Sache noch. - Folge deinem Gefühl! So sehr Lukas auch auf dein Wohl und
deine Sicherheit bedacht ist, mag es sein, dass er manchmal nicht versteht, was
dir wirklich am Herzen liegt. Es liegt in seiner Natur, die Kontrolle behalten
zu wollen. Aber manche Entscheidungen stehen allein dir zu.“
    Tony blinzelte
ungläubig.
Jeremias war nirgendwo zu entdecken. Hatte sie wirklich mit ihm gesprochen? War
es möglich, dass er tatsächlich meinte, wovon sie dachte, er könnte es meinen?
Nora musste jedes Wort mitbekommen haben. Doch die Gefährtin hatte sich zu
Johann und Lukas gesellt. Tony würde später mit ihr reden, unter vier Augen.
    Es war
offensichtlich, dass Jeremias unbedingt einen Nachkommen von Lukas wollte, um
ihn ebenfalls vor seinen Karren zu spannen.
Doch ein Kind zu bekommen war die eine Sache. Ihm eine bestimmte Berufswahl aufzuzwingen
eine ganz andere.
Selbst wenn Lukas sich von Jeremias so weit vereinnahmen ließ - was sie nicht
glaubte - war immer noch sie da. Niemand würde ihren Sohn zu etwas zwingen!
Wer mit dem Teufel Suppe essen will, braucht einen verdammt langen Löffel! Tonys Großmutter hatte das zuweilen gesagt. Väterlicherseits. Weder ihre
Mutter noch Oma Therese hätten jemals Kraftausdrückein den Mund
genommen.
Warum kam Tony dieser Ausspruch grade jetzt in den Sinn?
     
     
    Fortsetzung folgt …

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Monika Bender
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    Lektorat:
E. B. Arbasauskas
     
     
    Coverdesign: Monika
Bender
     
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