Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
Vom Netzwerk:
die psychische Wahrnehmung ihres Gefährten ein
Bestandteil ihres Lebens geworden.
Jetzt schoss schriller Schmerz durch ihren Schädel, in ihre Augen, und
durchdrang den Nebel, den die Droge zurückgelassen hatte endgültig. Es war
Lukas Schmerz und sie verstand nicht, was ihn verletzte.
„Macht das Licht wieder aus!“
„Hier ist kein Lichtschalter“, antwortete Thomas.
Tony blinzelte gegen das Gleißen an. Ihre Augen brannten und tränten. Doch sie
musste sich vergewissern, dass Lukas nicht im Strahl eines Flammenwerfers
stand. Dass niemand dabei war, seine Augen mit feurigen Lanzen auszustechen.
Was ging hier vor, verdammt noch mal!
Tony spürte mehr, als dass sie es sah, wie Lukas sich vorbeugte. Er stützte die
Hände auf seinen Oberschenkeln ab.
Weniger Schritte neben ihr kniete Jan am Boden. Er hielt beide Arme wie einen
Schutzschild über den Kopf und blinzelte daran vorbei zur Decke. Tony folgte
seinem Blick und begriff das Entsetzen in seinem Gesicht. Der schmerzhafte
Klumpen der Angst in ihrem Magen, der gerade erst begonnen hatte, sich zu
lockern, rollte sich erneut fest zusammen.
Hinter der durchscheinenden Glasplatte waren gleißend helle Röhren zu erkennen.
So lang wie der Flur breit war, dicht an dicht, über die gesamte Decke
verteilt.
Schnell wandte sie den Blick wieder zu Boden. Das war kein normales Licht! Ihre
Augen gewöhnten sich nicht daran. Im Gegenteil, Ringe und Schlieren tanzten auf
ihrer Netzhaut.
„Was ist das?“, wiederholte sie, obwohl sie die Antwort kannte. Solarröhren!
Dieser ganze Flur war eine riesige Turbo-Sonnenbank!
     
    „Das ist eine
Falle!“ Lukas streifte Tonys Hand ab. Sie hatte nicht bemerkt, wie sich ihre Finger
in seinen Arm krallten. Mit zusammengekniffenen Augen und ausgestreckten Armen
eilte Lukas zu der Tür zurück, die sie soeben durchschritten hatten. Er zerrte
daran. Als das nichts nützte warf er sich mit der Schulter dagegen. Auch diese
Tür regte sich keinen Millimeter.
„Eingesperrt! Wir sind eingesperrt!“
    Jan stöhnte. Es
war, als fände er sich unvermittelt auf einem brennenden Scheiterhaufen wieder.
Thomas kniete neben ihm. Tony hörte die Angst in seiner Stimme, während er Jans
Namen flüsterte.
Hannah presste sich gegen die Flurwand. Ihre Augen wanderten unstet umher, als
versuchte sie vergeblich zu begreifen, was vor sich ging.
    Lukas tastete
sich zurück zu Tony, die noch immer neben der Ausgangstür stand. Hastig glitten
seine Finger über das Türblatt. „Zeig mir, wo die verdammte Tür aufgeht!“,
verlangte er.
Sie ergriff seine Hand und half ihm den Knauf zu finden. Seine blinden Augen
starrten knapp an ihr vorbei. Eine Gänsehaut überlief sie, gefolgt von nackter
Angst, denn seine Haut rötete sich bereits.
„Die Tür geht nach außen auf?“
Tony nickte heftig. „Ja, nach außen.“
„Geht zur Seite“, verlangte er und trat mehrere Schritte rückwärts, bis er etwa
in die Mitte des Flurs stand. Er hob die Ellbogen vor Gesicht und Brust, und
ehe Tony begriff, was er vorhatte, raste er auf die Tür zu, rammte sie, einem
Geschoss gleich. Das Dröhnen des Metalls hallte von den Wänden wider.
    Lukas taumelte
rückwärts. Tony stieß enttäuscht die Luft aus, von der sie nicht gemerkt hatte,
dass sie sie anhielt. In der Tür zeigte sich eine deutliche Delle, die vage
einem menschlichen Umriss entsprach, doch das Schloss hatte sich keinen
Zentimeter bewegt.
Das war keine normale Tür!
Lukas ließ mit keiner Bewegung erkennen, dass die Kollision schmerzhaft gewesen
sein könnte. Tony verspürte ein eigenartig taubes Gefühl in ihren Armen und
ihrem Brustkorb. Sie begriff: Er schirmte sie von seinem Schmerz ab.
    „Jan?“ Lukas
schüttelte den Bluttrinker, der benommen am Boden kauerte. „Das ist nicht die
Sonne! Nur ein Scheißflur mit Scheißlampen!“ Jan keuchte. Er wurde gewaltsam
auf die Füße gezerrt. „Wir müssen hier raus!“, schrie Lukas ihm ins Ohr.
Jan schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. „Wir haben zusammen
vierundzwanzig Schuss“, gab er zu bedenken.
„Und das sind mindestens hundert Röhren“, entgegnete Lukas.
„Vielleicht können wir wenigstens eine Fläche mit geringerer Einstrahlung
schaffen, wenn wir nebeneinanderliegende Lampen zerstören.“
„Dann haben wir nur noch die Messer zur Verteidigung“, gab Lukas zu bedenken.
„Und geröstet werden wir immer noch, nur ein bisschen langsamer.“
Dennoch zog Jan seinen Revolver aus dem Schulterhalfter und Lukas hinderte ihn
nicht. Jan hob

Weitere Kostenlose Bücher