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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Bielendorfer
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Sonne von Hastings einfach weich gekocht, oder vielleicht sehnte er sich auch danach, seine Sinne mit einem Guinness zu betäuben, jedenfalls stimmte unser Lehrerkörper zu, mit uns Bernie’s Bounty zu besuchen, was bei einem Großteil der männlichen Fahrtteilnehmer ein Seufzen, bei den Mädchen jedoch Applaus erntete.
    Bernie’s Bounty war trotz der frühen Stunde angefüllt mit Menschen, an denen wir uns vorbeidrängen mussten, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen, während Herr Jünschke und Frau Möbus sich mit englischem Bier eindeckten. Nun saßen sie an einem kleinen runden Tisch, nippten an ihren Pints und sahen einem dicken, bärtigen Mann dabei zu, wie er »Bohemien Rhapsody« von Queen intonierte. Hätte Freddie Mercury noch zwanzig Jahre länger gelebt und neben einem McDonald’s -Restaurant gewohnt, hätte er am Ende wahrscheinlich so ausgesehen wie der Interpret. Ein dicker Panda mit Lederkappe und Überbiss. Aus dem gelben Kunstnebel klang ein kehliges »Mama, just killed a maaaan«, im Publikum flackerten ein paar Feuerzeugflammen auf und schwangen im Takt zur Musik hin und her.
    In meinem Augenwinkel tanzte Rene Maurer »den Frikadellenroller«, jedenfalls nannte ich seine Körperkirmes abschätzig so, um davon abzulenken, dass jeder Tanzversuch von mir eine mehrwöchige Reha erforderlich gemacht hätte. Der »Frikadellenroller« zeichnete sich dadurch aus, dass Rene seinen gespannten Bizeps an den Oberkörper anlegte, den Arm um 90 Grad anwinkelte und dann begann, diesen rhythmisch kreisen zu lassen, als wolle er Frikadellen in seiner Achsel formen. An sich ein zutiefst würdeloses Unterfangen, so zu Queen zu tanzen, allerdings stand ich mit meiner Meinung da wohl recht alleine da, denn Hanna und die anderen Mädchen unserer Klasse schauten ihm begeistert zu, als würde er gerade die Mona Lisa mit den Füßen nachmalen.
    »Put a gun against his heaaaad«, röhrte es über die wippende Masse an Körpern, in ihrer Mitte Rene Maurer und sein Tanzstil, der bei mir das Bedürfnis nach spontanem Erbrechen auslöste. Selbst Herr Jünschke wippte mit seiner Jack-Wolfskin -Sandale mit und prostete Rene zu, wie er da einen Welthit tänzerisch vergewaltigte.
    »Pulled my trigger, now he’s dead«, wurde gesungen, aber ich stand einfach nur da und schaute betreten. Ich hätte mich ja auf die Bühne gestellt und eine Ode an Hanna gesungen, doch seit meinem denkwürdigen Auftritt beim Musikfest, bei dem ich die Zuschauer zum Schielen geträllert hatte, vermied ich jede öffentliche Darbietung. Singen für Hanna hätte wahrscheinlich auch eine schlimmere Reaktion hervorgerufen, als wenn ich einfach »How much is the Fish« auf dem Akkordeon geklimpert hätte. Doch irgendwie kam die Botschaft meiner bösen Blicke nicht an, Rene Maurer tanzte unbeirrt weiter seinen Frikadellenroller, Hanna nestelte verlegen an ihrem Oberteil, und Patrick … wo war eigentlich Patrick? Meine Augen suchten den Raum ab, im Halbdunkel vermischte sich die Menschenmenge zu einer undurchdringlichen Masse.
    »I sometimes wish I’d never been born at aaaalll!«
    Der Lederpanda hatte sich erfolgreich in Ekstase gesungen, und wenn er sich gleich noch das T-Shirt vom Leib riss, und kam es vielleicht noch zu spontanen Zusammenbrüchen im Publikum. Während er mit Falsettstimme im Stroboskoplicht so schief »Galileo, Galileooo« brüllte, dass Aiman Abdallah die Konfektionsware vom Körper gefault wäre, suchte ich in der Menschenmenge nach Patrick, konnte ihn jedoch nirgends finden. Endlich war die schrille Oper des Lederpandas in einem letzten, ohrenbetäubenden Ächzen verendet, da betrat ein kleiner Mann mit Segelohren die Bühne und klatschte affektiert wie ein Duracell -Hase im Fetischoutfit. Der Moderator war bis auf eine schwarze Fliege um seinen Hals oberkörperfrei, seine Brustwarzen waren mit Ringen gepierct, deren Umfang gereicht hätte, um einen Papagei darin schaukeln zu lassen.
    »Faaantastic, George!«, säuselte der kleine Mann wie ein beschwipster Flamingo und tänzelte über die Bühne. »Dear gay community of East Sussex, our next guest is a student from Germany, let’s hear it for Paaatrick!«
    In meinem Kopf kam zuerst der Name Patrick an, kurz gefolgt von dem Begriff »Gay Community«, und innerhalb weniger Sekunden wurde die undurchdringliche Masse an Körpern für meine Augen fassbar: Ich sah knallenge Lederhosen, Tanktops und nietenbesetzte Mützen, unser Klassenausflug hatte uns direkt vom englischen

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