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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Bielendorfer
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Rene Maurer hatte mein Gehirn noch ein paar Prozent Prozessorleistung reserviert, hier tanzte er jedoch nicht mit angelegtem Bizeps durchs Dämmerlicht, sondern eng umschlungen mit einem bierbäuchigen Mann im Ledertanga, in dessen verschwitztem Brusthaar er seinen Kopf vergrub.
    Dafür hatte ich mir dort, wo im wachen Zustand das Hemd in der Big-is-Beautiful -Hose von C&A spannte, die straffen Hüften eines jungen Mick Jagger erträumt, und Hanna und ich lächelten uns glücklich an. Dann betrat Patrick die Bühne, er sah aus wie immer, doch statt herzerweichend »Wicked Game« ins Mikro zu hecheln, sang er »Der Pizza Hut, der Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken und der Pizza Hut«. In diesem Traum war kein Platz für die Schönheit anderer, das waren meine goldenen fünf Minuten Rapid Eye Movement, und die kostete ich voll aus. Ich ging nicht, ich schwebte auf Hanna Sommer zu, diese Welt war ein einziger pulsierender Raum inmitten eines kalten, dunklen Universums. Langsam schloss ich meine braun gebrannten Arme um sie, die Wände lösten sich auf und gaben den Blick auf einen Ring aus Feuer frei, in dessen Mitte wir schwebten. Wohlig warm spürte ich die Flammen in meinem Rücken, eine Decke aus Wärme umschloss uns, als ich mich zu Hanna hinunterbeugte und ihre Lippen langsam immer größer wurden …
    »Ey, wach auf … es brennt!«, schrie Patrick und schlug mir zur Untermauerung seiner These noch ein paarmal ins verschwitzte Gesicht. Ich machte die Augen auf und sah Patrick vor mir stehen, dessen Schlafanzug sich so mit Schweiß vollgesogen hatte, dass er dunkel verfärbt war. Seine Haare waren ein einziger nasser Matsch an seinem Kopf. Ich schreckte auf und stellte fest, dass sich in meinem Feldbett die gesamten acht Liter Wasser befinden mussten, die sich durchschnittlich im Körper eines Fünfzehnjährigen befanden, mein Hals fühlte sich an, als hätte ich eine Ameisenfarm geschluckt. Es war zwar wahnsinnig heiß in unserem Kellerloch, doch es roch nicht nach Rauch, und nirgends war das Flackern von Flammen auszumachen. Dann hörten wir plötzlich ein lautes Gluckern aus der Wand, und der rote Warmwasserboiler, der wie eine kleine Atombombe an die Wand geschraubt war, fing an zu zittern.
    »Aua, das Ding kocht ja«, sagte Patrick und zog seine Hand zurück, die er prüfend an den Kessel gehalten hatte. Der Kessel machte den Eindruck, als stünde er kurz vor der Explosion, wahrscheinlich würde er uns gleich in die Luft sprengen und nur einen schwarzen Fleck in der felsigen Küste von Hastings hinterlassen.
    »Wir müssen hier raus«, entschied Patrick und zog mich aus dem Raum. Wenn gleich ein Bademeister in den Raum gestürmt wäre und »Taaannenaufguss« gebrüllt hätte, wäre ich nicht verwundert gewesen.
    Völlig erschöpft, stolperten wir die Kellertreppe hoch, im Wohnzimmer herrschte eine gespenstische Ruhe, die Connors schliefen seelenruhig, so schien es zumindest. Nur in der Küche war der Wasserhahn aufgedreht und spuckte kochend heißes Wasser ins Spülbecken, der Dampf hatte sich bereits als milchige Schicht auf die Fenster gelegt. Wir weckten Jane und versuchten, ihr kurz zu schildern, dass der Boiler soeben versucht hatte, uns zu grillen.
    Sie nickte und schoss zielstrebig an uns vorbei in Richtung Badezimmer. Wir folgten ihr, und als sie die Tür öffnete, saß Großmutter Connor mit ihren Stricknadeln auf dem geschlossenen Klodeckel und arbeitete gedankenverloren an ihrem nächsten Strampelanzug. Neben ihr spuckte die Dusche ebenso wie der Wasserhahn kochend heißes Wasser aus und kleidete den Raum in dichten Dunst. Oma Connor hatte sich eine Dampfsauna gebastelt.
    »Mom, what are you doing here?«, fragte Jane empört, allein die Verschwendung von Energie und Wasser überstieg wahrscheinlich den Durchschnittsverbrauch einer Kleinstadt.
    »I boil the Jörmans«, erwiderte die kleine alte Frau seelenruhig und schaute nur kurz von ihrem Strickzeug auf, um die beiden hummerroten Jugendlichen in der Badezimmertür mit einem abschätzigen Blick zu bedenken.
    Oma Connor hatte also versucht, uns zu kochen. Selbst Jane schien vom Mordversuch ihrer Mutter überfordert zu sein, denn diesmal konnte sie sich nicht mit einem »She just wanted to be sure, that you don’t feel cold« aus der Affäre ziehen.
    »She had bad experiences in the World War, it’s not her fault«, versuchte es Jane dann doch mit der Wahrheit. »Maybe you move to another room?«, bot sie uns an, und wir nickten dankbar.
    Ein paar

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