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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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hier, kennen Sie ihn?»
    Wieder Schulterzucken.
    «Und Bertil Oskar Holmberg? Wer ist das?»
    «Kenne ich nicht.»
    «Sicher?»
    «Ich hab es nicht getan. Ich war gar nicht da. Ich war nicht in der Sankt Paulsgatan.»
    Annika betrachtete den Mann vor sich forschend, suchte seine Augen.
    Die Pupille ist eine Öffnung direkt zum Hirn. Ich müsste seine Gedanken sehen können.
    «Falls Sie die Wahrheit sagen, muss jemand anderes es getan haben.»
    Er starrte sie an.
    «Falls Sie die Wahrheit sagen», wiederholte Annika, etwas lauter jetzt, «dann bedeutet das, Sie wissen, wer der wirkliche Mörder ist, aber Sie sitzen lieber lebenslänglich hier drin, als zu erzählen, was Sie wissen. Und warum tun Sie das?»
    Sein Mund hatte sich wieder geöffnet.
    «Weil Sie hier wenigstens am Leben bleiben. Wenn Sie sagen würden, was Sie wissen, wären Sie ein toter Mann. Stimmt's? Und wieso fragen Sie nach Olga? Haben Sie Angst, dass sie noch Zeit hatte zu reden?»
    Er antwortete nicht. Sie erhob sich, sein Blick folgte ihr.
    «Ich kann zur Not akzeptieren», sagte sie zur Tür gewandt, «dass Sie nicht verraten, wer diese Menschen umgebracht hat, um Ihre eigene Haut zu retten. Aber da ist eine andere Sache, die ich nicht begreife.»
    Sie drehte sich um und sah ihn an.
    «Wieso war David Lindholm der Einzige, der glaubte, dass Sie unschuldig sind? Wie kommt es, dass einer der berühmtesten Polizisten Schwedens der Einzige war, der Ihren Worten traute? Etwa deshalb, weil er so viel besser war als alle anderen Bullen?
    Weil er ganz andere Dinge in den Ermittlungen sah als die Staatsanwaltschaft, die Verteidigung oder das Gericht? Nein, so war es nicht, oder?»
    Sie setzte sich auf die kleine Kommode, die Laken und Decken enthielt.
    «David kann nur an Ihre Unschuld geglaubt haben, weil er etwas wusste, das niemandem sonst bekannt war. Er hat Ihnen geglaubt, weil er wusste, wer es wirklich getan hatte, oder weil er meinte, es zu wissen. Ist es nicht so?»
    Filip Andersson rührte sich nicht.
    «Dass Sie den Mund halten», fuhr Annika fort, «das kann ich verstehen. Sie sitzen ja schließlich hier. Aber eine Sache ist mir völlig unbegreiflich: Warum hat David geschwiegen?»
    Sie erhob sich wieder.
    «Ihnen glaubt sowieso keiner», sagte sie. «Aber David hatte alle Möglichkeiten der Welt, preiszugeben, was er wusste. Er wäre wieder einmal der Held des Tages gewesen.
    Es gibt nur eine wahrscheinliche Erklärung für sein Verhalten.»
    Der Mann starrte auf die Vorhänge. Er schwieg.
    «Ich habe mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken darüber gemacht. David hatte die Hosen ebenfalls gestrichen voll», sagte Annika. «Nicht, dass er befürchtete, umgebracht zu werden, das scheint nicht seine Sorge gewesen zu sein. Nein, er hatte vor etwas anderem Angst.»
    Sie setzte sich wieder, lehnte sich zur Seite, um Filip Anderssons Blick einzufangen.
    «Was war so wichtig für David?», fragte sie. «Was hat ihm derart viel bedeutet, dass er deswegen über einen Mehrfachmord schwieg? War es Geld? Ansehen? Seine Karriere?
    Oder Weiber? Sex? Rauschgift? War er drogenabhängig?»
    Filip Andersson senkte den Blick, er hantierte an einem Taschentuch herum.
    «Was hatten Sie eigentlich miteinander zu tun? Was verband Sie beide? Er kannte Sie schon, bevor die Morde geschahen, Sie hatten Kontakt, lange bevor das alles passierte, nicht wahr? Und wer weiß, vielleicht sind Sie wirklich unschuldig, was diese schrecklichen Hinrichtungen angeht, das kann ich nicht beurteilen, aber Sie sind ein ziemlich schräger Vogel. Wieso hatten Sie Umgang mit einem bekannten Polizisten?
    Und wieso um alles in der Welt riskierte er Ihretwegen seine Karriere?»
    Filip Andersson seufzte schwer und blickte auf.
    «Sie haben im Grunde nicht das kleinste bisschen begriffen», sagte er, «wissen Sie das?»
    «Ja, lieber Himmel, dann erzählen Sie es mir doch», erwiderte Annika. «Ich bin ganz Ohr.»
    Er sah sie an, mit einer Trauer, die bis in alle Ewigkeit zu reichen schien.
    «Sind Sie sicher, dass Sie es wirklich wissen wollen?», fragte er. «Sind Sie bereit, den Preis zu bezahlen, den es kostet, um zu vorstehen?»
    «Unbedingt», sagte Annika.
    Er schüttelte den Kopf, erhob sich langsam. Er sah sie nicht an, als er die Hand auf ihre Schulter legte und den Knopf drückte, mit dem man die Zentralwache anrief.
    «Glauben Sie mir», sagte er. «Das ist es nicht wert. Wir sind fertig.»
    Das Letzte sagte er in das Stentofon.
    «Gehen Sie nicht», bat Annika. «Sie haben

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