Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
doch noch gar nicht geantwortet.»
    Sein Gesichtsausdruck war beinahe liebevoll.
    «Schreiben Sie ruhig über mein Wiederaufnahmegesuch», sagte er. «Ich glaube wirklich, es gibt eine Chance, dass man das Verfahren neu aufrollt. Zum Zeitpunkt der Morde war ich in Bromma.»
    Annika nahm Block und Stift.
    «Ihr Handy war dort. Welchen Beweis gibt es, dass Sie auch selbst damit telefoniert haben?»
    Er starrte sie an, ohne noch die Chance zu haben, darauf zu antworten, denn die Tür ging auf, und er wurde abgeholt. Die anstaltseigenen Plastiklatschen schlappten über den Fußboden.
    Was ist das, was ich nicht zufassen bekomme? Da ist noch mehr, etwas, was ich ihn hätte fragen müssen. Verdammter Mist!
    Sie schwebte durch den hundert Meter langen Stahlkäfig Richtung Ausgang. Es wehte heftig. Davon abgesehen war es totenstill.
    Am äußersten Tor angekommen, blieb sie stehen. Der Zaun erstreckte sich zu beiden Seiten bis zum Horizont, sie drehte den Kopf und sah vom einen Ende zum anderen, wurde von einem solchen Schwindel gepackt, dass sie sich am Tor festklammern musste. Sie drückte auf den Sprechknopf, wieder und wieder, schnell hintereinander, kindisch und drängelnd.
    «Kann ich bitte raus!», rief sie, und dann summte das Schloss, das Tor glitt auf, und sie war draußen, sie stand vor dem Elektrozaun, und sofort war die Luft kälter und klarer. «Danke», sagte sie in Richtung der stummen Überwachungskamera.
    Sie ließ die Stahltür zuschlagen. Ging den Zaun entlang, weiter und immer weiter, bis sie die Ortschaft erreichte, dann bog sie nach links in eine Straße namens Stenevägen und wanderte sie hinunter, endlos vorbei an einer Schule auf der einen Straßenseite und einer weiteren Schule auf der anderen, vorbei an Holzhäusern und Backsteinhäusern und einem einsamen Wohnblock aus Eternitplatten, bis sie die Eisenbahngleise direkt vor sich sah. Da blieb sie stehen und schüttelte ihre Armbanduhr hervor.
    Eine Stunde und zwanzig Minuten, bis ihr Zug ging.
    Sie sah zum Bahnhof hinüber, der links von ihr lag. Von Sibyllas Wurstbude hatte sie genug.
    Rechter Hand lag ein Cafe namens Sveas. Sie schluckte und ging hinein. Setzte sich mit Kaffee, Kuchen und der Lokalzeitung
Nerikes Allehanda
an einen Fenstertisch.
    Eine Radfahrerin war am Tag zuvor gegen 13 Uhr an der Kreuzung Fredsgatan / Skolgatan in Örebro angefahren und leicht verletzt worden.
    Eine andre Frau forderte 7000 Kronen Entschädigung, weil sie in einer Gastwirtschaft angespuckt worden war.
    Der Jugendfreizeitgruppe in Pälsboda waren von der Gemeinde 10000 Kronen bewilligt worden, um einen Musikraum einzurichten.
    Annika schloss die Augen und sah das Blut im Treppenhaus in der Sankt Paulsgatan vor sich.
    Sie schob den Kuchen weg, stand auf und holte sich ein Glas Wasser. Dann setzte sie sich wieder und starrte zum Imbiss hinüber.
    Sind Sie sicher, dass Sie es wirklich wissen wollen? Sind Sie bereit, den Preis zu bezahlen, den es kostet, um zu verstehen? Glauben Sie mir. Das ist es nicht wert.
    Sie presste die Handflächen gegen die Stirn.
    Er bestätigte es ja praktisch. Das würde in einem Gerichtsverfahren nicht ausreichen, aber er hatte ihre Vermutung untermauert.
    David Lindholm und Filip Andersson hatten irgendwelche krummen Geschäfte zusammen gemacht, es war nicht ganz klar, welcher Art und wieso, aber sie hatten sich seit langem gekannt und waren irgendwie alle beide in die Axtmorde verwickelt.
    Und nun war David selbst ermordet worden. Filip Andersson hatte sich entschieden, lebenslänglich im Knast zu sitzen, um nicht auch umgebracht zu werden.
    Das kann kein Zufall sein. Das muss irgendwie zusammenhängen
    Die drei Opfer in der Sankt Paulsgatan waren erschlagen worden.
    David wurde erschossen.
    Äußerlich gab es also keinerlei Ähnlichkeiten.
    Bis auf die außerordentliche Grausamkeit. Die symbolische Kastration.
    Sie keuchte auf.
    Du sollst nicht stehlen. Ab mit der Hand. Du sollst nicht ehebrechen. Ab mit dem Schwanz.
    Falls Filip Andersson unschuldig ist, läuft der wirkliche Mörder immer noch frei herum.
    Mein Gott! Es könnte derselbe Täter sein!
    Eine weitere Schlussfolgerung dämmerte in ihrem Kopf herauf.
    Dann hat Julia es nicht getan! Und dann lebt Alexander vielleicht noch!
Sie griff nach ihrem Handy und wählte die Nummer der Justizvollzugsanstalt Kronoberg in Stockholm. Den Weg über den faulen Anwalt zu nehmen war sinnlos. Die Haftbeschränkungen für Julia Lindholm waren aufgehoben, also gab es kein juristisches

Weitere Kostenlose Bücher