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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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nur Block und Stift mit. Ihren Stift.»
    Die Wachleute nickten. Sie nahm ihre Sachen und ging zurück in den Warteraum, schloss Spind Nummer zehn auf und schob ihre Tasche hinein, zog dann die Tür zur Besuchsabteilung auf und umrundete die Schleuse. Sie lächelte unsicher und fühlte sich seltsam bemüht, es recht zu machen.
    «Ist es üblich, dass die Gefangenen Besuch bekommen?», fragte sie.
    «Wir haben 5000 Besucher pro Jahr, aber nicht gleichmäßig verteilt. Vierzig Prozent der Inhaftierten bekommen nie Besuch.»
    «Und David Lindholm? Meines Wissens war er ein paar Tage vor seinem Tod hier.»
    «Vertrauensmänner und Bewährungshelfer sehen wir ziemlich oft», sagte die Frau.
    Der Wachmann hängte ihren Presseausweis mit einer großen Metallklammer an ein Schwarzes Brett. Er legte ein Dokument vor sich auf den Tresen und zeigte auf eine Reihe verschiedener Paragrafen, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden.
    «Sie werden möglicherweise aufgefordert, sich zu entkleiden und von zwei Beamtinnen eine Leibesvisitation vornehmen zu lassen», sagte er. «Sie haben das Recht, dieser Aufforderung nicht nachzukommen. In dem Fall werden Sie nicht eingelassen. Es ist weiterhin möglich, dass Sie einem Drogensuchhund vorgeführt werden. Auch dies können Sie ablehnen. Dann gilt dasselbe wie oben, Sie erhalten keinen Zutritt. Es ist Ihnen nicht gestattet, Lebensmittel gleich welcher Art bei sich zu führen. In sämtlichen Räumen gilt Rauchverbot. Sie müssen schriftlich Ihr Einverständnis erklären, dass Sie im Besuchszimmer zusammen mit dem Inhaftierten eingeschlossen werden.»
    Annika nickte und schluckte. Es war sehr still. Sie unterschrieb mit dem gelben Bic, dass sie mit sämtlichen Bedingungen einverstanden war.
    «Wir bieten Obst, Kaffee und Kuchen an. Sind Kinder dabei, erhalten sie Saft. Möchten Sie etwas?», fragte die Wachfrau, während sie einen Korridor mit nummerierten Türen entlanggingen. Sie zeigte auf einen Servierwagen.
    Der Gedanke an Kinder in diesen Räumen jagte Annika einen kalten Schauer über den Rücken. Sie schüttelte den Kopf.
    «Hier ist Raum fünf. Ich werde kurz kontrollieren, wie es darin aussieht. Sie müssen den Raum anschließend selbst säubern.»
    Die Beamtin öffnete die Tür und trat vor Annika in das enge Zimmer.
    «Dort befinden sich Dusche und Toilette», sagte sie mit einer jeweiligen Handbewegung. «Hier sehen Sie das Stentofon, drücken Sie den Knopf, wenn Sie die Zentralwache anrufen möchten. Gleich daneben ist der Notruf. Hoppla, da liegen ja noch Spielsachen …»
    Sie bückte sich und hob ein kleines Kuscheltier und ein Plastikkarussell vom Fußboden auf.
    «Das ist von einem Inhaftierten, der gestern Besuch von seinem kleinen Sohn hatte», sagte sie entschuldigend.
    «Wie traurig», sagte Annika unbeholfen.
    Die Wachfrau lächelte.
    «Wir versuchen, das Beste draus zu machen. Die Kinder bekommen Luftballons mit, wenn sie gehen. Jimmy bläst sie ihnen auf.»
    «Jimmy?»
    «Mein Kollege.»
    Sie zeigte auf eine niedrige Kommode.
    «Laken und Decken sind in der Schublade. Ich werde den Gefangenen jetzt holen lassen.»
    Sie ging zur Tür und ließ Annika neben dem Möbel zurück, das praktisch den gesamten Platz einnahm: ein schmales Bett mit Schaumgummimatratze.
    Die Tür fiel mit einem dumpfen Geräusch zu, der Schlüssel wurde umgedreht.
    Holy fucking shit, worauf habe ich mich da eingelassen?
    Sie starrte die Wände an, sie krochen auf sie zu und verschlugen ihr den Atem.
    Wie soll ich das nur hinkriegen? Ein Plan, sofort!
    Es gab einen einzigen Stuhl im Zimmer, und sie beschloss, ihn für sich in Anspruch zu nehmen. Sie hatte nicht im Entferntesten vor, neben dem Axtmörder im Bett zu landen.
    Sie legte Block und Stift auf die Kommode, die konnte sie als Schreibtisch benutzen. Ihr Blick wanderte an den Wänden entlang. Dort hing eine Grafik, ein paar Hafenarbeiter in Schwarzweiß, die sich innerhalb eines braunroten Rahmens auf einem Kai abmühten. Das Poster war die Ankündigung einer Ausstellung von Torsten Billman im Nationalmuseum. 17. Juni bis 10. August 1986.
    Hinter ihrem Rücken waren zwei Fenster. Sie spähte durch die Vorhänge. Die gleichen weißen Eisengitter wie draußen im Eingang mit den Blechspinden.
    Möchte mal wissen, wie lange ich warten muss. Ist bestimmt ein ganz schönes Stück zu gehen für die Inhaftierten.
    Die Zeit schlich dahin. Sie sah auf die Uhr, viermal in drei Minuten, dann zog sie den Ärmel über die Armbanduhr, um sie nicht

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