Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
mehr sehen zu müssen. Sie betrachtete den Metallkasten, der Stentofon genannt wurde, ihr Blick blieb gleich nebenan am Notrufknopf hängen.
    Sie merkte, dass sie schwitzte, obwohl es ziemlich kühl in dem Zimmer war.
    Plötzlich rasselte es im Schloss, es klapperte und schepperte, und dann ging die Tür auf.
    «Sagen Sie Bescheid, wenn Sie fertig sind», sagte die Wärterin und trat zur Seite, um den Gefangenen einzulassen.
    Annika stand auf und starrte den Kerl an, der den Raum betrat.
    Wer zum Teufel ist das denn?
    Der Mann auf den Prozessfotos hatte langes Haar gehabt und einen muskulösen Eindruck gemacht, mit sonnengebräunter Haut und arroganten Lippen. Dieser Typ hier war ein Greis mit kurzgeschorenem, angegrautem Haar und einer richtigen Wampe, in ausgeblichenen Häftlingsklamotten und mit Plastiklatschen an den Füßen.
    Vier fahre – kann eine solche Veränderung in nur vier Jahren möglich sein?
    Er streckte die Hand aus.
    «Ich hoffe, die Sicherheitskontrolle hat Ihnen nicht allzu viele Umstände gemacht», sagte er.
    Annika musste den Impuls unterdrücken, zu knicksen.
    Dieser Ort hier macht seltsame Sachen mit Menschen.
    «Nicht mehr als bei einem Flug nach Göteborg», sagte sie.
    «Wir Häftlinge kommen von der anderen Seite und müssen dasselbe über uns ergehen lassen», sagte er, ohne ihre Hand loszulassen. «Sie haben recht, es ist nicht so schlimm, obwohl wir unsere Schuhe wechseln müssen. Wir könnten ja die Sohlen unserer Turnschuhe aushöhlen und sie mit Rauschgift füllen.» Annika zog ihre Hand zurück.
    «Wenn wir zurück in unsere Abteilung gehen, ist es allerdings schlimmer. Dann müssen wir strippen. Und nackt durch den Metalldetektor gehen. Sie müssen ja kontrollieren, ob wir nicht vielleicht Waffen im Arsch stecken haben.»
    Sie beeilte sich, auf dem Stuhl Platz zu nehmen, was ihm nur das Bett übrigließ. Er setzte sich. Ihre und seine Knie berührten sich fast. Annika rutschte ein Stück zurück und griff nach Block und Stift.
    «Sie überprüfen die Schleuse jeden Tag», sagte Filip Andersson. «Das erscheint vielleicht pingelig, aber es wirkt. Kumla ist ein Superknast, gemessen an den Maßstäben der Gesellschaft. Hier gibt es fast keine Drogen. Sehr wenig Ausbrüche.
    Tatsächlich keine mehr seit dieser Befreiungsaktion damals. Und es kommt auch nicht sehr häufig vor, dass jemand umgebracht wird …»
    Annika schluckte so laut, dass sich das Echo an den Wänden brach.
    Er legt es darauf an, mich zu schockieren. Am besten gar nicht darauf achten.
    «Lebenslänglich», sagte sie. «Wie wird man damit fertig?»
    Das war nicht die Frage, mit der sie hatte beginnen wollen. Überhaupt nicht. Sie kam einfach so.
    Er sah sie schweigend an, sein Blick hatte etwas Wässriges.
    Nimmt er Glückspillen?
    «Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen», sagte er. «Es gibt neue Anhaltspunkte in meiner Sache. Ich habe ein Wieder aufnahmeverfahren vor dem Obersten Gerichtshof beantragt.»
    Er sagte das, als habe er gerade die Sensationsbombe des Jahrhunderts platzen lassen.
    Annika sah ihn an und versuchte, nicht zu blinzeln. Was meinte er damit? Welche Reaktion erwartete er?
Nein, das ist ja unglaublich, wie aufregend,
oder wie? Jeder kleine Ganove beantragte doch Revision beim OGH.
    Sie tastete sich durch die Stille des Raums, suchte nach ein paar höflichen Worten, um weiterzumachen.
    «Welche Art von Anhaltspunkten?», sagte sie schließlich, und er nickte ihr zu, sie möge sich schreibbereit machen, was sie auch tat.
    «Haben Sie die Informationen gelesen, die ich Ihnen geschickt habe?»
    Sie nickte, sie hatte sie überflogen. Zumindest die obersten.
    Filip Andersson stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und beugte sich vor. Annika wich langsam zurück.
    «Ich bin unschuldig verurteilt worden», sagte er und betonte jedes Wort. «Der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens enthält die Beweise.»
    War der Wiederaufnahmeantrag in dem Papierstapel gewesen, den er ihr geschickt hatte? Sie meinte, nein.
    «Was denn für Beweise?», sagte sie und malte ein kleines Fragezeichen auf ihren Block.
    «Das Handy», sagte er und nickte nachdrücklich.
    Sie sah ihn an, den dicken Bauch, die blassen Arme. Der Eindruck, er sei früher muskulöser gewesen, war vermutlich falsch; er hatte wohl nur sehr gut geschnittene Anzüge getragen. Seine Haare hatte er damals vielleicht gefärbt. Sie wusste, dass er siebenundvierzig war, aber er sah bedeutend älter aus.
    «Wie bitte?», fragte Annika.
    «Die Ermittler

Weitere Kostenlose Bücher