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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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haben die Telefonprotokolle doch gar nicht geprüft! Ich war nicht in der Sankt Paulsgatan, als die Morde passierten.»
    «Wo waren Sie dann?»
    Erst riss er die Augen auf, dann verengte er sie zu schmalen Schlitzen.
    «Was zum Teufel geht Sie das an?», schnauzte er, und Annika merkte, wie der Puls wieder in ihrem Hals klopfte; sie musste sich zwingen, nicht nach Luft zu schnappen.
    «Gar nichts», sagte sie. «Es geht mich nichts an.» Ihre Stimme klang viel zu hell.
    Filip Andersson hob einen Finger und stach ihn ihr direkt ins Gesicht.
    «Einen Scheiß wissen Sie!», sagte er mit einer Wut, die nicht recht glaubwürdig war.
    Auf einmal beruhigte Annikas Puls sich wieder. Sie blickte in seine wässrigen Augen und erkannte darin Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Er klammerte sich an jeden Strohhalm.
    Er ist ein in die Ecke gedrängter Hund, der bellt, aber hier drinnen kann er nicht beißen. Es ist nicht gefährlich, es ist nicht gefährlich.
    Der Mann erhob sich hastig und ging zur Tür, zwei ziemlich kurze Schritte, machte kehrt und kam zurück, stemmte seine Hände auf jeweils eine Armlehne ihres Stuhls und beugte sich über sie. Er hatte Mundgeruch.
    «Sie sind hier, um über meinen Wiederaufnahmeantrag zu schreiben», sagte er. «Und nicht, um mir eine Menge neugieriger Fragen zu stellen!»
    «Da irren Sie sich», erwiderte sie, und es war ihr egal, dass sie seine ausgeatmete Luft in den Mund bekam.
«Ich
    habe darum gebeten, Sie besuchen zu dürfen, und es gelten
meine
Bedingungen.»
    Er stieß sich von den Armlehnen ab und richtete sich auf.
    «Beruhigen Sie sich und hören Sie mir zu, dann werden Sie verstehen, was ich will», sagte Annika. «Aber wenn Sie weiterhin Forderungen stellen, gehe ich.»
    «Warum sollte ich Ihnen zuhören?»
    «Ich weiß viel mehr, als Sie ahnen», sagte Annika. «Ich war dort.»
    «Was?»
    «Ich war dort.»
    Er ließ sich geräuschvoll aufs Bett sinken, den Mund halb offen.
    «Wo?»
    «Ich habe die Polizeistreife begleitet, die an jenem Abend als Erste den Tatort in der Sankt Paulsgatan erreichte. Ich habe nicht viel gesehen, aber viel gespürt.»
    «Sie waren dort? Was haben Sie gesehen?»
    Sie ließ ihn nicht aus dem Blick.
    «Das Blut. Es war die Wände hinaufgespritzt, und es rann die Treppenstufen hinunter.
    Langsam, es war ziemlich dickflüssig, aber hell, ganz hellrot. Die Wände waren gelb.»
    «Sonst haben Sie nichts gesehen?»
    Sie blickte zu den Hafenarbeitern hoch, die auf Torsten Billmans Kunstwerk unter der Last der Säcke ächzten.
    «Die Haare. Sie waren dunkel. Die Frau lag auf dem Treppenabsatz und bewegte den Kopf. Julia Lindholm ging als Erste die Treppe hoch, danach kam Nina Hoffman und dann ich, ich ging als Letzte und Julia als Erste, aber Nina gab die Befehle, sie war es, die die Waffe zog.»
    Sie sah ihn wieder an.
    Filip Andersson starrte zurück.
    «Hat sie etwas gesagt?»
    «Sie schrie ‹Polizei›, das schrie sie, ‹auf Sie ist eine Waffe gerichtet. Julia, du nimmst die Tür. Annika, raus hier.) Das schrie sie. Und da habe ich mich umgedreht und bin weggerannt.»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Ich meine nicht die Polizistin. Olga.»
    «Wer?»
    «Die Dunkelhaarige.»
Er meint das Opfer.
    Annika konnte den Schluckreflex nicht unterdrücken.
    «Ich weiß nicht», sagte sie. «Ich glaube nicht, dass sie was gesagt hat. Sie starb, noch bevor der Rettungswagen da war.»
    Die Stille, die im Raum herrschte, hatte jetzt einen anderen Charakter, sie war nicht mehr unsicher tastend, sondern schwer und erstickend.
    «Was wissen Sie über Algot Heinrich Heimer?», fragte sie, und Filip Andersson zuckte zusammen, es war nur eine flüchtige Andeutung um den Mund, doch Annika sah es.
    «Wer?»
    «Er ist tot, aber das ist kaum Ihre Schuld. Woher kannte er David?»
    Das wusste Annika bereits, wenigstens zum Teil. Sie hatten die Fallschirmspringerfirma zusammen betrieben.
    Der einstige Finanzmann sah sie mit leerem Blick an.
    «Falls Sie nichts mehr zu sagen haben, gehe ich jetzt», sagte Annika.
    «Sie waren seit ihrer Kindheit enge Freunde», sagte der Mann leise. «David war wie ein großer Bruder für Henke.»
    Henke?
    «Aber Henke kam auf die schiefe Bahn», sagte Annika.
    «David hat wirklich versucht, ihm zu helfen, aber es war aussichtslos.»
    «Warum wurde er erschossen?»
    Filip Andersson zuckte die Schultern.
    «Vielleicht hatte er was angestellt.»
    «Oder man hat ihn als Werkzeug benutzt, vielleicht, um sich an David zu rächen. Mike Stevens sitzt auch

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