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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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weißgeschlämmten Backsteinen. Das Namensschild war wuchtig und aus gebürstetem Stahl, daneben klebte ein handgeschriebener Zettel.
    T. Samuelsson.
    Sie klingelte.
    Gott sei Dank war es Thomas, der öffnete.
    Sie hatte ihn seit Juli nicht mehr gesehen.
    Er trug die Haare kurz. Sein Pony stand senkrecht zu Berge, es sah seltsam aus und ließ ihn älter erscheinen. Die Gesichtszüge waren schärfer, als sie sie in Erinnerung hatte. Er trug einen schwarzen Anzug und glänzende Schuhe.
    Immer habe ich seine Schuhe geputzt. Möchte mal wissen, ob er es jetzt selbst macht.
    «Darfst du keinen Vornamen haben?», fragte sie und deutete auf den Zettel.
    «Du bist spät dran», sagte er. «Wir müssen sofort los.»
    Er war auffallend nervös, drehte ihr den Rücken zu und streckte sich nach seinem Mantel, der an einer schnörkeligen schmiedeeisernen Garderobe hing.
    Sofia
D S
Grenborg kam herangetrippelt, die Hand ausgestreckt und ein einschmeichelndes Lächeln ins Gesicht zementiert. Sie trug einen leuchtend gelben Pullover, der sie in Kombination mit den gelbblonden Haaren wie ein Osterküken aussehen ließ. Es dauerte eine Sekunde, bis Annika realisierte, dass der Pullover exakt das gleiche Modell war wie der kornblumenblaue.
    Was für ein Glück, dass ich keine Zeit hatte, ihn zu waschen.
    «Mama!»
    Der Schrei kam aus der Tiefe der Wohnung, begleitet von rennenden Füßen. Kalle schubste Sofia
D S
Grenborg beiseite und umschlang Annikas Beine, Ellen kam mit ihrer neuen Poppy im Arm hinterhergetrappelt und drängte sich ebenfalls an DS vorbei. Annika ließ Tasche und Jacke einfach fallen und sank mit beiden Kindern im Arm zu Boden, lachte aus vollem Hals und wiegte sie hin und her. Es war, als hätte sie die beiden seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen, obwohl sie sie noch am Montag in den Kindergarten und zur Schule gebracht hatte. Sie küsste sie auf Haare und Wangen und drückte sie und kitzelte sie und küsste auch Poppy ab, sicherheitshalber.
    Thomas räusperte sich.
    «Ja», sagte er, «wir sollten mal langsam los…»
    «Wie geht es dir?», fragte Annika, strich ihrer Tochter die Haare aus dem Gesicht und betrachtete sie forschend. «Hast du heute noch gebrochen?»
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    Annika sah zu Thomas hinauf.
    «Ist sie fieberfrei?»
    «Seit dem Mittagessen», antwortete er. «Morgen kann sie wieder in den Kindergarten, deshalb sollte sie um acht im Bett liegen. Was hast du mit der Hand gemacht?»
    Annika kam wieder hoch, mit Ellen auf dem Arm.
    «Hab mich beim Kochen geschnitten. Ich muss ein bisschen arbeiten, wenn die Kinder sich hingelegt haben. Gibt es hier einen Computer, den ich benutzen kann?»
    «Sicher, sicher», sagte Thomas und deutete auf ein großes Atelier, das den größten Teil des Dachgeschosses einzunehmen schien.
    Annika bewegte sich an
D S
Grenborg vorbei, ohne irgendeine Notiz von ihr zu nehmen.
    «Hier ist mein Arbeitszimmer», sagte Thomas und öffnete die Tür zu einem engen kleinen Raum hinter der Küche. «Hier kannst du sitzen. Wir bleiben nicht lange, oder, Söfchen?»
    Söfchen? Du großer Gott!
    «Na ja», sagte Söfchen
D S
Grenborg und zog sich einen Mantel und ein paar Handschuhe aus schwarzem Nappa-leder an, «ich denke, dass Mutter hinterher wohl noch dinieren möchte, ich glaube, sie hat einen Tisch im Opernrestaurant reservieren lassen …»
    Obwohl, mich hat er ja auch Anka genannt…
    «Ich muss nicht weg», sagte Annika kurz, ohne die andere Frau anzusehen, nahm Kalle an die Hand und ging auf die Geräusche von
Bolibompa
zu. Thomas folgte ihr und sah ihnen zu, wie sie es sich in dem schwarzen Ledersofa vor dem Plasmafernseher mit dem Kinderprogramm gemütlich machten. Er blieb in der Tür stehen, Annika spürte seinen Blick und merkte, wie ihr Puls schneller ging.
    Er sieht so gut aus, so wahnsinnig gut, selbst mit kurzen Haaren.
    «Danke, dass du aushilfst», sagte er leise. Sie schluckte und wandte den Blick nicht vom Fernsehschirm. «Thomas, kommst du?»
Wie hält er diese Stimme bloß aus?
    Er verschwand in den Flur, und sie hörte das Klirren von Schlüsseln und Handys, die in Hand- und Jackentaschen verstaut wurden, und dann fiel die Wohnungstür zu, und Stille breitete sich aus in Söfchen
Dumme Schlampe
Grenborgs schrecklichem
Penthouse.
    Die Kinder gingen zur selben Zeit und ebenso widerstrebend ins Bett wie zu Hause, da war kein großer Unterschied. Sie wuschen sich und putzten Zähne, zogen sich aus, steckten die schmutzigen

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