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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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an.»
    «Das habe ich versucht, aber es ist abgeschaltet. Haben Sie seine neue Festnetznummer?»
    Annika holte tief Luft und nahm Anlauf.
    «Er ist zu seiner Geliebten gezogen, versuchen Sie doch mal, da anzurufen.»
    «Oh, verdammt», sagte der Mann, und zu Annikas Arger schien er beinahe amüsiert zu sein. «Die Geliebte hat also Telefon?»
    «Von wem soll ich grüßen?», fragte Annika und hörte selbst, wie zickig sie klang.
    «Ich heiße Jimmy Halenius und rufe aus dem Ministerium an. Spreche ich mit Annika?»
    Annika richtete sich auf.
    Jimmy Halenius, der Staatssekretär. Thomas' Chef und der engste Mitarbeiter des Ministers. «Ja», sagte sie. «Oh.»
    «Es war sehr nett bei Ihnen, obwohl es ja schon eine Weile her ist.»
    Sie waren sich einmal begegnet, bei dem folgenschweren Essen, das Thomas und sie in ihrer Villa in Djursholm gegeben hatten, ein paar Tage bevor das Haus abbrannte.
    «Das finde ich auch», erwiderte sie kurz.
    «Ich habe Thomas' Memorandum in meiner Mailbox gehabt und muss ihn unbedingt sprechen, könnten Sie ihm das freundlicherweise ausrichten?»
    «Wieso?», fragte sie. «Was ist denn so dringend?»
    Der Mann schwieg. Wegen seines spöttischen Tonfalls rechnete sie mit etwas Anzüglichem oder Sexistischem,
zerbrechen Sie sich darüber mal nicht Ihr hübsches Köpfchen
oder so was in der Art, aber es kam nichts dergleichen.
    «Ich habe ihm eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, aber er hat nicht zurückgerufen», sagte er ein wenig steif.
    Annika holte tief Luft.
    «Er arbeitet heute zu Hause. Ellen ist krank. Ich sehe ihn heute Abend, ich hüte die Kinder, weil er und Sofia in die Oper gehen …»
    Sie verstummte und biss sich in die Wange. Wieso erzählte sie Jimmy Halenius das?
    «Bitten richten Sie ihm aus, er möchte mich anrufen», sagte er.
    «Weil ich es andernfalls morgen früh in der Zeitung lese?», sagte sie und hätte sich am liebsten geohrfeigt.
    Warum zum Teufel sage ich so was nur?
    Aber der Staatssekretär lachte bloß kurz.
    «So in etwa», sagte er und legte auf.
    Sie blieb noch eine Weile mit dem Hörer in der Hand stehen.
    Thomas hatte offenbar im Büro nichts davon gesagt, dass sie sich scheiden lassen würden. Aber warum hätte er das auch tun sollen?
    Sie legte auf und sammelte den Rest der Schmutzwäsche zusammen. Das letzte Stück auf dem Haufen war der blaue Pullover, den Thomas ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, das Einzige, was aus ihrem vorigen Leben übrig geblieben war. Sie hatte ihn in der Nacht getragen, als das Haus abbrannte. Sie hatte vorgehabt, ihn heute Abend wieder anzuziehen, weil er eine Verbindung war zwischen der früheren Annika und der, die sie jetzt war. Außerdem wusste sie, dass Thomas ihn an ihr liebte. Es war ein feminines Modell, mit einem tiefen Dekollete, eigentlich überhaupt nicht ihr Stil, aber sie mochte die kornblumenblaue Farbe.
    Sie presste den Pullover tief in den Korb und verbiss sich die aufsteigenden Tränen.
    Was kümmert es mich, was Thomas mag?
    Honiggelb und überladen mit Stuck, Erker mit Sprossenfenstern. Das hier war eines der gediegenen Geldanlageobjekte der Grenborg-Sippe.
    Annika stand im Dunkeln auf der gegenüberliegenden Straßenseite und schaute hinauf zum Appartement im Dachgeschoss und dem hellen Lichtschein, der aus den Dachfenstern strahlte.
    Dort drinnen sind sie. In dem weißen Licht.
    Sie war schon mal hier gewesen. Vor einem Jahr, im letzten November, am Tag nachdem sie entdeckt hatte, dass Thomas sie betrog, hatte sie genau an dieser Stelle gestanden und genau dort hinaufgeschaut. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, sie musste sich an der Hauswand abstützen, um nicht zu stürzen. Sie kämpfte gegen den Schwindel und die Übelkeit an, bis sie nach einigen Sekunden über die Straße gehen konnte.
    Sie stand vor der dunkelbraunen, reichverzierten Haustür und drückte auf die Klingel, Thomas hatte ihr keinen Haustürcode genannt.
    Eine Frauenstimme antwortete, Sofia
Dumme Schlampe
Grenborg.
    «Herein, herein und herzlich willkommen. Fünfter Stock, ganz oben, das Penthouse …»
    Penthouse … ? Jesses!
    Das Treppenhaus war aus gelbem und schwarzem Marmor, mit brusthoher dunkler Eichentäfelung und Messingleuchtern mit Rauchglas. Der Teppichbelag war dunkelblau und so weich wie der Meeresboden.
    Sie ging die Treppen hinauf, schwerfällig und schwankend.
    Das Dachgeschoss war viel trister als der Rest des Hauses, eine weiße Sicherheitstür mitten in einer Wand aus

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