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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Sache nicht begriffen und darauf verzichtet hatten, sie zu veröffentlichen?
    Sie wusste nicht, was sie schlimmer finden sollte.
    Mit großen Augen erforschte sie die Titelseite des
Abendblatts.
Darauf prangte riesengroß ein schönes Foto von einer lächelnden Julia mit Blumenkranz im Haar und der Schlagzeile:
Lebenslänglich'.
In der Unterzeile stand:
Exklusiv: Polizistenfrau Julia Lindholm spricht über den Mord an ihrem Mann David, das Verschwinden ihres Sohnes und ihre Zukunft im Gefängnis.
    Das entsprach zwar nicht dem, was im Artikel stand, aber sie hatte keine Lust, sich darüber aufzuregen.
    Auf der Eins kein Wort über das Memo.
    Rasch schlug sie die Zeitung auf, doch sie merkte, dass sie den anderen Kunden im Weg stand, ging ein Stück zur Seite und breitete die Zeitung auf der Eistruhe aus. Sie biss ein großes Stück von der Wurst ab und bekam Senf auf ihren Verband.
    So ein Mist.
    Auf der Sechs und der Sieben war ihr Interview mit Julia Lindholm. Die Acht und die Neun brachten einen Bericht über das Lebenslänglich-Urteil, aber auf Seite zehn war der Artikel über das Memorandum aus dem Justizministerium.
    Emil Oscarsson hatte ihn geschrieben. Er hatte das Potenzial der Geschichte erkannt, hatte den Staatssekretär und den Pressesprecher des Ministers aus dem Bett geklingelt und einen Vorsitzenden der Oppositionspartei ebenfalls. Aufhänger des Artikels war, dass die Analyse eine Katastrophe vorausgesagt habe und das Justizministerium gezwungen gewesen sei, die Notbremse zu ziehen, damit die Kosten des Strafvollzugs nicht völlig unkontrolliert explodierten.
    Annika schluckte krampfhaft.
    Was habe ich angerichtet?
    Sie fragte sich, ob die Frühnachrichten die Sache wohl aufgegriffen und darüber berichtet hatten; sie besaß kein Radio, deswegen wusste sie es nicht.
    Welche Konsequenzen wird das nach sich ziehen? Für Thomas und für die Regierung?
    Ihr Handy klingelte, und die Wurst fiel auf den Fußboden, als sie sich auf ihre Tasche stürzte, um es herauszuholen.
    Es war Nina.
    «Julia liegt immer noch auf der Krankenstation. Sie darf keine Besuche empfangen.»
    So eine Scheiße!
«Bin in zwei Minuten da.»
    Annika stopfte die Wurst und beide Zeitungen in den Abfallkorb und rannte zur Bergsgatan.
    Nina Hoffman war in Uniform. Sie sah aus, als hätte sie die ganze Nacht kein Auge zugetan.
    «Habe ich auch nicht», sagte sie kurz. «Um halb fünf haben wir einen Toten in einer Wohnung am Hornstull aufgefunden. Das hat eine Weile gedauert.»
    «Wissen die Zeitungen davon?», fragte Annika außer Atem.
    «Sah aus wie eine Überdosis, deshalb glaube ich nicht, dass es die Medien interessiert.
    Aber wir müssen ja trotzdem ermitteln. Was haben Sie mit Ihrem Finger gemacht?»
    Sie standen vor dem Eingang des Polizeipräsidiums in Kungsholmen. Annika zog die linke Hand in den Ärmel zurück.
    «Hab mich beim Kochen geschnitten», sagte sie und sah zur Scheelegatan hinüber. Sie spürte Ninas scharfen Blick.
    «Ziemlich dicker Verband», sagte die Polizistin.
    Annika blickte zu Boden, auf das Laub, das nass auf dem Asphalt klebte, auf ihre Boots und auf Ninas klobige Uniformstiefel.
    «Vertrauen wir einander, oder nicht?», fragte Nina und zog sie ein Stück zur Seite, um eine Frau mit Kinderwagen auf dem Bürgersteig vorbeizulassen.
    «Sie waren zu zweit», sagte Annika, als die Mutter vorüber war. «Zwei Männer. Sie haben mich in eine Gasse gezogen, als ich neulich abends auf dem Heimweg von Ihnen war. Gleich neben meinem Hauseingang in Gamla Stan. Sie haben mir fast den Finger abgeschnitten und mir eingeschärft, dass ich sagen soll, ich hätte mich beim Kochen verletzt. Und dass ich kein Wort verraten darf, sonst würden sie die Kinder …
    aufschlitzen … das nächste Mal.»
    Sie bekam kaum Luft.
    Nina griff nach ihrer Hand und betrachtete den Verband. «Und was ist das?» «Senf.
    Scharf.»
    «Es musste sicher genäht werden.»
    «Acht Stiche. Irgendwelche Sehnen sind durch. Ich habe einen von ihnen gebissen, er hat mir auf den Kopf geschlagen, damit ich loslasse.»
    Nina sah sie an, ihre Augen waren dunkel vor Müdigkeit.
    «Sie wissen, was ich Ihnen gesagt habe. Sie müssen vorsichtig sein. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen.»
    Sie blickte die Bergsgatan hinunter.
    «Ich finde, Sie sollten die Finger von der ganzen Sache lassen», sagte sie. «Denken Sie an Ihre Kinder.»
    «Haben Sie die Bilder?»
    Nina zögerte, dann nickte sie.
    «Kommen Sie», sagte Annika. «Die Konditorei in-der

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