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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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draußen im Schärengarten …
    Plötzlich bekam sie keine Luft mehr.
Dieser Scheißkerl!
Sie begann zu weinen.
    Wie zufrieden seine Mutter jetzt wohl ist, dass ich raus aus dem Spiel bin. Sie findet bestimmt, dass Sofia
Dumme Schlampe
Grenborg eine viel bessere Mama ist als ich.
    Wie kann er mir das nur antun?
    Das Selbstmitleid sprang sie mit einer Wucht an, die ihr vollständig den Atem raubte.
    Schnell ging sie zurück in Thomas' Arbeitszimmer hinter der Küche und setzte sich an den Laptop. Mit einer wütenden Handbewegung wischte sie sich die Tränen ab. Der Rechner war in den Stand-by-Modus gegangen, erwachte aber rasch wieder, als sie die Maus bewegte.
    Sie suchte die Mail an den Staatssekretär heraus.
    Wenn dieses Memorandum irgendwie an die Öffentlichkeit drang, würden die Konsequenzen für die gesamte Untersuchung gigantisch sein. Konnte die Direktive nicht befolgt werden, war die ganze geplante Gesetzesnovelle gescheitert. Alle bisherigen Überlegungen wären reif für den Papierkorb, die Arbeit müsste von Grund auf neu begonnen werden, angefangen damit, dass die Regierung eine neue Untersuchung mit neuen Direktiven und neuen Mitarbeitern in Auftrag gab.
    Thomas wäre seinen Job los.
    Sie starrte auf das Memorandum und spürte den Puls rasen. Ein Blick auf die Uhr.
    Halb eins. Sie würden bald da sein.
    Er wird schon zurechtkommen. Er hat ja sein Söfchen.
    Wie konnte sie es anstellen, dass niemand mitbekam, woher die Mail stammte?
    Sie konnte sie nicht einfach weiterleiten, denn dann würde Thomas als Absender gelten. Sie konnte sie auch nicht von ihrem eigenen Mail-Konto aus verschicken, denn dann würden alle wissen, dass sie das Memorandum gestohlen hatte.
    Sie musste sich einen Fake-Account besorgen, eine anonyme und trotzdem so glaubwürdige E-Mail-Adresse, dass die Kollegen in der Redaktion aufschreckten, wenn sie die Mail im Eingangsfach fanden.
    Sie sah wieder auf die Uhr und rief www.hotmail.com auf.
    Mit zittrigen Fingern richtete sie eine nagelneue Mailadresse ein.
    [email protected] Das Ganze dauerte nicht länger als drei Minuten.
    Dann schickte sie Thomas' Mail weiter an die neue Adresse und wartete nervös, bis sie auf dem Hot-Mail-Konto eintraf. Anschließend löschte sie alle Angaben, die verrieten, wer das Memorandum verfasst hatte und von welcher Adresse es ursprünglich gekommen war, und verschickte es ein weiteres Mal, diesmal ans
Abendblatt,
an die Mail-Adresse für Leser-Tipps.
    Gleich würde es im Posteingang der Zeitung «pling» machen.
    Der Reporter, der die Mails kontrollierte, würde über die Absenderadresse stolpern, benannt nach «Deep Throat», dem heimlichen Informanten, den Bob Woodward und Carl Bernstein gehabt hatten, als sie die Watergate-Affäre aufdeckten, und «Rosenbad», dem Namen der schwedischen Regierungskanzlei. Jemand würde die Mail öffnen und ihre kurze Mitteilung lesen:
    Was ich Ihnen hiermit übersende, ist ein internes Memorandum der höchsten Geheimhaltungsstufe aus dem Justizmi nisterium. Sein Inhalt wird weitreichende Konsequenzen für die zukünftige Arbeit der Regierung haben. Staatssekretär Halenius ist informiert.
    Mehr nicht. Das sollte genügen. Alle Signalwörter, die Boulevardzeitungsredakteure elektrisierten, waren enthalten: intern, höchste Geheimhaltung, Justizministerium, weitreichende Konsequenzen, Staatssekretär, informiert…
    Als Letztes löschte sie sämtliche Hot-Mail-Einträge aus dem Browsercache, rief Outlook Express auf und löschte die Mail, die sie weitergeleitet hatte. Dann fuhr sie den Computer herunter.
    In der darauffolgenden Stille hörte sie, wie sich im Treppenhaus der Aufzug in Bewegung setzte.
    Rasch knipste sie die Lampe im Arbeitszimmer aus, durchquerte auf leisen Sohlen das Atelier und landete im selben Moment auf dem schwarzen Ledersofa, als die Eingangstür aufging. Sie stand sofort wieder auf, ging in die Diele und versuchte, müde und verknautscht auszusehen.
    «Wie war's?», fragte Thomas.
    «Gut», sagte sie, nahm ihre Tasche und ihre Jacke und verschwand, ohne die Heimkehrer eines Blickes zu würdigen.
FREITAG, 3. DEZEMBER
    Annika ging zu Seven Eleven in der Klarabergsgatan und kaufte sich zum Frühstück eine Chorizo und beide Boulevardzeitungen. Ihre Hände zitterten leicht, als sie das Geld auf den Tresen legte, ihr war ein wenig mulmig zumute. Was die Zeitung wohl mit dem geheimen Memorandum gemacht hatte?
    Was, wenn es zu einer Regierungskrise führt?
    Was, wenn sie die ganze

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