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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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unangenehm gewesen, dass sie es vorzog, wach zu bleiben.
    Sie zwängte sich hinter Pettersson vorbei, der den Eingang blockierte, und bahnte sich einen Weg zum Kaffeeautomaten. Sie musste sich Schritt für Schritt seitwärtsbewegen, um durchzukommen, bat murmelnd um Entschuldigung und stieg über Helme und Füße und Westen.
    Je weiter sie vorwärtskam, desto stiller wurde es.
    Als sie den Kaffeeautomaten erreicht hatte, war es um sie herum mucksmäuschenstill geworden. Sie hob den Kopf und blickte sich um.
    Alle im Raum starrten sie an. Ihre Blicke waren skeptisch, die Mienen verschlossen. Sie hatte das Gefühl, dass alle gewissermaßen vor ihr zurückwichen.
    «Ist irgendwas?», fragte sie.
    Keiner machte den Mund auf.
    Sie ließ den Kaffee sein, stellte sich mit auf dem Rücken verschränkten Händen breitbeinig hin und sah ihren Kollegen in die Augen.
    «Gibt es Fragen, die ihr beantwortet haben möchtet, etwas, das nicht aus dem Bericht hervorgeht?»
    Die Blicke wurden unruhig, und die am nächsten standen, wandten sich ab.
    «Wie kommt es, dass du als Erste am Tatort warst?», rief plötzlich jemand ganz hinten im Zimmer.
    Es wurde schlagartig wieder totenstill.
    Nina reckte den Hals, um festzustellen, wer das gerufen hatte.
    «Warum ich als Erste am Tatort war?», wiederholte sie klar und deutlich. «Wieso wundert dich das?»
    Christer Bure trat vor, einer von Davids alten Kollegen aus seiner Zeit beim Einsatzkommando in Norrmalm. Sein Gesicht war ganz grau vor Schlafmangel und Kummer, er hatte die Schultern bis zu den Ohren hochgezogen, und sein massiger Körper bewegte sich schwerfällig.
    «Ich finde es einfach total merkwürdig», sagte er und blieb einen halben Meter vor ihr stehen. «Echt merkwürdig, dass ausgerechnet du in die Wohnung stürmst, nachdem David erschossen wurde, und ich finde es verdammt merkwürdig, dass ausgerechnet du seine verrückte Alte an die Hand nimmst und in der Klapsmühle unterbringst. Wie zum Teufel kommt das, kannst du mir das erklären?»
    Nina sah den Mann an und musste sich beherrschen, um nicht zurückzuweichen. Sie wäre sowieso nicht weit gekom men, der Kaffeeautomat stand im Weg. Christer Bure sah sie mit so unverhohlener Verachtung und Feindseligkeit an, dass sie tief durchatmen musste, um sprechen zu können.
    «Die Antwort auf deine Frage ist ganz einfach», sagte sie. «Andersson und ich saßen im 1617 und waren am dichtesten dran. Sonst noch was?»
    Bure machte noch einen Schritt auf sie zu und ballte die Fäuste. Um ihn herum entstand Bewegung, so als ob andere seinem Beispiel folgten.
    «Seine durchgeknallte Frau», sagte er, «warum hat die das getan?»
    Muss ich mir das hier wirklich bieten lassen?
    «Julia Lindholm ist Haupttatverdächtige für den Mord an David», sagte Nina und hörte, wie ihre Stimme zu zittern begann. «Ich gehe davon aus, dass die Ermittlungen zutage fördern werden, welche Motive hinter dem Mord stehen, ganz gleich, ob es Julia war oder jemand …»
    «Verdammte Scheiße, natürlich war sie es!», schrie Christer Bure und lief dunkelrot an.
    «Was zum Teufel willst du uns hier vormachen?»
    Ein paar Spucketropfen landeten auf Ninas Gesicht. Sie drehte sich um und zwängte sich durch die Menge zur Tür. Tränen brannten ihr im Hals, und sie hatte nicht die Absicht, hierzubleiben und Bure den Triumph zu gönnen, sie vor versammelter Mannschaft zusammenbrechen zu sehen.
    «Die Pressekonferenz fängt an!», rief jemand durch den Lärm, der plötzlich wieder eingesetzt hatte. Der Vorspann der Nachrichten erschien auf dem Fernseher direkt vor Nina. Alle verstummten, und sämtliche Uniformen drehten sich wie auf Kommando zum Bildschirm um. Nina blieb stehen, starrte auf den Fernseher und sah, wie ein Mann im Hawaiihemd hinter einem Tisch Platz nahm, der auf dem Podium des großen Konferenzsaals im Polizeipräsidium stand. Zwei Männer und eine Frau setzten sich neben ihn, Nina erkannte den Pressesprecher der Stockholmer Polizei und den Chef der schwedischen Kriminalpolizei. Die Frau hatte sie noch nie gesehen. Die Blitzlichter der Fotografen zuckten über die verkniffenen Gesichter der drei, der Pressesprecher sagte etwas ins Mikrofon.
    «Macht den Ton lauter!», rief jemand.
    «…anlässlich des Mordes an Polizeihauptkommissar David Lindholm», hörte man den Sprecher sagen, nachdem die Lautstärke angepasst worden war. «Ich übergebe das Wort an die Leiterin der Voruntersuchungen, Staatsanwältin Angela Nilsson.»
    Die Frau beugte sich

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