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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sichtbar geworden.
    «Wie viel bin ich dir schuldig?», fragte sie Berit.
    Die Kollegin stand auf, nahm ein Kuvert aus der Handtasche und reichte es Annika.
    «Bin schnell noch am Geldautomaten gewesen und hab ein bisschen was abgehoben.
    Gib's mir irgendwann zurück, es eilt nicht.»
    Im Umschlag lagen 10 ooo Kronen in 50oer-Scheinen.
    «Danke», sagte Annika leise.
    Berit sah sich in dem engen Zimmer um.
    «Wollen wir ein bisschen nach draußen gehen?»
    Die Kinder zogen ihre neuen Jacken an. Stumm gingen sie unten an der Rezeption vorbei, überquerten die Straße und nahmen Kurs auf den Humlegärden-Park.
    Die Wolken hingen tief und grau am Himmel, der Wind war böig und kalt. Annika zog ihre neue Strickjacke enger um den Körper.
    «Wie soll ich dir nur dafür danken?»
    «Wenn mein Haus abbrennt, lass ich von mir hören», sagte Berit und schlug den Mantelkragen hoch. «Du musst umgehend deine Versicherung anrufen. Die übernehmen alle Kosten für die Unterbringung, bis dein Haus wieder steht.»
    Sie erreichten den Park. Die Kinder zögerten einen Moment wegen ihrer neuen Turnschuhe, Kalles waren grün und Ellens blau.
    Annika rang sich ein Lächeln ab.
    «Na lauft schon», sagte sie. «Berit und ich warten hier.»
    Unsicher, mit langen Blicken über die Schulter zurück, gingen sie hinüber zum Spielplatz.
    «Wo ist Thomas?», fragte Berit leise.
    Annika schluckte.
    «Ich weiß nicht. W i r … haben uns gestritten. Er war nicht zu Hause, als es brannte.
    Keine Ahnung, wo er jetzt ist. Sein Handy ist abgeschaltet.»
    «Er weiß also gar nicht, was passiert ist?»
    Annika schüttelte den Kopf.
    «Du musst versuchen, ihn zu erreichen.»
    «Ich weiß.»
    Berit sah sie nachdenklich an.
    «Gibt es etwas, worüber du reden willst?» Annika setzte sich auf eine Bank und zog die Jacke unter ihren Po. «Nicht jetzt», sagte sie.
    Berit ließ sich neben ihr nieder und sah hinüber zu den Kindern, die langsam den Spielplatz für sich eroberten.
    «Sie kommen darüber hinweg», sagte sie. «Aber du musst stark sein.»
    «Ich weiß.»
    Sie schwiegen eine Weile und sahen den Kindern auf der Rutschbahn zu. Ellen quietschte vor Lachen.
    «Hast du übrigens schon gehört, was heute Morgen passiert ist?», fragte Berit. «David Lindholm, der Kommissar, ist erschossen worden.»
    «Der Fernsehkommissar?», erwiderte Annika und winkte Ellen zu. «Der Mann von Julia Lindholm?»
    «Kennst du ihn?», fragte Berit erstaunt.
    «Ich bin eine Nacht mit Julia Funkstreife gefahren. Für die Artikelserie über gefährliche Frauenberufe, erinnerst du dich nicht?»
    Berit schüttelte den Kopf und zog eine Tüte Schaumspeckautos aus der Manteltasche.
    «Sie dürfen doch ein bisschen naschen?», fragte sie Annika. «Kalle, Ellen!»
    Sie winkte mit der Tüte, und die Kinder kamen angerannt.
    «Wie viele darf ich haben?», fragte Ellen. «Du kannst doch gar nicht zählen», sagte Kalle verächtlich.
    Sie durften sich jeder eine Handvoll herausnehmen, die Kleine suchte sich die rosa Autos aus, und Kalle nahm die grünen.
    «Eigentlich sollte ich Julias Arbeitskollegin porträtieren», sagte Annika und sah den Kindern nach, wie sie davonliefen. «Sie heißt Nina Hoffman.
    Das war die Nacht, als wir direkt in den furchtbaren Dreifachmord auf Söder gerieten, weißt du noch?»
    Berit nahm auch eine Handvoll Autos und hielt Annika die Tüte hin, aber die winkte ab.
    «Die Axtmorde? Mit den abgehackten Händen?»
    Annika schluckte schwer.
    «Ja, scheußlich», sagte Berit. «Sjölander und ich haben damals über den Prozess berichtet.»
    Annika fröstelte und schlug die Beine übereinander.
    Sie war hochschwanger mit Ellen gewesen, und beim
Abendblatt
behandelte man schwangere Reporterinnen wie schwerstdebile oder altersdemente Personen:
    freundlich, bestimmt und jeglicher Verantwortung enthoben. Schließlich hatte sie sich einen Teilzeitauftrag erbettelt: eine Serie von Arbeitsplatzreportagen über Frauen in riskanten Männerberufen. Am Abend des 9. März vor fünf Jahren hatte sie zwei Polizistinnen im Streifenwagen durch Södermalm begleiten dürfen. Die Nacht war kalt und die Schicht ereignislos gewesen, sie hatte viel Zeit gehabt, mit den beiden Polizeimeisterinnen zu reden. Sie waren seit ihrer Kindheit enge Freundinnen, hatten zusammen die Polizeischule besucht und leisteten ihren Dienst jetzt auf demselben Revier. Die eine, Julia, verriet ihr, dass sie ebenfalls schwanger war. Auf der Wache wusste noch niemand davon, sie war erst im dritten

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