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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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unter anderem mit einem gewissen Christer Bure Dienst, der scheint einer seiner Verbündeten gewesen zu sein.»
    Sie öffnete den Kühlschrank und stellte Milch und eine Packung Hähnchenschenkel hinein.
    «Laut Anklagevertreter hat David Lindholm einem jungen Kerl bei einer Gruppenschlägerei in der Luntmakargatan durch Fußtritte den Kiefer und drei Rippen gebrochen. Der Typ widerrief seine Aussage vor Gericht und behauptete, er habe David nur angezeigt, um sich an der Polizei zu rächen. In Wirklichkeit habe ihm wohl einer aus der Gruppe, mit der er und seine Freunde sich prügelten, die Knochen zerschmettert, er habe nur nicht mitgekriegt, wer.»
    «Kann ja durchaus so gewesen sein», sagte Berit.
    «Schon», sagte Annika. «In der zweiten Anklage wird David vorgeworfen, er habe einen Dealer auf einer Toilette im Bahnhof T-Centralen misshandelt. Er soll dessen Kopf so hart gegen die Wand geschlagen haben, dass der Mann sich eine schwere Gehirnerschütterung zuzog. Der Typ hat bleibende Schäden zurückbehalten, unter anderem sieht er seitdem alles doppelt und kann auf dem linken Ohr nicht mehr richtig hören.»
    «Das könnten auch Folgen von Rauschgiftkonsum sein …»
    «Sicher. Komisch ist daran nur, dass hier wieder dasselbe passiert wie bei dem ersten Fall: Der Typ widerruft seine Aussage vor Gericht. Sagt, er sei von einem Junkie verprügelt worden und habe David nur beschuldigt, um den Bullen eins auszuwischen.»
    «Und was hat David dazu gesagt?»
    «Genau dasselbe, was die Opfer am Ende vor Gericht behaupteten: dass sie von anderen Kriminellen misshandelt worden seien und ihm die Schuld in die Schuhe schieben wollten, um dem Ansehen der Polizei zu schaden.»
    «Also wurde David freigesprochen?»
    «Beide Verfahren wurden eingestellt. Und selbst wenn er verurteilt worden wäre, hätte er im Dienst bleiben dürfen, das hatte der Disziplinarausschuss bereits beschlossen.»
    Berit nickte nachdenklich.
    «Er war offenbar von Anfang an umstritten, aber beliebt», sagte sie. «Wie alt ist die letzte Anklage?» «Achtzehn Jahre.»
    «Also hat er sich seitdem nichts mehr zuschulden kommen lassen?»
    Annika faltete die Plastiktüten zusammen.
    «Zumindest ist er nicht mehr angeklagt worden. Wo bewahrst du die Plastiktüten auf?»
    Berit zeigte auf die unterste Küchenschublade.
    «Hast du schon die Zeitung gelesen? Wir bringen deinen Julia-Artikel auf Seite zwölf.
    Der ist richtig gut.»
    Sie hielt Annika die beiden Boulevardzeitungen hin. Annika nahm sie und setzte sich an den Küchentisch. Das
Abendblatt
und der
Konkurrenten
brachten dasselbe Foto und ungefähr dieselbe Schlagzeile als Aufmacher: WO IST ALEXANDER (4)?
    Das Foto, das die gesamte Titelseite beanspruchte, zeigte einen kleinen Jungen, der unsicher in die Kamera lächelte. Der klassische marmorierte Hintergrund verriet, dass das Bild im Kindergarten aufgenommen worden war. Es war ein Fotografenporträt, wie sie jedes Jahr in allen Kindergärten und Schulklassen Schwedens geknipst werden.
    So sah er also aus, der kleine Junge, der ein halbes Jahr nach Ellen zur Welt gekommen war.
    Seine Haare waren blond und ungekämmt, er hatte ein schmales Gesicht mit feingeschnittenen Zügen und war beinahe mädchenhaft süß. Am unteren Rand des Fotos war ein kleiner Kragen zu sehen, bestimmt hatte man ihm das Hemd extra wegen des Fototermins angezogen.
    Das Bild machte sie ganz traurig. Er sah so schutzlos aus, so verletzlich, und die Schlagzeile suggerierte unterschwellig, dass er bereits tot war.
    Wenn das mein Kind wäre! Wenn ich mir vorstelle, Ellen oder Kalle wären verschwunden!
    Sie riss sich zusammen und schlug die Zeitung auf. Berit griff zur Lesebrille und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
    «Ist der Junge auch auf den Verkaufsplakaten?», fragte Annika.
    «Ja, von beiden Zeitungen», sagte Berit. «Mit derselben Schlagzeile.»
    Sie lasen eine Weile schweigend. Inzwischen waren die Mumins von Pingu, dem kleinen Pinguin, abgelöst worden, dessen freche Erkennungsmelodie in die Küche drang. In einer Fensterritze heulte der Wind.
    «Ich versteh das einfach nicht», sagte Berit. «Wo kann der Junge nur abgeblieben sein? Wenn die Mutter ihn nicht irgendwo versteckt hat, muss sie ihn doch umgebracht haben …?»
    Annika schlug den
Konkurrenten
auf und blätterte zu den wichtigsten Nachrichten auf den Seiten sechs und sieben. Die Seiten wurden von einem Foto ausgefüllt, eine Waldlichtung mit einer kleinen roten Hütte in der Mitte war zu erkennen,

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