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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Gerichtsgutachter schreibt zwar, dass du zeitweise sinnesverwirrt warst, als du das Verbrechen begangen hast, aber trotzdem voll haftfähig bist.»
    Julia starrte sie an, ihre Augen waren in dem flimmern den Lampenlicht so blau und blank, dass Nina sich schämte.
    «Ich komme dich wieder besuchen», sagte sie. «Ich lasse dich nicht im Stich, ganz egal, was du getan hast.»
    Die Tür ging auf, Julia wandte sich ab und trat hinaus auf den Korridor, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Die Ermittlungsergebnisse waren unspektakulär, tatsächlich so etwas wie eine Enttäuschung.
    Annika, Berit Hamrin und Patrik Nilsson saßen im Büro und blätterten zunehmend frustrierter in den Kopien herum. Es war ruhig und nachmittagsstill in der Redaktion, die Leute hatten gelernt, dass immer irgendwo eine Liveübertragung stattfand, und brüllten nicht ständig herum, so wie früher. An allen Fernsehern war der Ton abgedreht, und Radio war nur über Kopfhörer erlaubt.
    «Wie sollen wir das aufteilen?», fragte Berit.
    «Q kann ich übernehmen», sagte Patrik rasch.
    Annika hatte seit vergangenem Juni nicht mehr mit dem Kommissar gesprochen. In ihrem Hinterkopf rumorte immer die Angst, er könnte anrufen oder jemand könnte an die Tür klopfen und sagen:
Sie stehen unter Verdacht.
Sie hatte keine Ahnung, wie weit die Untersuchung des Brandes gediehen war, und wollte es auch gar nicht wissen, solange die Ermittlungen nicht eingestellt wurden oder ihre Unschuld bewiesen war.
    «Ruf du ihn an. Ich habe kein Problem damit», sagte Annika und versuchte, ein gleichgültiges Gesicht zu machen.
    «Warum solltest du auch ein Problem damit haben, dass ich mit Q rede?», fragte Patrik.
    «Es ist sicher gut, wenn du mit dem Polizisten redest», sagte Berit. «Ich gehe zur Rechtsmedizin und werde sehen, ob ich was über das Psycho-Gutachten herausfinden kann.»
    «Ich übernehme den Verteidiger. Mal sehen, ob er zu einem Interview bereit ist», sagte Annika. Patrik schnaubte verächtlich.
    «Na, viel Glück auch», sagte er, und Annika merkte, wie die Wut in ihr hochkochte.
    «Dann haben wir noch das Opfer», sagte Berit. «Wir haben zwar schon im Sommer einiges über David Lindholm gebracht, aber man wird ja noch aktualisieren dürfen.»
    «Kann ich machen», sagte Patrik. Annika legte den Stift aus der Hand. «Darf ich kurz stören?»
    Alle drei blickten hoch. Eva-Britt Qvist sah sie auffordernd an.
    «Unsere Bezwingerin des Zeitungsdrachens», sagte Patrik. «Was können wir denn heute für dich tun?»
    «Große Versammlung morgen um zwei. Am Desk. Alle müssen kommen. Es geht um unsere gemeinsame Zukunft.»
    Sie rauschte weiter durch den Redaktionssaal.
    «Wer übernimmt die Gerichtsverhandlung?», fragte Berit, nahm die Brille ab und sah ihre beiden Kollegen an.
    «Ich hab die Kinder», sagte Annika schnell.
    Sie hatte kürzlich eine Woche im Sicherheitssaal durchlitten, das Urteil über die Nobel-Morde war vorige Woche gesprochen worden und hatte dem Auftraggeber lebenslänglich eingebracht. Sie hatte keine Lust, nochmal drei Tage mit juristischen Formalien zu verbringen, bei denen nichts Neues herauskam.
    «Ich kann die Expertenanalysen schreiben», sagte Patrik.
    «Glaub ich gerne», sagte Berit, «aber die will doch sicher Sjölander machen? Wie war's denn mit einem Nachrichtenupdate im Web?»
    Patrik nuschelte, dass politische Redakteure sich an die Politik halten sollten.
    «Wenn du die Nachrichtenbeiträge für die Papierausgabe machst, kann ich Hintergründe und Fakten beisteuern», sagte Annika zu Berit.
    «Macht ihr hier Kaffeekränzchen, oder was?», sagte Spiken und ließ ein Blatt auf Berits Tisch fallen.
    «Was ist das?», sagte Patrik und schnappte sich blitzschnell den Ausdruck.
    «Der Polizistenmörder ist frei», sagte Spiken. «Viktor Gabrielsson sitzt in einer Maschine auf dem Weg nach Stockholm. Das Außenministerium hat ihn schließlich doch noch losgeeist. Damit hätte ich nie gerechnet.»
    «Ich glaub's ja nicht!», rief Patrik und sprang auf, die Wangen rot glühend. «Wissen wir, wann er landet?»
    Der schwedische Kleinkriminelle Viktor Gabrielsson hatte im vergangenen Jahrzehnt die Medien immer wieder beschäftigt. Man hatte ihn wegen Mittäterschaft an der Ermordung eines Polizisten außerhalb von New York verurteilt, obwohl die Indizienlage unklar gewesen war. Er hatte achtzehn seiner fünfundzwanzig Jahre abgesessen, aber die ganze Zeit dafür gekämpft, seine Strafe in Schweden verbüßen zu dürfen.
    «Dann

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