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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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haben wir ja gleich mehrere Polizistenmörder in der morgigen Ausgabe», sagte Annika. «Wie sollen wir die trennen?»
    «Das ist doch ein Riesenunterschied», erwiderte Patrik. «Der eine Fall ist USA, der andere Schweden.»
    «Die Maschine ist vor fünf Stunden von Logan in Boston gestartet», sagte Spiken.
    «Dann müssen wir sofort los», sagte Patrik und schaute hinüber zum Fotografentisch.
    «Und die Sache mit David Lindholm?», fragte Annika unschuldig.
    «Die kannst du doch übernehmen», sagte Patrik großzügig und zog seine Steppjacke an, während er sich per Zeichensprache mit dem Bildredakteur am anderen Ende des Raums verständigte.
    Es wurde still, nachdem Patrik Nilsson davongepoltert war. Berit und Annika sahen sich an, das Schweigen wurde langsam unangenehm.
    «Sei nicht zu hart mit ihm», sagte Berit schließlich. «Er ist noch jung und begeisterungsfähig.»
    «Was du nicht sagst», erwiderte Annika. «Er ist ein Jahr älter als ich.»
    Berit lachte laut auf.
    «Dann wirkt er wohl nur so kindisch», sagte sie. «Übernimmst du David?» Annika lächelte schief.
    «Ehrlich gesagt finde ich David interessanter als Viktor Gabrielsson, aber ich habe schon mal versucht, seine glibberige Geschichte unterzubringen, und bin damit gegen eine Wand gelaufen. Glaubst du, dass Julia Lindholm unschuldig sein könnte?»
    Berit sah sie über die Brille hinweg verwundert an.
    «Nie im Leben», sagte sie. «Nicht die Spur einer Chance.»
    Annika nahm die Füße vom Tisch, hängte sich ihre Tasche um und ging zum Reportertisch. Dort packte sie ihren verschrammten Laptop aus und loggte sich ins Netz ein. Dann starrte sie gedankenverloren in den Raum.
    Eva-Britt Qvist hatte sich in Anders Schymans Glaskabuff breitgemacht und redete wild gestikulierend, das machte sie neuerdings fast immer so. Schyman saß zurück gelehnt auf seinem Platz und sah müde und genervt aus, auch das war neuerdings die Regel.
    Nach den Sommerferien hatte die Verlagsleitung verkündet, die Zeitung stehe vor einem umfassenden Personalabbau, vor allem in der Redaktion. Die Mitteilung war wie eine Bombe eingeschlagen und hatte ein paar Tage lang regelrecht für Panik unter den Journalisten gesorgt. Merkwürdigerweise hatte der Chefredakteur nichts unternommen, um die Aufregung zu dämpfen. Er hatte der Gewerkschaft und den Klatschmäulern freie Bahn gelassen, bis die ganze Redaktion sich in Aufruhr befand.
    Eva-Britt Qvist hatte auf einer Betriebsversammlung, die sie selbst einberufen hatte, angefangen zu heulen, natürlich nicht, weil sie selbst um ihren Arbeitsplatz fürchtete, denn als Betriebsratsvorsitzende war sie ja die Einzige, die felsenfest im Sattel saß, sondern weil sie
an das Kollektiv
dachte.
    Am Ende hatte Spiken die Nase voll gehabt und gebrüllt, wenn die Damen und Herren jetzt nicht bald in die Gänge kämen und sich auf ihren Hintern setzten, um Artikel zu schreiben, könne man die ganze verdammte Zeitung ja gleich dichtmachen und brauche sich nicht die Mühe mit den Personalkürzungen zu machen. Da waren Reporter, Redakteure, Fotografen und Online-Redakteure widerwillig, aber vielleicht auch eine Spur erleichtert an ihre Plätze zurückgekehrt und hatten sich wieder an die Arbeit gesetzt.
    «So ein verdammtes Gesülze, bloß weil ein paar Kollegen mal ein bisschen Gas geben sollen», hatte Spiken geschimpft, die Beine auf den Schreibtisch gelegt und in eine Pizza Capricciosa
extra large
gebissen.
    «Fertig mit Fluchen?», hatte Annika gefragt und einen steilen Mittelfinger gezeigt bekommen.
    Seitdem die Wogen in der Redaktion sich wieder geglättet hatten, war die Stimmung konzentrierter. Die Leute waren jetzt wacher und fleißiger, und Annika hatte nichts dagegen.
    Weniger Worte, mehr Taten.
    Sie war absolut allergisch gegen gemeinsame Boule-Turniere, organisierte Afterworkpartys und kollektive Feiern zu irgendwelchen runden Geburtstagen, oder womit man sich sonst noch im Kollegenkreis vergnügte.
    Jetzt hatte dieser ganze Unsinn praktisch auf einen Schlag aufgehört.
    Ausgezeichnet! Lasst mich meine Arbeit tun.
    Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie in diesem Herbst außerdem die Möglichkeit gehabt, Vollzeit zu arbeiten, zumindest in den Wochen, in denen Thomas die Kinder hatte. Die Leere hatte sie mit Artikelserien über den Abbau von sozialen Einrichtungen in den Kommunen und Nachforschungen über die Diskriminierungsurteile des Arbeitsgerichts gefüllt.
    «Du kannst verdammt froh sein, dass hier so ein Chaos herrscht»,

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