Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Medien zu verbreiten?
    Sehr merkwürdig.
    Wieso hatte David Lindholm erzählt, dass er die Informationen über den Geldtransport-Überfall von diesem Gefangenen erhalten hatte? Stimmte das überhaupt? Und wenn es stimmte, hatte wirklich David selbst dafür gesorgt, dass die Informationen an die Öffentlichkeit kamen?
    Und was passierte danach mit dem Amerikaner?
    Sie wusste nicht einmal seinen Namen.
    Sie rief die Seite www.kw.se auf und suchte die Nummer der Vollzugsanstalt Tidaholm heraus. Sie landete in der Telefonzentrale der Justizvollzugsbehörde und bat darum, mit einem Presseverantwortlichen in Tidaholm verbunden zu werden, woraufhin man sie zur dortigen Hauptwache durchstellte.
    «Der Pressechef ist nach Hause gegangen», sagte der Wachmann.
    «Ach, das ist aber schade», seufzte Annika. «Dann steht es morgen wohl falsch in der Zeitung.»
    «Äh, was denn?», fragte der Wachmann.
    «Dieser Amerikaner, der bei Ihnen wegen Mordes einsaß, dieser Kumpel von David Lindholm, Sie wissen schon. Wir bringen morgen was über ihn, und ich dachte, ich stimme die Angaben hier lieber nochmal ab, weil mir das alles irgendwie so merkwürdig vorkommt…»
    «Aber er ist nicht hier», sagte der Wachmann.
    «Der Pressesprecher?»
    «Nein, der Amerikaner.»
    Annikas Hirn arbeitete.
    «Da kann man mal wieder sehen! Ich hab's doch gewusst. Der Kollege, der den Artikel hier verantwortet, hat überhaupt keine Ahnung. Er schreibt, dass der Mann immer noch bei euch in Tidaholm sitzt.»
    «Keine Spur. Der wurde nach dem Unfall in aller Eile verlegt.»
    Unfall?
    «Ja klar!», sagte Annika. «Und er ist natürlich nicht zurückgekommen ?»
    «Aber ich weiß nicht, ob Kumpel der richtige Ausdruck ist», sagte der Wachmann.
    «David Lindholm war sein Vertrauensmann. Das ist ja ein kleiner Unterschied.»
    «Vertrauensmann», sagte Annika und schrieb mit. «Genau.»
    «Was ist denn das für ein Artikel?», fragte der Beamte misstrauisch.
    «Für eine Serie über lebenslängliche Freiheitsstrafe», sagte Annika, «aber ich glaube, ich muss die Sache stoppen, die Angaben müssen erst genauer kontrolliert werden. Wo ist der Amerikaner denn jetzt?»
    Sie schloss die Augen und hielt den Atem an.
    «Rufen Sie morgen den Pressechef an», sagte der Wachmann und legte auf.
    Na ja, immerhin etwas!
    Der Amerikaner war in irgendwas verwickelt gewesen und verlegt worden. Der ist bestimmt heilfroh?
    David Lindholm musste überprüft werden, und zwar nicht nur oberflächlich. Jeder kleine Stein musste umgedreht werden.
    Sie sah auf die Uhr. Jetzt musste sie erst mal was essen.
    Sie zog die Jacke an und ging.
    Thomas saß an seinem Schreibtisch im dritten Stock des Regierungsgebäudes und sah hinunter auf die Fredsgatan. Es stürmte und schneite, die Schneeflocken klebten an den Scheiben fest und rutschten Richtung Fensterblech. Er sah, wie die Menschen mit eingezogenen Köpfen die Bürgersteige entlangeilten, den Kragen hochgeschlagen und die Augen zusammengekniffen.
    Wirklich keine besonders schöne Aussicht.
    Er seufzte und sah zur Uhr, kontrollierte noch einmal, dass das Memorandum und die Unterlagen auch wirklich in der Mappe lagen.
    Der Auftrag, die Kostenentwicklung bei einer Abschaffung der lebenslänglichen Freiheitsstrafe zu analysieren, war komplizierter gewesen, als er zunächst gedacht hatte. Nicht, weil die Berechnungen an sich besonders schwierig waren, sondern wegen der politischen Forderungen im Zusammenhang mit dem Gutachten …
    Das Telefon klingelte, und er zuckte vor Schreck zusammen.
    «Thomas, wo zum Teufel bleiben Sie? Ich warte hier wie die Braut vorm Altar.»
Was glaubst du denn, was ich mache?
«Ich dachte, Sie sagen Bescheid, wann Sie Zeit haben.»
    «Zeit, ich habe doch nie Zeit. Jetzt kommen Sie endlich.»
    Thomas stand auf, zog sein Jackett glatt, überprüfte, dass der oberste Kragenknopf geöffnet war, und ging mit der Mappe in der Hand über den Korridor zu Per Cramnes Zimmer.
    «Lassen Sie hören, was Ihnen am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat», sagte der Ministerialrat und zeigte auf einen Besucherstuhl, während er die weißen Hemdsärmel aufkrempelte.
    «Die Sache erweist sich als ein wenig problematisch», sagte Thomas, und der Stuhl scharrte über den Fußboden, als er ihn herauszog. «Ich weiß nicht, ob es unter den gegebenen Prämissen möglich ist, die lebenslängliche Freiheitsstrafe abzuschaffen.»
    «Natürlich ist es das», sagte Cramne und wanderte im Zimmer herum, wobei er seine Armmuskeln streckte.

Weitere Kostenlose Bücher