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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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über alles informiert?«
    »Er hat mir nur gesagt daß meine Frau in einer Pension in Newark sitzt und sich um ein Haar noch ein paar gebrochene Rippen eingehandelt hätte, daß er sie heimbringen wolle und es am besten fände, wenn ich hier auf sie warte.«
    »Wo ist Jennifer?« fragte Gail abwesend.
    »Ich hab’ sie zu Julie und Mark geschickt.«
    »Das war gut.«
    »Sag mir jetzt endlich, was los ist, Gail«, drängte Jack.
    Gail sah ihrem Mann in die Augen, sah den Schmerz, der sich tief in seine Züge eingegraben hatte, und wandte sich ab.

    »Ich wollte es dir schon lange erzählen.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?«
    »Weil... weil ich Angst hatte, du würdest mir verbieten weiterzumachen.«
    »Weitermachen, womit? Sag’s mir, Gail. Ich bemüh’ mich wirklich, dich zu verstehen.«
    Und dann sprudelte die ganze Geschichte aus ihr heraus. Sie sah, wie Jacks Miene zuerst Neugier, dann Besorgnis und schließlich schieres Entsetzen spiegelte, während sie eine Episode nach der anderen vor ihm ausbreitete. »Ich wußte, daß ich es würde tun müssen, Jack. Ich wußte es vom ersten Tag an, als sie mir im Krankenhaus all diese Fragen wegen Eddie und Mark stellten. Ich wußte, daß weder Eddie noch Mark Cindy getötet haben konnte, und ich begriff schon damals, daß die Polizei den Mörder nicht finden würde. Aber ich beschloß, ihnen eine Chance zu geben, und das tat ich auch, Jack. Sechzig Tage habe ich ihnen gegeben. Aber natürlich haben sie den Täter nicht gefaßt, und nach den zwei Monaten war Cindy für sie nur noch eine Zahl in der Statistik. Denk nicht, daß ich ihnen das übelnehme. Für die Polizei ist unsere Tochter nur ein Fall, einer unter vielen. Sie ist nicht ihr Kind, und sie haben so viele andere Morde aufzuklären. Aber in der Zwischenzeit konnte sich der Täter in Sicherheit bringen, und irgend jemand mußte versuchen, ihn zu finden. Also begann ich mich über Triebtäter zu informieren und in der Zeitung die Polizeiberichte zu verfolgen. Ich versuchte festzustellen, wo in unserem Umkreis die meisten Verbrechen verübt werden, und dann fing ich an, mich in der betreffenden Gegend umzuschauen, vor allem in East Orange und Newark. Nachdem diese schrecklichen Morde auf dem Highway passiert waren, bin ich dort entlanggefahren, weil die Beschreibung des Verdächtigen auch auf Cindys Mörder gepaßt hätte. Ich dachte, ich könnte ihn vielleicht überführen, aber die Polizei hielt mich an und zwang mich umzukehren.«
    Gail ignorierte die aufflackernde Angst in den Augen ihres
Mannes und fuhr mit ihrem Bericht fort, in der Hoffnung, Jack werde sie nicht unterbrechen. »Nachdem diese Mrs. MacInnes umgebracht worden war, mußte ich mehr tun, mich der Situation unmittelbar stellen. Ich fing an, in einer üblen Gegend Zimmer zu mieten, und verfolgte Männer, die mir verdächtig vorkamen. Ich machte gleich zu Beginn einen guten Fang, einen Jungen mit Bürstenschnitt und einem Stapel dreckiger Sexheftchen unter dem Bett.« Sie las die Frage in Jacks Augen. »Das mit den Heften weiß ich, weil ich sein Zimmer durchsucht habe. Ich hab’ die Tür mit einer Kreditkarte aufgebrochen. Aber er muß davon Wind gekriegt haben, daß jemand in seinen Sachen geschnüffelt hat. Jedenfalls war er verschwunden, als ich am nächsten Morgen in die Pension zurückkam. Ich hab’ ihn bis heute nicht wiedergefunden. Er könnte es also gewesen sein. Vielleicht war er es...« Ihre Stimme erstarb.
    »Gail...«
    »Jedenfalls habe ich weitergesucht. An einem Tag sprang mein Wagen nicht an«, erinnerte sie sich, »und deshalb bin ich getrampt. Ich dachte, vielleicht würde Cindys Mörder mich mitnehmen, aber natürlich kam es ganz anders. Ein Junge nahm mich ein Stück mit, ein wirklich netter Kerl, der sich um mich Sorgen machte, und dann dieser gräßliche Mann, der wollte, daß ich... Ach, ist ja egal, jedenfalls hat mich das auch nicht weitergebracht.«
    »Gail...«
    »An Halloween ging ich nachts im Park spazieren. Ich dachte, er würde sich vielleicht dort verstecken. Aber du weißt ja, was passierte. Vielleicht war er’s wirklich. Doch das werden wir nie erfahren, denn ich konnte sein Gesicht nicht sehen.« Sie spürte Jacks wachsende Ungeduld; aus Angst, er könne sie unterbrechen, sprach sie hastig weiter; ihre Worte überstürzten sich. »Ich zog von einer Pension zur anderen. Nach einer Weile merkte ich, daß jemand mich verfolgte. Ich hielt ihn nicht für Cindys Mörder, denn die Beschreibung paßte nicht auf

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