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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Lieblingsrestaurant, aber mir ist’s dort einfach zu chic und zu laut. Ich möchte wohin, wo’s gemütlich ist.«
    »Du willst bloß in’n billiges Lokal«, warf man ihr vor.
    »Habt ihr schon das Ehepaar gesehen, das auf 502 eingezogen ist?« unterbrach eine andere Frau. »Ich bin gestern mit ihnen zusammen im Aufzug gefahren. Er sieht einfach umwerfend aus - genau wie Don Ameche.«
    »Ich dachte, Don Ameche sei tot?«
    »Ach, wirklich?«
    »Ich hab’ ja nicht gesagt, er ist Don Ameche. Ich hab’ bloß gesagt, er sieht aus wie Don Ameche. Mein zweiter Mann hatte auch Ähnlichkeit mit Don Ameche«, fuhr sie fort. »Woher weißt du, daß er tot ist?«
    Gail wandte sich wieder den drei Homos zu.
    »Habt ihr den Film mit dieser großartigen Mel Gibson gesehen? >Das gefahrvolle Jahr<, so hieß er, glaub’ ich«, sagte die Stimme, die sie als Ronnies erkannte. Die beiden anderen murmelten etwas Unverständliches. »Ich hab’ mir vorgenommen, ein Stück für die Frau zu schreiben, die den Mann spielte, ihr wißt schon, diesen Zwerg.«

    »Die ist doch tot«, sagte einer der beiden anderen.
    »Die ist gestorben? Mein Gott, wann denn?«
    »Ich glaube, du irrst dich. Ich hab’ nirgends gelesen, daß sie tot ist.«
    »Wie auch immer, da ist doch noch der Typ, der früher in ›Insel der Träume‹ mitgespielt hat. Schreib doch was für den.«
    »Der ist tot.«
    »Was? Sag mal, was redest du für’n Stuß zusammen? Er ist nicht tot. Woran sollte er denn gestorben sein?«
    »Ich weiß es nicht.« Er machte eine dramatische Pause. »Zwerge sterben eben«, sagte er endlich und hob seine mageren Schultern.
    Gail stand auf und ging den Strand entlang. Anscheinend hatten die Leute nur noch zwei Gesprächsthemen: Essen und Sterben. Zumindest in Palm Beach drehte sich alles darum: Wer war gestorben, und wo hatte man gestern zu Abend gegessen.
    Sie stieg die Düne hinauf und achtete dabei sorgfältig auf Schlangen. Auf dem Weg zum Swimming-pool hatte sie gehört, wie die Hausverwalter sich über Kletternattern unterhielten, die angeblich hier draußen nisteten, wohlversteckt in dem dichten Baumstreifen, den zu stutzen die Regierung den Anwohnern untersagt hatte. Weil er einen natürlichen Schutzwall gegen das Meer bildete, hatte Jack zu erklären versucht. Gail hielt wachsam nach den Schlangen Ausschau, obgleich sie angeblich harmlos waren. Sie erreichte die Dünenkuppe und blickte auf die Wasserfläche hinunter.
    Jedesmal, wenn sie hier oben stand, nahm der Anblick ihr den Atem. Diese unendlichen, brausenden Wassermassen kamen unmittelbar vor ihren Füßen plötzlich zum Stillstand. Einfach unfaßbar, dachte sie und stand da wie verzaubert. Und doch lauerte im verborgenen die Angst, das Meer könne eines Tages all die teuren Wohnanlagen und das weitverzweigte Straßennetz wegspülen. Es ging sogar das Gerücht, daß irgendwo dort draußen unter Sand und Seegras schon ein alter Highway begraben läge.
Jack tat solche Geschichten als romantisches Gefasel ab, doch Gail fragte sich, wie jemand Tod und Zerstörung mit Romantik in Verbindung bringen könne.
    Sie war schon auf den Stufen, die zum Strand hinunterführten, als sie das Schild sah.
    Es stand mitten auf der Treppe, und Gail begriff nicht, wie sie es hatte übersehen können. Haie, verkündete die Tafel in kühngeschwungenen schwarzen Lettern, waren auf dem Zug nach Süden gesichtet worden. Badegästen wurde dringend geraten, sich vom Meer fernzuhalten und mit dem Swimming-pool vorliebzunehmen. Gail wandte sich von dem Schild ab und sah hinaus aufs Wasser. Gut ein Dutzend Menschen vergnügten sich in der Brandung, ungeachtet der schrecklichen Gefahr. Gail suchte zwischen den weißen Schaumkronen nach Haifischflossen, doch sie konnte keine entdecken. Ein Flugzeug kreiste in geringer Höhe über ihr. Sie dachte, es sei wahrscheinlich ein Kontrollhubschrauber, der den Zug der Haie beobachte, doch als sie aufsah, erblickte sie einen Doppeldecker, der ein flatterndes Band hinter sich herzog, auf dem für ein Mittel gegen Juckreiz geworben wurde. Es schien ihr ein passendes Geleit, und sie eilte die Stufen hinunter, immer zwei auf einmal nehmend.
    Wenn sich auch nicht viele Leute im Wasser tummelten, so war der Strand dafür um so belebter. Menschen, wohin man schaute: Sie lagen auf Handtüchern, Liegestühlen oder auf dem bloßen Sand. Kinder gruben Tunnels, und die Erwachsenen beaufsichtigten sie, während sie gleichzeitig versuchten, möglichst nahtlos braun zu werden. Gail

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