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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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glänzend bei der Arbeit unterhielt.
    »Ich kann’s gar nicht fassen, daß der Sommer schon halb rum ist.« Jennifer seufzte.
    »Ist er das?« fragte Gail ehrlich erstaunt.

    »Morgen haben wir den 1. August.«
    »Den 1. August.« Gail war wie betäubt. Die Zeit verging so schnell, bald war sie abgelaufen. Und ich habe nichts erreicht, dachte Gail.
    »Gail...« Jacks Stimme klang besorgt. »Geht’s dir gut?«
    »Ja, sicher.« Gail zwang sich, ihre Gedanken wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren. »Ist das Fleisch durch?«
    »O ja, genau richtig«, versicherte Jack. »Was haltet ihr davon, wenn wir heute abend ins Kino gehen?«
    »Klingt großartig«, rief Jennifer prompt.
    »Ich weiß nicht«, sagte Gail gleichzeitig. »Geh du nur ruhig mit Jack«, setzte sie hinzu.
    »Ach, komm doch mit, Gail. Es wird uns allen guttun, mal rauszukommen.«
    »Wir gehen doch am Freitag aus«, erinnerte ihn Gail. Carol hatte am Wochenende angerufen und ihr mitgeteilt, sie habe Karten für die neueste Broadway-Sensation. Die ganze Familie sei eingeladen, und sie lasse keine Ausrede gelten.
    »Aber bis Freitag ist’s doch noch so lange«, maulte Jennifer. »Heute ist erst Dienstag.«
    »Das reicht als Abwechslung für eine Woche«, sagte Gail, und ihr Tonfall ließ erkennen, daß sie die Diskussion für beendet hielt. »Jetzt iß, bevor alles kalt wird«, ermahnte sie ihre Tochter.
    Jennifer warf Jack über den Tisch hinweg einen flehenden Blick zu.
    »Wir gehn ins Kino«, versprach er ihr. »Wenn deine Mutter ihre Meinung noch ändern sollte, kann sie ja mitkommen.«
    Gail lächelte, aber sie wußte, daß ihr Entschluß endgültig war, und die beiden wußten es auch.
     
    Als sie tags darauf nach East Orange fuhr, beschloß Gail, daß es nun an der Zeit sei, aus dem Auto auszusteigen.
    Sie begann diese neue Phase ihrer Unternehmung damit, ein Konto bei der Zweigstelle einer Bank einzurichten, auf die in
jüngster Zeit eine Reihe von Uberfällen verübt worden war. Während sie in der langen Schlange vor dem Schalter wartete, betrachtete sie eingehend die anderen Kunden. Es waren fast ebenso viele Schwarze wie Weiße unter ihnen. Die meisten waren mittleren Alters, und die Frauen befanden sich weit in der Überzahl. Der Schalterraum sah aus wie der jeder anderen Bank.
    Gail fragte sich, was sie eigentlich hier tue, und steuerte schon wieder auf den Ausgang zu, als die Tür sich öffnete und ein schlanker, junger Mann mit aschblondem Haar hereinkam. Ein paar Minuten lang lungerte er in der Halle herum, trat von einem Fuß auf den anderen und blickte dauernd von einer Seite zur anderen. Gail verfolgte wie gebannt jede seiner Bewegungen. Er wippte vor und zurück. Jetzt verschwanden seine Hände in den Taschen. Sein rastloser Blick glitt über die Kunden hinweg und blieb kurz auf Gail haften. Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß, dann wandte er sich ab. Hatte er sie als Ziel für seine Kugel ausersehen? Gail überlegte fieberhaft und versuchte, seinen Blick wieder auf sich zu ziehen. Aber der junge Mann kümmerte sich nicht mehr um sie, sondern hatte nur noch Augen für ein junges Mädchen in engen roten Elastikhosen. Gail sah ihn zu einem Schalter schlendern, an dem Ein- und Auszahlungsscheine auflagen. Sein Blick ließ die Hosen des Mädchens nicht los.
    Gails Schlange rückte ein paar Schritte auf. Plötzlich spürte sie, wie jemand dicht hinter sie trat. Als sie den Kopf wandte, erkannte sie das Profil des jungen Mannes.
    Sie wollte ihn ansprechen, aber da fühlte sie, wie ein harter Gegenstand sich zwischen ihre Rippen bohrte. Sie hob den Ellbogen und erkannte den schwarzen Lauf einer Pistole. Atemlos wartete sie auf den nächsten Schritt. Aber nichts geschah, und als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie hinter sich nicht den jungen Mann, sondern einen Herrn mit Aktentasche, der ihr einen Stups gegeben hatte, damit sie vorrücke. Sie war an der Reihe.
    Gail eröffnete ein Konto, zahlte aber nur zehn Dollar ein. Die Bankangestellte schien das nicht zu berühren. Gail wurde in einem
Viertel der Zeit abgefertigt, die sie mit Warten verbracht hatte. Sie trödelte noch ein paar Minuten und tat so, als suche sie etwas in ihrer Handtasche, während sie in Wahrheit herauszubekommen versuchte, was der junge Mann vorhatte. Gleichzeitig beobachtete sie die Kommenden und Gehenden, wobei ihr wieder einmal klar wurde, auf wie viele junge Männer doch die Beschreibung schlank und blond paßte. Ich darf mich nicht entmutigen lassen,

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