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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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zurückgekommen.«
    »Sie sind aber nicht sonderlich braun«, bemerkte der Ältere, der ihr mit seiner Taschenlampe ins Gesicht leuchtete.
    »Ich leg’ mich nicht gern in die Sonne«, erklärte sie. »Das ist nicht gesund.«
    »Um diese Zeit allein auf einem Highway rumzukutschieren, auf dem in den letzten zwei Wochen vier Menschen ermordet wurden, ist auch nicht gesund.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Gail stockend. »Wir waren doch verreist.«
    »Tja, also sehen Sie zu, daß so was nicht noch mal vorkommt«, sagte der Ältere. »Wenn Sie sich abreagieren müssen, dann fahren Sie in der Nachbarschaft spazieren, aber nicht auf dem Highway. Noch besser wär’s, Sie würden gar nicht erst mit Ihrem Mann streiten. Der arme Kerl hat wahrscheinlich sowieso schon Ärger genug.«
    Gail dachte, daß er vermutlich recht habe. »Haben Sie eine Ahnung, wer der Mörder ist?« fragte sie.

    »Wir arbeiten an dem Fall«, lautete die stereotype Antwort.
    Gail nickte, so als habe die Auskunft sie beruhigt. »Darf ich jetzt gehen?« fragte sie schüchtern. Sie überlegte, ob Lieutenant Cole wohl von dem nächtlichen Abenteuer erfahren und wenn ja, was er dazu sagen würde.
    Der jüngere Beamte gab ihr den Führerschein zurück, nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, wie sie hieß. »Hören Sie, Mrs. Walton«, sagte er so behutsam, daß Gail einen Moment lang fürchtete, er könne sie erkannt haben. »Wir wollten Sie nicht erschrecken, aber wir sind hier nicht in’nem Fernsehkrimi, wo die Helden immer rechtzeitig auftauchen, um die bedrängte Unschuld zu retten. Hier draußen werden Menschen umgebracht. Unschuldige werden buchstäblich abgeschlachtet. Der Highway ist kein Spielplatz. Sie hatten echt Glück, daß wir Sie angehalten haben und nicht irgendein Verrückter.« Gail nickte zerknirscht. »Wir begleiten Sie noch, bis Sie vom Highway runter müssen.«
    »Ach, das ist nicht nötig«, wehrte Gail ab.
    »O doch, das ist es!«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Gail erleichtert.
    »Nach Ihnen«, befahl der Polizist. Gail stieg wieder in ihren Wagen und ließ den Motor an. Das Polizeiauto fuhr hinter ihr her, bis sie den Highway verlassen mußte. Als sie abbog, hupte sie dankbar. Die Polizisten antworteten mit einem Handzeichen.
     
    Jack wartete im Wohnzimmer auf sie.
    »Wie war der Film?« fragte er tonlos.
    »Nicht besonders.« Sie vermied es, ihn anzusehen, und wandte sich gleich zur Treppe.
    »Wie hieß er denn?«
    Gail blieb auf der zweiten Stufe stehen, ihr Kopf war vollkommen leer. »An den Titel erinnere ich mich nicht«, sagte sie. »Es war einer von diesen blöden Filmen mit lauter Verfolgungsjagden. Weißt du, wo ständig ein Auto hinterm andern herfährt.
Immer den Highway rauf und runter. Nichts wie Polizisten und Gangster.« Sie stockte. »Wie war’s in der Gruppe?« fragte sie nach einer Weile, um Jack vom Thema abzubringen.
    »Gut. Ich würde gern mit dir drüber reden.«
    »Hat das nicht Zeit bis morgen früh?« fragte sie rasch. »Weißt du, ich bin so schrecklich müde...«
    »Sicher.« Jack gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen.
    »Ich bin wirklich völlig erschöpft.« Das stimmt sogar, dachte sie.
    »Gute Nacht, Gail«, sagte er leise.
    Gail brachte ein winziges Lächeln zustande. »Gute Nacht«, antwortete sie und ging hinauf ins Schlafzimmer.

16
    Am 1. Oktober wurde die Leiche einer neunundzwanzigjährigen Frau, Mutter von drei Kindern, am Stadtrand von Livingston gefunden. Man hatte sie vergewaltigt, mit zwei Schüssen ins Herz getötet und in einem flachen Grab verscharrt. Der Mann der Ermordeten war ein prominenter und erfolgreicher Immobilienmakler. Die Zeitungen waren tagelang voll mit Fotos der attraktiven jungen Frau und ihrer trauernden Familie.
    »Glauben Sie, daß es da eine Verbindung zu unserem Fall gibt?« wollte Gail von Lieutenant Cole wissen, als sie ihn zwei Tage später endlich ans Telefon bekam.
    »Nein«, antwortete er bestimmt.
    »Warum nicht?« Gails Stimme klang ängstlich und gehetzt.
    »Die Fälle sind zu verschieden«, erklärte Lieutenant Cole und zählte die Einzelheiten dieses letzten Mordes auf: »Veronica MacInnes war eine erwachsene Frau; sie wurde nicht erwürgt, sondern erschossen...«

    »Man hat sie vergewaltigt...«
    »Männer, die sich an Kindern vergreifen, vergewaltigen fast nie Frauen im gebärfähigen Alter.«
    »Aber es könnte doch sein...«
    »Gail«, sagte Richard Cole ruhig, »es gibt keine Verbindung.«
    Gail drückte den Hörer an

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