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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Anhaltspunkte gab, weder eine Polizeisperre noch Blutspuren auf der Fahrbahn, die ihren Ausflügen die Langeweile genommen hätten, fuhr sie weiterhin täglich die gleiche Strecke.
    Die Presseberichte mit ihren unklaren Formulierungen waren wenig hilfreich. Ihre Tatortbestimmung beschränkte sich auf die
Angabe Highway 280, westlich vom New Jersey Turnpike. Die schrecklichen Verbrechen waren allerdings in allen Einzelheiten dargelegt.
    Der erste von insgesamt vier Morden hatte sich am 16. September zugetragen, kurz nach Mitternacht. Eine junge Frau, Alter zweiunddreißig, hatte den Abend mit Freunden in New York verbracht und befand sich auf der Heimfahrt. Sie war allein im Wagen. Das Auto, das ihr auflauerte und sie von der Straße abdrängte, hatte genau auf solch eine Gelegenheit gewartet, wie die Polizei aus den Reifenspuren in der Nähe des Tatorts schloß. Man hatte die Frau die Böschung hinuntergeschleppt, sie ausgezogen, mit einer abgesägten Schrotflinte bedroht, sie sexuell mißbraucht und sie anschließend umgebracht.
    Zwei Tage danach wurde kurz nach zweiundzwanzig Uhr wieder ein Wagen in ähnlicher Weise von der Straße abgedrängt. Nach Aussage eines hysterischen Kraftfahrers, der den Überfall im Vorbeifahren gesehen hatte, sich aber erst mehrere Tage später bei der Polizei meldete, wurden die Insassen des Wagens, ein Mann und eine Frau um die vierzig, mit vorgehaltener Waffe zum Aussteigen gezwungen und ins hohe Gras am Straßenrand geführt. Niemand als ihr Mörder vermochte ihre Furcht, ihr Entsetzen zu ermessen. Die Polizei konnte nur von ihren grauenvollen Wunden berichten. Beide Opfer waren vergewaltigt worden. Auf beide hatte man mehrmals geschossen; beide hatte man nach ihrem Tod verstümmelt im Straßengraben liegenlassen, wo Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit sie am nächsten Morgen entdeckten. Der Zeuge, der mit angesehen hatte, wie das Paar in den Tod geführt wurde, behauptete, er habe nur einen Schützen gesehen. Es sei ein Weißer gewesen, der noch jung zu sein schien und vermutlich blondes Haar habe. Aber es sei dunkel gewesen, und er habe solche Angst gehabt, daß er seine Beobachtungen nicht beschwören könne.
    Die Polizei versicherte, der fragliche Straßenabschnitt werde streng kontrolliert. Trotzdem kam es in der nächsten Woche zu
einem zweiten Mord: Ein junger Mann, der noch spät nachts von einem Rendezvous heimkehrte, wurde von der Straße abgedrängt und auf die gleiche Weise umgebracht wie die drei anderen Opfer.
    Die Polizei bezweifelte den Medien zufolge zwar entschieden, daß der Mörder noch einmal an derselben Stelle zuschlagen werde, riet aber dennoch den Kraftfahrern, die nachts zwischen den Staaten New Jersey und New York verkehren mußten, die Bundesstraße 24 zu benutzen oder eine andere für sie geeignete Alternativstrecke zu wählen. Der Highway 280 zwischen New Jersey und New York war von nun an nach Einbruch der Dunkelheit wie ausgestorben.
    Tagsüber freilich herrschte weiterhin ebenso reger Verkehr wie bisher. Niemand glaubte, daß der oder die Mörder am Tage zuschlagen würden. Gail fuhr gewöhnlich vor zwölf Uhr mittags auf den Highway und kehrte gegen vier nach Hause zurück. In der Zwischenzeit schaffte sie die Strecke zwischen beiden Staaten zweimal. Gelegentlich hielt sie unterwegs für ein paar Minuten am Straßenrand an und versuchte sich das Entsetzen zu vergegenwärtigen, das ein Mensch empfinden mochte, der aus seinem Wagen gezerrt und mit vorgehaltener Waffe gezwungen wurde, die Böschung hinunterzugehen. In den Tod.
    Nach ein paar Tagen stieg sie aus und ging zu Fuß den Randstreifen neben dem belebten Highway entlang. Die Vorbeifahrenden warfen ihr seltsame Blicke zu, schauten aber gleich wieder in eine andere Richtung. Niemand hielt an, um zu fragen, ob sie Hilfe brauche. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das hohe Gras, durchstreifte es mit den Füßen und fragte sich, ob es hier wohl Schlangen gebe. Sie stellte sich vor, sie würde die Böschung hinuntergeführt, gezwungen, sich auszuziehen und hinzulegen. Sie glaubte, im Gras zu versinken wie in einem offenen Grab. Sie spürte das kalte Metall eines Gewehrlaufs, der über ihre Schenkel fuhr und brutal in sie eindrang. Sie hörte das Klicken des Abzugs, sah, wie ihr Körper explodierte und empfand... nichts.

    »He, was, zum Teufel, machen Sie denn da?«
    Gail fuhr herum und sah einen silberfarbenen Ford neueren Modells, aus dessen Seitenfenster sich ein Mann mittleren Alters mit

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