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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Mitte Vierzig, beugte sich vor und öffnete die Tür zum Beifahrersitz.
    »Wo möchten Sie denn hin?« fragte er lächelnd.
    Gail entspannte sich. Sie war zu durchgefroren und erschöpft, als daß sie es mit einem weiteren schlanken jungen Mann hätte aufnehmen können, ob er nun blond war oder nicht.
    »Nach Livingston.«
    Er sah einen Augenblick unschlüssig drein, doch dann nickte er. Sie setzte sich neben ihn, und er fuhr los.
    »Ist Ihnen kalt?« fragte er nach einer Weile.
    »Ich bin halb erfroren.«

    »Wie wär’s mit’nem heißen Kaffee?« Er lächelte. »Oder lieber einem Schnaps? Zum Aufwärmen?«
    »Vielen Dank, aber ich muß nach Hause.«
    »Verheiratet?«
    »Bei meinem Mann muß das Essen auf dem Tisch stehen, wenn er zur Tür reinkommt.« Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie.
    »Und was sagt der gestrenge Herr dazu, daß seine Frau trampt?«
    »Oh, das wäre ihm ganz und gar nicht recht.« Gail merkte, daß der Mann unablässig auf ihren Busen schielte. Sie zog den dünnen Mantel fester um sich.
    »Was tun Sie sonst noch, ohne daß Ihr Mann es weiß?« fragte er mit einem lüsternen Seitenblick.
    Gail überhörte die Anspielung und blickte aus dem Fenster. Der Mann versuchte nicht, die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen, und nach einer Weile erkannte Gail die vertrauten Straßen von Livingston. »Hier bin ich richtig.« Sie fühlte sich ungeheuer erleichtert. »Bitte, lassen Sie mich aussteigen.«
    Er bremste. Gail wollte die Tür öffnen, doch er hielt sie zurück und legte ihr die Hand aufs Knie. »Hören Sie mal, kleine Frau«, sagte er so beiläufig, als fiele es ihm jetzt erst ein. »Ich hab’ Ihnen zuliebe einen Riesenumweg gemacht. Ich finde, daß ich mir’ne kleine Belohnung verdient habe.«
    »Nehmen Sie die Hand da weg«, sagte Gail ruhig.
    »Komm schon, Süße, mach’s mir auf französisch.«
    »›Französisch?‹« Gail schob mit der Linken seine Hand beiseite und tastete gleichzeitig mit der Rechten nach dem Türgriff. Ihr Blick, der schweigendes Einverständnis heuchelte, ließ den seinen nicht los.
    »Ja, doch.« Er knöpfte seinen Hosenlatz auf. »Du weißt schon, was ich meine, komm, blas mir einen.«
    Als er den Arm hob, um ihren Kopf in seinen Schoß zu ziehen, stieß Gail die Tür auf und sprang aus dem Wagen.

    »Du Dreckshure du!« schrie er ihr nach. Sie hörte die Reifen quietschen, als er mit rasantem Tempo davonfuhr. Er hatte offenbar keine Lust, sich noch länger hier aufzuhalten. Gail blieb stehen. Tränen brannten auf ihren Wangen. Sie beugte sich über eine Mülltonne am Straßenrand und übergab sich.
    Gail fühlte sich immer noch elend, als sie zu Hause ankam. Jennifer spielte im Wohnzimmer Klavier. Beim Anblick ihrer Mutter sprang sie auf.
    »’n Abend, Mom. Du bist ja ganz blau gefroren. Wo warst du denn? Was ist das für ein scheußlicher Mantel?«
    Gail verstaute ihn eilig in der hintersten Ecke des Garderobenschrankes. »Den hab’ ich schon ewig.«
    »Und wo ist der hübsche rote, den du sonst immer trägst?«
    »In der Reinigung.«
    »Was hast du denn bloß heute für Klamotten an?« Jennifer schnappte nach Luft. »Wo um alles in der Welt hast du dieses Zeug her?«
    »Ich hab’ Laura geholfen, die Möbel in ihrem Büro umzustellen.« Gail war überrascht, wie leicht ihr die Lügen über die Lippen kamen. »Dafür waren mir meine guten Sachen zu schade.«
    »Laura?« fragte Jennifer verstört.
    »Was hast du denn?«
    »Nichts... Bloß hat Laura vorhin angerufen. Sie wollte dich sprechen. Sie sagte, sie versuche seit Tagen vergeblich, dich zu erreichen...«
    »Hab’ ich ›Laura‹ gesagt? Entschuldige, ich meine natürlich Nancy.«
    »Seit wann hat Nancy ein Büro?«
    »Seit ihr der Gedanke kam, sich eins einzurichten«, antwortete Gail ungehalten und ging an ihrer Tochter vorbei in die Küche. Sie machte den Kühlschrank auf, nahm die Reste vom gestrigen Abendessen heraus und stellte sie auf die Anrichte. Aber Jennifer ließ sich nicht abschütteln.
    »Wo ist dein Wagen?«

    Die Frage überrumpelte Gail im ersten Moment, doch dann fiel ihr wieder eine Notlüge ein: »Ich mußte ihn in die Werkstatt bringen.«
    »Und wie bist du heimgekommen?«
    »Zu Fuß.«
    »Du bist von Harold’s Garage bis zu uns gelaufen?« Jennifer schaute sie fassungslos an.
    »So weit ist es nun auch wieder nicht.«
    »Ach nein?«
    »Jennifer, bist du mit deinen Hausaufgaben fertig?«
    »Ja.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Ja doch!« Jennifer nahm eine Möhre vom Teller und setzte

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