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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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verstanden.
    »Machen Sie kurzen Prozeß und hängen Sie ihn auf«, warf eine dritte ein.
    »Ich will überhaupt nichts damit zu tun haben«, jammerte die erste. »Mich interessiert bloß, wie ich aus der Sache rauskomme.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Laura beiläufig. »Es sei denn, Sie können nachweisen, daß die Belastung zu groß für Ihre Familie oder für Ihre Gesundheit würde. Andernfalls müssen Sie das Amt annehmen. Das ist Ihre staatsbürgerliche Pflicht.«
    »Oh, wie furchtbar! Hat man Sie schon mal als Geschworene aufgestellt?«
    »Nein, das wäre auch unmöglich. Denn wie Sie richtig bemerkten, ist mein Mann Anwalt.«
    »Und deshalb läßt man dich nicht als Geschworene zu?« fragte Gail mit plötzlich erwachendem Interesse. Ihr wurde auf einmal klar, wie wenig sie sich doch im Rechtssystem ihres Landes auskannte.
    »Anscheinend disqualifiziert mich der Umstand, daß ich zuviel weiß oder zumindest wissen könnte. Das altbekannte Argument von der Gefährlichkeit der Halbbildung. Außerdem fürchtet man, wer mit einem Anwalt verheiratet ist, könne sich von dessen Meinung über Gebühr beeinflussen lassen.«

    »Ich dachte, Geschworene dürfen nicht über den Prozeß reden, dem sie beiwohnen«, sagte eine der Frauen am Tisch.
    »Es gibt vieles, was man nicht darf und trotzdem tut«, antwortete Laura, und wie aufs Stichwort wandten die Frauen sich wieder ihren Privatgesprächen zu, die sie für diese kurze Allgemeinunterhaltung unterbrochen hatten.
    Gail blickte über den langen Tisch hinweg, an dem je sechs Frauen einander gegenübersaßen. In dem großen, reich geschmückten Saal waren zu beiden Seiten des Laufstegs insgesamt zwanzig solcher Tische aufgestellt. Auf allen prangte in der Mitte ein Arrangement aus frischen Blumen. Zwischen kostbarem Porzellan lockte vor jedem Gedeck ein Champagnerglas mit Fruchtsalat. Aber niemand schien willens, mit dem Essen zu beginnen. Gail überlegte, ob die Frauen wohl darauf warteten, daß jemand ein Tischgebet spreche.
    »Nun erzähl mir aber von deinen Vorstellungsgesprächen«, wandte Laura sich unvermittelt an die völlig verdutzte Gail.
    »Ach, die waren alle nicht sonderlich aufregend. Jedesmal die gleichen Routinefragen, nichts Besonderes.«
    Ihre Antwort war zu ausweichend und Laura zu gewieft und zu hartnäckig, um sich damit zufriedenzugeben.
    »Um was für Stellen hast du dich denn beworben? Mit wem hast du gesprochen? Bei welchen Firmen bist du gewesen? Nun sei doch nicht so mundfaul, erzähl mir’n paar Einzelheiten.«
    Gail zwang sich zu einem Lächeln. »Ich hab’ mit so vielen verschiedenen Leuten über alle möglichen Jobs gesprochen...«
    »Zum Beispiel?«
    »Sekretärin, Sprechstundenhilfe...«
    »Ich wußte gar nicht, daß du Steno und Maschineschreiben kannst.«
    »Kann ich auch nicht.« Gail lachte. »Vielleicht hab’ ich deshalb nirgends Erfolg.«
    »Und wie war’s in Cape Cod?«
    Einen Moment lang sah Gail ihren Mann vor sich, wie er seinen
nackten Körper mit dem zerknitterten Laken bedeckte, niedergeschlagen, mit hängenden Schultern. »Es war sehr nett«, sagte sie. »Nur furchtbar kalt.«
    »Ja, ja, um den Altweibersommer hat man uns dieses Jahr wirklich betrogen.« Laura seufzte.
    »Da ist Nancy!« rief Gail und zeigte über die Köpfe der Menge hinweg auf den erhöhten Tisch an der Stirnseite des Saals.
    Nancy Carter trat ans Mikrophon.
    Es dauerte ein paar Minuten, ehe die Gespräche im Saal verstummten und Nancy mit ihrer Ansprache beginnen konnte. Sie sah blendend aus in ihrer leuchtendroten Taftbluse und dem langen schwarzen Rock. Untertriebene Eleganz, der trotzdem jeder ansieht, was sie kostet, dachte Gail. Nancy sprach mit ruhiger, klarer Stimme.
    »Sie hat ihren Beruf verfehlt«, flüsterte Laura, sobald Nancy ihre Rede beendet und ihnen allen guten Appetit und viel Vergnügen bei der Modenschau gewünscht hatte. »Sie hätte Königin werden sollen.«
    »Aber sie sieht phantastisch aus«, sagte Gail.
    »Also ich weiß nicht, ihre gefärbten Haare finde ich jedenfalls eine Katastrophe. Viel zu hart, dieses Schwarz. Na ja, wahrscheinlich ist sie inzwischen schon grau wie’n Esel.« Laura machte sich über ihren Fruchtsalat her, und ihre Tischgenossinnen folgten ihrem Beispiel.
    Nach dem Fruchtsalat gab es pürierten Lachs, dazu Spargel und weiße Kartöffelchen. Nach den winzigen Portionen zu urteilen, ging der Küchenchef davon aus, daß Frauen, die zu einer Modenschau gingen, grundsätzlich Diät hielten.
    Die Kellner

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