Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
ermöglichte es, das Loch zu extrahieren und mit starken Magnetfeldern zu transportieren; dabei wurde indirekt bestätigt, dass das Loch eine Antimaterie-Natur hatte. Die I-Masse löste eine Revolution in der Physik aus.
    Wenn die Lebensdauer eines mikroskopisch kleinen Schwarzen Lochs aus Antimaterie wesentlich länger war als die Spanne, die man ihrem Verwandten aus normaler Materie prognostiziert hatte, dann mussten die großen Staubwolken, die sich zu den Galaxien verdichtet hatten, Myriaden winziger Singularitäten enthalten. Das Herz eines jeden Sterns und Planeten müsste demnach in eine Wolke winziger schwarzer Nadelspitzen gehüllt sein.
    Die Erkenntnis, dass die gesamte Antimaterie des Universums gründlich mit der normalen Materie verquirlt war, löste eine Flut von Gruselgeschichten in der Presse aus. Weil die beiden Arten von Materie sich beim Kontakt gegenseitig auslöschen, schien die Gefahr sehr real. Aber was auf der anderen Seite eines Ereignishorizonts eines Schwarzen Lochs geschieht, ist unbekannt und entzieht sich auch jeglicher Kenntnis. Die Kräfte, die die Singularitäten überhaupt erst erschaffen hatten, schützten nun das Universum vor ihrer potenziell zerstörerischen Macht. Und wegen der großen Verbreitung der Minilöcher war Icarus mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der einzige Asteroid, der eins enthielt.
    Als die erste Singularität zu Studienzwecken in die Erdbahn eingestellt wurde, entdeckte man, dass sie einen beachtlichen Nutzwert hatte. In ihrer Nähe konzentrierte Wasserstoff-Ionen wurden in energetische Bahnen gezwungen. Ein paar überschritten die Grenze der Singularität und verschwanden in ihrer Gravitationsquelle. Andere wurden jedoch nur mit annähender Lichtgeschwindigkeit verwirbelt und absorbierten dabei so viel Energie, dass sie beim Zusammenstoß fusionierten.
    Der menschlichen Rasse war ein gebrauchsfähiger Fusionsreaktor beschert worden, ein Masseenergiekonverter mit ungeahnter Power.
    Und dann brach der »Goldrausch« zum Asteroidengürtel aus.

3
     
    Major Eric Stassel vom PE-Direktorat der Vereinten Nationen saß tausend Meter unter dem Boden des Kraters Tycho und sah das Große Barriereriff auf dem Bildschirm vor sich vorbeiziehen. Er sah das Bild aus der Perspektive eines Satelliten, der die Erde in niedriger Höhe umkreiste. Gezeigt wurden die nördliche Küste Australiens, das gesamte Neuguinea sowie Teile Borneos und Sumatras. Das blaugrüne Licht verlieh Stassels markanten Gesichtszügen, dem kurz geschnittenen blonden Haar und Schnurrbart einen kräftigen Grünstich. Er gab den Befehl ein, der eine Nahansicht des Raumhafens Cape York auf den Monitor zoomen würde.
    Plötzlich wurde der Monitor zur Frontscheibe eines in die Atmosphäre eintretenden Raumschiffs, das scheinbar außer Kontrolle geriet; die computerverstärkte Tiefen-Wahrnehmung machte das Trugbild zum Schreckensszenario. Stassels Herz schlug während der zehn Sekunden höher, in denen er simuliert aus einer Höhe von zweihundert Kilometern auf weniger als tausend Meter abstürzte. Der »Fall« war immer wieder ein Nervenkitzel für ihn, und er hatte die Konsole schon vor langer Zeit auf den maximalen Horroreffekt der Illusion programmiert.
     
    Cape York war Stassel im letzten Monat genauso vertraut geworden wie Salzburg, seine Heimatstadt. Links auf dem Bildschirm wogten die türkisfarbenen Gewässer des Gulf of Carpathia. Das Türkis wurde weiß, wo Brecher an der Basis des Raumhafendeichs an die Küste brandeten. Startgruben säumten die Küste, und Stassel sah, wie ein perspektivisch verzerrter Frachter eine Dampfwolke ausspie und in seinem Blickfeld emporstieg. Das war die »Mittagsmilch«-Fuhre auf dem Weg zur Erdstation Eins – mit einer Ladung Passagiere und Fracht, die dann auf die Tiefraum-Schiffe umgeladen werden würde. Die eigentlichen Bestimmungsorte mochten sich irgendwo auf der periodisch geschmolzenen Merkuroberfläche befinden, in der starken Strahlungsumgebung der Jupitermonde oder in den Eisminen der Saturnringe.
    Stassel manövrierte den Fokus zum neuen geheimnisvollen Gebäude am Südende des Hafens. Die Australier hatten vor zwei Jahren mit dem Bau begonnen. Obwohl die Ausrüstung bei der Fotografie aus dem Orbit zum Teil verdächtig nach Laser-Isotopenseparatoren ausgesehen hatte, war eine eindeutige Identifizierung unmöglich gewesen. Und weil die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen strikt auf ihre nationale Souveränität pochten, scheute man davor zurück,

Weitere Kostenlose Bücher