Lebenssonden: Roman (German Edition)
zurückgemeldet, sodass die Elektronik des Schiffs verrückt spielte. Es hatte praktisch jeden Überspannungsschutz an Bord zerlegt. Unterwegs musste Chryse Umwege um ein paar Stellen machen, wo die Besatzung der Promise Verkleidungen entfernt und lose Kabel im Durchgang abgelegt hatte, während sie ohne Unterbrechung arbeitete, um den Schaden zu beheben. Seit der Explosion waren bereits achtzehn Stunden vergangen, und die Arbeiten hatten kaum begonnen.
»Chryse!«
Chryse drehte sich um.
Jim Davidson überfuhr den Gang hinter ihr. »Der Kapitän will dich in der Offiziersmesse sehen.«
»Die Offiziersmesse? Aber dort findet doch die Konferenz der Abteilungsleiter statt. Bist du sicher, dass du ihn richtig verstanden hast?«
»Absolut. Er sagte mir, dass er den besten Rat bräuchte, den er bekommen kann, und dass ich dich finden sollte – selbst wenn ich das Schiff in seine Einzelteile zerlegen müsste. Eigentlich wollte er dich von PROM suchen lassen, aber die meisten ihrer internen Sensoren sind noch nicht wieder in Betrieb.«
»Wann will er mich sprechen?«
»Vor zehn Minuten!«
Die Offiziersmesse war überfüllt, als Chryse ankam. Außer Braedon waren Vertreter jeder Hauptabteilung des Schiffs anwesend. Gelehrter Price, Kaplan Ibanez, Chefingenieur Reickert, der zweite Offizier (in seiner Funktion als Erster Offizier) Chamberlain, Javral Pere, Colin Williams, mehrere Mitglieder des wissenschaftlichen Personals und der Piloten des FTL- Cutters saßen um den Tisch in der Offiziersmesse. Braedon stellte Blickkontakt mit ihr her und bedeutete ihr, neben ihm Platz zu nehmen. Sie tat wie geheißen und ließ dann den Blick durch die Abteilung schweifen. Etliche Leute waren verletzt und bandagiert, fiel ihr auf. Der intensive Geruch nach Salben und Alkohol hing in der Luft.
Braedon klopfte mit einem verschmorten Metallklumpen auf den Tisch, der einmal ein Überspannungsschutz gewesen war. Es herrschte sofort Ruhe in der Abteilung.
»Wie Sie alle inzwischen gehört haben, hat PROM eine große Anzahl von Strahlungsquellen im rechten Winkel zu unserem aktuellen Kurs entdeckt. Da diese Quellen eine starke Ähnlichkeit mit Sternenschiffsignaturen haben und weil unsere Sternenschiffe nicht für sie verantwortlich sind, müssen wir annehmen, dass wir einen Beweis für eine weit verbreitete, sternenreisende Zivilisation gefunden haben. Offensichtlich werden durch diese Entdeckung viele Dinge Makulatur. Ich habe Sie zu mir gebeten, um mir einen Rat zu geben, was wir nun unternehmen sollen – falls wir überhaupt etwas tun sollen. Bevor wir jedoch beginnen, möchte ich über den aktuellen Zustand meines Schiffs in Kenntnis gesetzt werden. Hans, Sie fangen an.«
Chefingenieur Reickert, dessen Kopf mit einem fettigen Verband umwickelt war, stützte die Ellbogen auf den Tisch und betrachtete Braedon. Die geröteten Augen und das eingefallene Gesicht kündeten von Schlafmangel.
»Wir haben die Schäden weitgehend kategorisiert, Sir. Es sieht schlimm aus, aber es hätte noch viel schlimmer kommen können. Wie zu erwarten war, wurde der Sekundär-Generator, der die Hauptlast des Schaltkreisdefekts trug, am stärksten beschädigt. Er ist irreparabel zerstört. Meine Ingenieure entfernen ihn zurzeit und bereiten das Ersatzaggregat für die Installation vor.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Hundert Stunden – aber die Zeit nicht mitgerechnet, die wir für die Neukalibrierung brauchen.«
»Was ist mit dem Rest des Schiffs?«
»Wir haben schwere Schäden an den Kommunikationsleitungen und im Stromverteilernetz; etwas geringere bei den nicht empfindungsfähigen Computern, Fernbereichssensoren und der externen Kommunikationsausrüstung; und – abgesehen von ein paar gesprungenen Platten – kaum Schäden an Hauptrahmen und Rumpf. Der Grav-Antrieb scheint auch unbeschädigt zu sein. Jedenfalls hat er funktioniert, bevor wir die künstliche Gravitation wiederhergestellt haben. Die elektromagnetischen Schilde funktionieren wieder mit einem Wirkungsgrad von etwa fünfzig Prozent. Sie müssten bis morgen um diese Zeit wieder die volle Leistung bringen. Bis dahin rate ich dringend davon ab, die mechanischen Schilde einzufahren. Der Teilchenwind ist im Moment besonders stark. Äh, das war es eigentlich auch schon, Kommodore.«
Braedon bestätigte Reickerts Bericht und wandte sich an Leutnant MacIntire, den Piloten des FTL- Cutters . »Wie steht’s mit Ihrem Schiff, Mac? Haben Sie Probleme zu melden?«
»Die Feldspulen des
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