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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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durchgebrannt, als die Elektrik verrückt spielte. Deshalb sind die elektromagnetischen Schilde inaktiv. Bei der aktuellen Geschwindigkeit wäre es höchst ungesund, im Raumanzug rauszugehen. Zum Glück waren wir beim Ausbruch »zugeknöpft«, sodass die mechanischen Schilde und der Rumpf größere Leckagen verhindern. Ich habe die Hilfssteuerung gebeten, uns mit dem Hintern voran auf der Orbitalbahn zu halten. So wird das Hangardeck die geringe Strahlung absorbieren, die die Hülle durchdringt.«
    »Und die Gravitationsgeneratoren?«
    »Unbeschädigt, soweit wir es sehen, Kommodore.«
    »Dann kann ich also manövrieren?«
    »Jawohl, Sir. Obwohl mir schleierhaft ist, wohin Sie ein halbes Dutzend Lichtjahre vom nächsten Stern entfernt manövrieren wollen.«
    Braedon aktivierte seinen Kommunikator und sagte: »Hilfssteuerung!«
    Nach ein paar Sekunden nahm eine heisere Stimme seinen Anruf an.
    »Ich will in einer Minute ein Viertel g positiv entlang der Schiffsachse. Langsam steigern. Wiederholen Sie!«
    »Positiv 0,25 g , eine Minute, langsame Beschleunigung! Befehl erhalten und bestätigt, Sir.«
    Braedon schaltete auf die Notfrequenz des Kommunikators. »An alle Stationen! Für Beschleunigung sichern. Wir gehen in fünfzig Sekunden auf ein Viertel g .«
    Er wartete darauf, dass die Empfindung von Gewicht unter seinen Stiefeln sich aufbaute und verließ dann Chous Büro. Nach der Technik besuchte Braedon die Krankenstation. Es ging dort zu wie in einem Irrenhaus: Ein steter Strom von Verwundeten zog sich in beiden Richtungen durch den Gang vor der Krankenstation. Der sonst blütenweiße Kittel von Doktor Prakolova, der Chefärztin der Promise , war mit Blut und anderen Flecken besudelt, die nicht auf Anhieb zu identifizieren waren.
    »Wie läuft’s, Doktor?«, fragte Braedon die Ärztin, die gerade einem der Solarier-Wissenschaftler den Arm verband.
    »Es hätte schlimmer kommen können, Kommodore.« Sie wies in Richtung des Nebenraums des Lazaretts, wo die Toten provisorisch aufgebahrt waren. Braedon hatte dafür gesorgt, dass die acht Leichen in einer ordentlichen Reihe auf dem Stahldeck abgelegt wurden.
    »Ich befürchte, es ist schlimmer gekommen«, sagte er und klärte sie über den Zustand der Brücke auf.
    »Wie viele?«
    »Ein Dutzend, einschließlich Kapitän Garcia – vielleicht auch mehr, wenn gerade Wartungsarbeiten stattfanden.«
    »Lieber Gott im Himmel!«
    Braedon nickte. »Hätte ich nur nicht … egal. Es hat keinen Sinn, jetzt noch nachzukarten. Was haben Sie mit Horace Price gemacht?«
    Doktor Prakolova runzelte die Stirn. »Ich bin nicht sicher. Es waren so viele. Nein – ich glaube, dass er mit ein paar anderen Leichtverletzten in die Offiziersmesse verlegt wurde.«
    Braedon eilte zur Offiziersmesse und stieg auf dem Weg dorthin im Gang über bandagierte Körper hinweg. Gelehrter Price saß an eine stählerne Wand gelehnt auf dem Deck. Chryse Haller hatte sich über Price gebeugt und umwickelte seinen Kopf mit einem weißen Verband.
    Braedon ging neben ihr in die Hocke. Er wunderte sich über die enorme Erleichterung, die er verspürte, als er sie unversehrt sah. »Alles in Ordnung?«
    Sie schaute ihn an und lächelte. »Es ist nichts gebrochen außer meinem Stolz. Ich hatte Glück.«
    »Wie fühlen Sie sich, Horace?«
    Price schaute vom Taschenrechner auf, auf dem er herumgetippt hatte. Der Widerschein der Notbeleuchtung auf dem weißen Haar verlieh ihm eine Art Heiligenschein. »Ich bin verwirrt.«
    »Wieso?«
    »Wenn ich mich nicht um etliche Dezimalstellen vertan habe, hätten wir eigentlich verdampfen müssen, als diese Parallelschaltung explodierte. Es war genug Energie im Feld eingeschlossen, um eine kleine Sonne zu befeuern. Sie muss irgendwohin abgeleitet worden sein, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wohin! Die Welle, die uns beschädigt hat, war nur ein leichtes Überschwappen des Hauptflusses.«
    »Anscheinend haben die Sternenreisenden solider gebaut als wir dachten«, sagte Chryse.
    »Das stimmt«, pflichtete Price ihr bei. »Es wäre aber auch möglich, dass sie beim Bau ein paar grundlegende universale Gesetze verletzt haben. Verdammt seltsam, wenn Sie mich fragen.«
    Braedon wollte etwas sagen, als der Kommunikator an seinem Gürtel um Aufmerksamkeit heischend piepte. Er nahm ihn ab und sprach hinein. »Ja?«
    »Mo’anda, Kommodore. Mein Team hat sich soeben von der Brücke gemeldet. Ich muss Sie leider informieren, dass es keine Überlebenden

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