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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Meer von Gesichtern vor sich schweifen. Der Große Ballsaal von ESO nahm fast ein Zehntel der Nutzfläche des Alpha-Habitatrings ein. Dennoch herrschte ein ziemliches Gedränge, als der Saal sich mit den Wissenschaftlern, Technikern und Akademiemitgliedern gefüllt hatte, die das Direktorat während der letzten anderthalb Wochen in der Station konzentriert hatte.
    An der Rückseite des Saals teilte Sergeant Marinaro ihm die Zahl der Anwesenden per Handzeichen mit. Schließlich waren alle 108 im morgendlichen Bericht verzeichneten Namen als anwesend vermerkt – einschließlich der Dutzend Marines, die von ihren Bildschirmarbeitsplätzen vertrieben worden waren. Stassel nickte Marinaro zu, woraufhin der den Wachen befahl wegzutreten. Die Marines, Anti-Riot-Waffen in der Armbeuge, traten auf den Gang hinaus. Die großen luftschleusenartigen Doppeltüren schlossen sich hinter ihnen. Als das Licht über dem luftdichten Portal von Rot auf Grün wechselte, ging er zum Rednerpult.
    »Guten Morgen, meine Damen und Herren. Es tut mir Leid, Ihre wichtige Arbeit zu unterbrechen, aber ich hielt es für das Beste, dass wir als eine Gruppe zusammenkommen. Für diejenigen von Ihnen, die mich noch nicht kennen: Ich bin Major Eric Stassel vom PE-Direktorat der Vereinten Nationen – der Offizier, der beauftragt wurde, diese Phase des Projekts Jungadler zu initiieren.
    Bevor wir auf Fragen antworten, die Sie vielleicht haben, wollen wir resümieren, weshalb wir alle hier sind. Wie Sie wissen, haben etliche zivile und UN-Raumschiffe und jede weltraumgestützte Einrichtung im Sonnensystem vor fünfzehn Tagen das helle Aufflackern eines Röntgenstrahls im Sternbild Aquila beobachtet. Wir registrieren nun die scheinbare Position dieses neuen Röntgensterns an jedem Beobachtungspunkt und sind somit imstande, die Quelle der Strahlung mit beachtlicher Genauigkeit zu orten und ihren Fortschritt mit der Zeit zu verfolgen.
    Heute Morgen um null achthundert war die Quelle scheinbar eintausendneunhundert astronomische Einheiten von der Sonne entfernt. Unter der Annahme, dass sie ihre Geschwindigkeit von einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit in den letzten zehn Tagen beibehalten hat und unter Berücksichtigung der begrenzten Geschwindigkeit, mit der das Licht sich ausbreitet, ist die tatsächliche Position der Quelle in diesem Moment eintausendsiebenhundertzehn Astronomische Einheiten von Sol. Diese ziemlich hohe Annäherungsgeschwindigkeit in Verbindung mit dem Umstand, dass das, was wir beobachten, offensichtlich ein Röntgenstrahl-Laser ist, hat uns zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass es sich bei dem, was wir beobachten, um ein außerirdisches Raumfahrzeug am Rand des Sonnensystems handelt – ein Schiff, das in hundert Tagen hier eintreffen wird.
    An dieser Stelle möchte ich Ihnen erläutern, weshalb Sie alle für dieses Projekt rekrutiert worden sind …« Stassel schaute in die Runde und sagte mit einem sarkastischen Unterton: »Ich habe die Bezeichnung ›Entführung‹ mehr als einmal gehört. Ich bitte für die Störung Ihres Alltags um Entschuldigung, aber ich möchte eines zu bedenken geben: Ihre Anwesenheit hier bedeutet, dass Sie zu den Besten auf Ihrem Gebiet zählen. Die Erde verlässt sich auf Sie, dass Sie alles über das Alien herausfinden, bevor es ankommt.
    Wir fliegen blind – eine Situation, die auf Dauer untragbar ist. Harren wir der Dinge, die da kommen, rufen wir die Flotte zu Hilfe oder hissen wir gleich die weiße Fahne? Sie hier in diesem Raum sind die einzigen Menschen im Sonnensystem, die uns diesbezüglich einen Rat zu geben vermögen.
    Und wo ich Sie nun mit der Bedeutung Ihrer Mission gebührend beeindruckt habe, nehme ich gern Ihre Fragen entgegen.«
    »Major Stassel!«
    »Ja, Sir.«
    Der Fragesteller war ein kleiner, dunkler Mann mit einem akkurat gestutzten Schnurrbart, der sich ihm im Moment förmlich sträubte. Er schaute in einer Manier in die Runde, die Stassel davon überzeugte, dass er es gewohnt war, Dinge durch Konsenserzielung in Ausschüssen zu erledigen. »Rudolpho Furogamo von der Universidad de Buenos Aires. Mein Fachgebiet ist Anthropologie, und ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was ich hier überhaupt soll. Ich habe die letzten zweiundsiebzig Stunden damit zugebracht, den Ausführungen meiner Kollegen von den Physikwissenschaften zu lauschen, dass eine Schiffsladung Aliens eine Invasion des Sonnensystems durchführt. Offen gesagt bin ich nicht imstande gewesen, ihren Ausführungen zu

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