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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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möglichst wenig über sich preisgeben wollte, bis sie die Menschen besser kannte, hatte sie sich dafür entschieden, ein unmoduliertes Funkfeuer abzustrahlen. Das war vielleicht zu subtil gewesen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Lebenssonde durch ein Übermaß an Subtilität scheiterte.
    SONDE beschloss, dass ihr nächster Versuch ein Wink mit dem Zaunpfahl wäre – nicht einmal der begriffsstutzigste Mensch würde eine Nachricht in seiner eigenen Sprache mit einem Naturphänomen verwechseln.
    SONDE formulierte ihre Botschaft mit Sorgfalt: Sie sollte die Neugier der Menschen wecken, ohne ihnen Angst zu machen, sollte sie aufrütteln, ohne sie zu bedrohen. Als die Kontakt-Botschaft fertig war, übersetzte SONDE sie in ein Dutzend Sprachen und kollimierte den Laser auf einer viel größeren Wellenlänge. Er würde bald auf dem Frequenzband auftauchen, das von den menschlichen Televid-Netzen zur Kommunikation mit ihren Relaissatelliten genutzt wurde.
    Nachdem sie die Nachricht einer automatischen Subroutine übergeben hatte, hakte SONDE die Sache ab und beschäftigte sich stattdessen mit einer weniger direkten Methode, um die dringend benötigten Informationen zu gewinnen. SONDE schickte sich an, die Computersimulation eines Menschen zu entwickeln.
    Jede selbstbewusste und denkende Maschine – sei sie ein Computer oder ein Lebewesen – ist eine komplexe Masse aus Steuermechanismen, Reiz-Reaktions-Programmen und negativen Rückkopplungskreisen. Wie man eine Lebenssonde durch eine sehr lange – aber begrenzte – Reihe simultaner Gleichungen vollständig zu beschreiben vermochte, so galt das auch für die Bewohner von Sol III. Und weil SONDE Beispiele menschlichen Verhaltens als Reaktion auf alle möglichen Reize in sich gespeichert hatte, war ihr Ziel zumindest theoretisch erreichbar. Ob es auch praktisch erreichbar war, war eine Frage, die experimentell beantwortet werden musste.
    Der Versuchsaufbau war ziemlich einfach. SONDE musste nur eins ihrer Logikmodule isolieren, das gesamte dort gespeicherte Wissen gründlich löschen und die Schaltkreise dann in Übereinstimmung mit den paar Milliarden Reiz-Reaktions-Gleichungen konfigurieren, die sie durch ihre Studien von Homo sapiens Terra abgeleitet hatte. Nach der Erschaffung des Stellvertreters würde SONDE das Modell entsprechend manipulieren, um seine Reaktion auf ein mit Aliens angefülltes Weltall zu studieren.
    Die Modell-Methode hatte zahlreiche Vorteile. Da das Modell ein integraler Bestandteil ihrer eigenen Schaltkreise war, wäre SONDE imstande, die menschliche Entscheidungsfindung aus erster Hand zu beobachten. Es würde keine lästigen Kommunikationsverzögerungen geben, keine Verfälschung des Rohmaterials, die im Televid-Netz an der Tagesordnung war, und auch keine unkontrollierten Variablen, die die Aussagefähigkeit des Experiments beeinträchtigten.
    Aber es gab auch Risiken. Im günstigsten Fall wirkte die Spaltung sich negativ auf SONDEs Koordination und Reaktion aus. Ein ernsteres Risiko war die Zerstörung des prekären Gleichgewichts, das die Basis von SONDEs Persönlichkeit bildete. Wenn SONDE vorsätzlich eine solche Zweiteilung ihres Gehirns herbeiführte, setzte sie ihre geistige Gesundheit und den Erfolg der Mission aufs Spiel. Dennoch schien diese Gefahr das kleinere Übel zu sein.
    SONDE traf die Vorbereitungen.
     
    »Achtung, Aaachtung !«
    Die in Doppelreihe angetretenen Marines – deren Stiefel im Metallgeflecht des Decks verankert waren, um die Illusion von Schwerkraft zu vermitteln -, gingen auf Eric Stassels Kommando in Hab-Acht-Stellung. Zischend entwich Druckluft, als die innere Tür der zum Andockportal Nummer Drei führenden Luftschleuse sich öffnete. Auf der anderen Seite der Luftschleuse schwebte der UN-Zerstörer Jawaharlal Nehru mit dem Bug voran im Andockkragen.
    »Los geht’s!«, murmelte die neben Stassel stehende Elspeth Crocker wie eine heisere Souffleuse. Sie bildete den Abschluss der Linie und stand wie er mit Augen rechts stramm, sodass sie die Luftschleuse im Blick hatte.
    » Präsentiert das Gewehr! «
    Zwölf Anti-Riot-Waffen ragten in die Höhe, als ein Offizier in der schwarzsilbernen PE-Uniform mit Doppelkometen am Kragenspiegel aus der Luftschleuse schwebte. Der Offizier war Admiral Liu Tsen.
    »Gut, dass Sie mich gleich hier empfangen«, sagte Liu, als er Stassels Gruß erwiderte.
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Stassel. »Darf ich Ihnen meinen Adjutanten, Leutnant Crocker, vorstellen?«
    »Ich kenne

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