Lebenssonden: Roman (German Edition)
hawaiische Musik, während ein langsamer, majestätischer Tanz hinter dem zweifachverglasten Fenster neben ihm stattfand. Die Aussicht war überwiegend schwarz – die einzig sichtbaren stabilen Objekte waren die zwei anderen Habitatringe. Die üblichen Wahrzeichen des Alls – Sonne, Sterne und die blauweiße Erdsichel – rotierten gemächlich um einen imaginären Punkt im Sternbild Orion.
M’Buto war drei Tage zuvor in der ESO eingetroffen, nachdem er eine Woche mit der frustrierenden Beschäftigung verbracht hatte, die Bewegungen seines Außenagenten Angai Yahaya zu verfolgen. Die Nachricht von Yahayas Verhaftung hatte ihn tief erschüttert. Obwohl keiner seiner Agenten über alle Einzelheiten des Isandhlwana -Projekts informiert war, wusste Yahaya dennoch genug, um ihm zu schaden.
Weil Yahaya im Ausweichquartier von Galileo nicht ans Telefon gegangen war, hatte M’Buto seine Eliminierung angeordnet. Leider hatte der Mordauftrag sich als undurchführbar erwiesen: M’Buto wusste nämlich nicht, wer ihn festgenommen hatte oder wo er festgehalten wurde. Als er dann doch von Yahayas Verbleib erfuhr, gelangte er zu der bitteren Erkenntnis, dass er sich außerhalb seines Zugriffs befand. Schließlich war ihm zu Ohren gekommen, dass Yahaya zur Erdstation Eins gebracht wurde. Weil es ihm jedoch zu riskant erschien, einen Untergebenen damit zu beauftragen, buchte M’Buto auf dem ersten verfügbaren Shuttle einen Flug.
In der ESO eingetroffen, brauchte er dann nicht einmal eine Stunde, um die Lage im Alpha-Habitatring zu sondieren und seine Neugier anzustacheln. Anscheinend war die Hälfte aller potenziellen Nobelpreisträger auf dem Planeten hinter derselben PE-Sicherheitsabschirmung verschwunden, die auch Yahaya verbarg. Was auch immer der Grund dafür war – M’Buto glaubte kaum, dass es mit den Bestrebungen Panafrikas zusammenhing, das Machtgleichgewicht auf der Welt zu ändern.
Diese Mutmaßung brachte eine Änderung der Prioritäten mit sich. Anstatt Yahaya als ein Sicherheitsrisiko zu beseitigen, musste M’Buto nun einen Weg finden, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Allerdings hatte er bisher nicht mehr erreicht, als über die hundert Meter Weltraum hinwegzustarren, die ihn von seinem Ziel und Plan trennten.
»Ubi, was führt Sie denn hierher?«
M’Buto schaute auf. Es war ein unwillkommener Anblick. Der Sprecher war ein großer rotgesichtiger Mann mit Augen, die zwischen Fettwülsten hervorspähten. Das Gesicht selbst hatte einen warmen Ausdruck, aber der Blick war der eines eiskalten Profis. Murray Danziger vom Nordamerikanischen Büro für Externe Sicherheit war einer von M’Butos ältesten Widersachern.
»Hallo, Murray. Was führt das BES denn zur Erdstation Eins ?«
Danziger wedelte M’Buto mit dem Finger vor dem Gesicht herum. »Das ist aber nicht nett. Ich habe Sie schließlich zuerst gefragt.«
»Ich mache hier Urlaub.«
Danziger lachte und schwebte in ein Abteil, das M’Buto gegenüberlag. »Ich mache auch Urlaub. Arbeitsurlaub. Ich will herausfinden, was die PEs nebenan tun.« Er hakte sich in Richtung des Alpha-Habitatrings ein.
»PEs?«
»Kommen Sie, Ubi. Mir müssen Sie doch nichts vormachen. Zum Teufel, die Hälfte der nationalen Geheimdienste auf der Erde fragt sich, was hier oben vorgeht. An diesem Ort treiben sich im Moment mehr Spione rum als in einem James-Bond-Vid.«
M’Buto gestattete sich ein Grinsen, mit dem er Danzigers Mimik nachahmte. »Also, haben Sie schon irgendetwas herausgefunden?«
»Verdammt noch mal nichts! Wie steht’s mit Ihnen?«
»Wenn ich etwas hätte, würde ich es Ihnen bestimmt nicht unter die Nase reiben.«
»Jau, das dachte ich mir schon. Sie haben auch eine große Niete gezogen. Consuela ist übrigens auch an Bord. Sie hat aber auch nichts von Bedeutung herausgefunden. Nein – bei näherer Überlegung ist das nicht ganz richtig. Sie hat ein sehr interessantes Gerücht aufgeschnappt.«
»Was für eins?«
»Sie glaubt, die Vereinten Nationen planen ein großes Ding und wollen ihre Operationen verlagern.«
»Wohin?«
Danziger zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Was zum Teufel glauben Sie wohl, weshalb ich hier bin? Ich hatte gehofft, dass Sie vielleicht etwas gehört haben.«
»Da Sie zweifellos einen kabellosen Lügendetektor unterm Tisch haben, der jede meiner Reaktionen misst, kann ich Ihnen auch gleich sagen, dass ich von nichts gehört habe.«
»Wissen Sie was, Ubi? Ich glaube Ihnen. Was meinen Sie, weshalb der Schlepper letzte
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