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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schnare
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im Dinghi.
    - Ach ja, woher wusstet ihr eigentlich, dass ich hier in den
Bahamas bin?
    - Ich habe mich bei deinem früheren Verlag erkundigt. Sie
sagten, dass du 86 gekündigt hättest, und seitdem auf Weltumsegelung wärst. Na,
da guckte ich die Standortmeldungen in den Trans-Ocean-Heften durch, und siehe
da, die Falcon überwinterte die letzten drei Jahre in Georgetown. Ein paar
Erkundigungen über Funk - wir hatten dich.
    - Na, hoffentlich sucht mich sonst keiner.
    Er lachte gequält und stieß sich ab. Wir schauten ihm nach,
bis er auf der anderen Seite von Elizabeth Harbour sein Schiff erreicht hatte.
    - Ich bin gespannt, was er uns morgen erzählt .
    Charlie holte uns noch etwas zu trinken, und wir versuchten,
ein anderes Thema zu finden.
     
    Am Vormittag machten Charlie und ich einen langen
Strandspaziergang. Für mich war dieser dem Ozean zugewandte Strand von Stocking
Island immer der schönste gewesen, den ich bislang gesehen hatte. Von Osten
kamen die Wellen bei ruhigem Wetter weich und lang den Strand hinauf, aber bei
viel Wind konnten sie sich meterhoch aufbauen. Kilometerweit ließ sich wandern,
auf der einen Seite das herrlich blaue karibische Meer, auf der anderen Seite
Sand und Grün. Wenig Fels und kaum Menschen.
    Ich erzählte Charlie, was ich auf der Diskette gefunden
hatte. Dabei versuchte ich, keine Vermutungen anzustellen, denn die Tatsachen
waren schon schlimm genug. Ich war hin und her gerissen. Einerseits konnte ich
ihr nichts mehr verheimlichen, andererseits wünschte ich, dass sie ihre
jugendliche Naivität noch lange behalten könnte.
    - Willst du wirklich mit zu Schmid?
    Ich schaute sie besorgt an.
    - Warum nicht? Du sagst doch immer, mir fehlt
Lebenserfahrung. Und, kann es denn noch schlimmer kommen?
    Sie blieb stehen.
    Ich war noch einen Schritt weitergegangen. Ich drehte mich
um.
    - Vielleicht. Ich denke, wenn ein Mann wie Schmid alles
hinwirft und sich jahrelang versteckt, nichts mehr schreibt, und –
    Ich nahm Charlie am Arm.
    - Okay, komm´ mit. Aber du kannst jederzeit gehen, wenn du
willst. Okay?
     
    Schmids Falcon war ein solides und gepflegtes Schiff.
Man sah, dass es seit Jahren sein zu Hause war.
    Wir saßen uns im Cockpit gegenüber. Charlie hatte einen
Kuchen gebacken, und Erich stiftete den Neskaffee.
    Nachdem wir uns ein wenig über Schiffe, das Segeln und die
Welt unterhalten hatten, räumte er den Tisch ab. Charlie half ihm dabei und
spülte die Tassen.
    - Noch was zu trinken?
    Wir schüttelten den Kopf. Später vielleicht.   
    Schmid zögerte.
    - Ihr möchtet wissen, was ich
weiß. Okay. Gut. Aber das macht euch das Leben nicht leichter.
Vielleicht bereut ihr nachher, dass ihr mich gesucht habt.
    Er holte tief Atem.
    - Was ich weiß? Alles und
nichts.
    Schmid drehte den Kopf zur Seite,
dann nickte er und sah mich fest an.
    - Ja, Wagners Kurzgeschichte
hat mich damals aufgerüttelt, mich neugierig gemacht. Ich habe mir Gedanken
gemacht, habe recherchiert, soweit das möglich war. Ich bastelte Indiz an Indiz
und tue das noch. Bin oft im Internet. Feine Sache.
    Und jetzt kommt ihr mit dem, was Joseph und Karl
herausgefunden haben.
    Die ersten Berichte über Organentnahmen von Hingerichteten
kamen 1993 von Amnesty International und wurden in den folgenden Jahren immer
wieder aktualisiert. Bereits 1990 kam ein Dokument an die Öffentlichkeit, das
1984 unter Geheimhaltung vom chinesischen Volksgerichtshof herausgegeben wurde
mit dem Titel "On the Use of Dead Bodies or Organs from Condemned
Criminals". Die Laogai Research Foundation schrieb einen Report mit der
Überschrift "Killing by Quota, Killing for Profit: Executions and
Transplants in China". Der Inhalt war unglaublich, aber –
    - Erich, warte mal.
    Hier unterbrach ich ihn und erzählte von Karls Erlebnis auf
dem Dorfplatz.
    - Ja, natürlich, das ist die übliche Praxis. Ganz öffentlich
wird das gemacht. Jeder kann es wissen. Die Amis wissen es mindestens seit
1990, seitdem das Dokument an die Öffentlichkeit kam. Die BBC sendete 1994 eine
Reportage, welche die NBC News übernahm. 1995 hielt Senator Jesse Helms ein
Hearing über Chinas öffentliche Exekutionen und den Organhandel, ebenso der
Republikaner Chris Smith 1996. Auch Frank Wolf beschäftigte sich mit dem Thema
und zeigte das BBC-Video im Repräsentantenhaus.
    Schmid sah uns an.
    - Jeder konnte es wissen.
    Wolf bemüht sich seit Jahren um Aufklärung und informierte
die Administration des Präsidenten über die Praxis in China. Nachdem im Oktober
´97

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