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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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zudem nach dem Enkel schauen. Schauen, so hatte sie sich ausgedrückt, das wusste Frieder hinterher noch ganz genau.
    Ganz genau wollte es Pfarrer Leonhard nachher auch nehmen. Er brauchte für sich eine Wegleitung durch die jeweiligen Gottesdienste. Als rüstiger Mittfünfziger hatte er zwar noch alle beieinander, aber er merkte doch, dass er eine Tendenz hatte, immer öfter etwas zu vergessen. Also hatte er sich die beiden anstehenden Beerdigungen notiert, Eingangsgebet, Predigt, Segnung und Gang zum Grab. Dort dann noch ein abschließendes Gebet und gut. Außerdem hatte er sich die Karteikarten nummeriert, damit er auch ganz bestimmt nichts durcheinanderbrachte. Er nahm die Karten zur Hand und ging die beiden Gottesdienste im Geiste durch. Das saß. So würde nichts schiefgehen. Er nahm seinen Talar, das Gesangbuch und die Bibel und machte sich auf den Weg zum Friedhof.
    Fast hätte er dabei Klara Rottwald getroffen, die ebenfalls dorthin unterwegs war. Es war zwar etwas hektisch geworden, aber sie hatte es geschafft und war in trockenen Kleidern auf dem Weg zum Friedhof. Nur den Alfred, den hatte sie noch nicht verspeist, als Nachtisch. Wo der sich rumtrieb, das war ihr ein Rätsel. Aber sei’s drum, der lief ihr ja nicht weg.
    Sie ging die letzten Schritte bis zum Friedhofseingang und sah noch Frieder Kötzle vorbeifahren, der anscheinend auf dem Weg in sein Gütle war. Den hätte sie noch informieren müssen, fiel ihr siedend heiß ein. Wenn der in seinem Gütle ein Polizeiauto entdeckte, dann war sie dran, womöglich.
    Ein Polizeiauto spielte in Hans Bremers Gedanken überhaupt keine Rolle, und wenn, dann eine, die er gleich streichen würde. Die Polizei, die blieb außen vor, musste außen vor bleiben. Er überlegte, wie er das mit dem Killer anstellen sollte. »Atlas-Grill«, gut und schön, aber so einfach da reingehen und diesen Kroaten-Paule oder den Litauer fragen … Selbst mit Verkleidung schien ihm das doch ein sehr großes Risiko. Aber als er zum Mittagessen nach Hause kam, festigte sich sein Entschluss. Denn so konnte es nun wirklich nicht weitergehen.
    Luise hatte ihn mit Kommandoton zum Essen gerufen, knallte ihm jetzt den Teller vor den Latz, anders konnte man das nicht nennen, und schwieg sich aus. Sie nahm ihn gar nicht zur Kenntnis. Nicht wie früher, ein »Schmeckt’s dir, Schatz?« oder ein »Möchtest du noch Spätzle?«. Nichts. Sie räumte nicht einmal seinen Teller ab. Den musste er selbst in die Küche tragen und wurde dann von ihr zu seiner Überraschung aufgefordert, die Sachen in die Spülmaschine zu räumen und anschließend die Küche fertig zu machen. Sie sei dann auf der Terrasse. Weg war sie mit Espresso und Zigarette.
    Die raucht doch gar nicht, dachte Bremer, und überhaupt, wie machte man eine Küche fertig? Davon hatte er nun wirklich keine Ahnung. Geschirr und Besteck einräumen in die Spülmaschine, gut, das kannte er, da wusste er, wie das ging. Aber Küche fertig machen, damit hatte er sich noch nie beschäftigt. Allein schon der Begriff: Küche fertig machen. Das sollte er mal andersrum ihr in ähnlichem Ton befehlen: Rathaus fertig machen!
    Die führte sich auf, als ob sie hier die große Chose durchziehen würde. Was wusste die denn, welche Räder er drehte! Gut, zugegeben, nicht ganz so große, aber doch immerhin ein wenig größer als Küche fertig machen. Er ging, er würde gehen. Das schob die Sache zwar nur auf, vermied aber den direkten Konflikt, denn den konnte er gerade überhaupt nicht brauchen. Als die Tür ins Schloss fiel, hörte er noch ein sehr weit entferntes »Hans!«. Aber eigentlich hörte er das nicht mehr. Sollte sie doch rufen. Der Litauer würde ihr das Maul stopfen, dafür würde er sorgen.
    Das mit dem Litauer war eventuell doch keine so gute Idee gewesen, dachte Kommissar Knöpfle jetzt, im »Da Maria« sitzend. Wenn der Bürgermeister je auf die Idee kommen sollte, sich vor Ort, also im »Atlas-Grill«, nach einem Litauer zu erkundigen, dann konnte das was werden. Der »Atlas-Grill« war fest in Russenhand. Wenn die was von Litauern hörten, dann flippten die womöglich aus. Aber dass der Bürgermeister das tat, war ja eher unwahrscheinlich, dachte sich Knöpfle und ließ sich die Pizza weiter schmecken. Natürlich Calzone.
    »Nette Idee, Maria«, sagte er zur Wirtin und zeigte auf das Plakat mit dem Calzone-Gottesdienst. »Endlich traut sich die Kirche mal was, geht zu den Menschen und zu dem, was sie schätzen und mögen!«
    Maria

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