Leberkäsweckle
hinunter. So viele Abendessen konnte Alfred ihr gar nicht spendieren, wie da zusammenkamen.
Obwohl das Wetter grässlich war, begegnete sie doch hin und wieder jemandem, der oder die dann kopfschüttelnd mit Schirm grüßte. Sie ging eisern vor sich hin und scherte sich wenig darum. Sie wollte nur noch nach Hause und trockene Sachen anziehen. Dann vielleicht ein warmer Tee und anschließend Alfred. So hatte sie sich die Abfolge zurechtgelegt. Den Alfred dann als Nachtisch, sozusagen. Sie schaute auf die Uhr, es ging auf Mittag zu. War heute Nachmittag nicht die Beerdigung von dieser lesbischen Pflugseil aus der Ernst-Bullmann-Straße? Dieses Ereignis wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Allein den Pfarrer Leonhard in seiner Not. Das musste sie noch schaffen.
Soweit sie sich erinnerte, war die Beerdigung auf dreizehn Uhr dreißig angesetzt. Das konnte noch klappen. Wie sie hinkommen sollte, das war ihr noch nicht ganz klar, denn ein Fahrzeug hatten sie nun keines mehr. Wo ihr Wagen, na ja, Wagen, also wo der alte Golf war, den Alfred ihren Wagen nannte, das wusste der Himmel. Und mit dem Himmel war im Moment nicht zu spaßen, der goss seinen Regen in Kannen herunter, die alle die Klara suchten und trafen. Lass mir den Alfred nur heimkommen, dachte Klara.
Da konnte Kommissar Knöpfle durchaus zustimmen, auch er wäre froh gewesen, wenn dieser Alfred eher jetzt als nachher nach Hause gegangen wäre. Sie hatten die Situation, die Alfreds Ansicht nach gar keine Situation war, diskutiert und ihm die Sachlage mit seinem Golf erklärt. Alfred hatte ganz auf Entrüstung gemacht, von wegen Sauerei, sein Golf und so. Da hatte Knöpfle dezent nachgefragt, wie denn eigentlich der Rottwald’sche Golf dort auf die Kreuzung gekommen sei. Und Alfred hatte zum ersten Mal mit einem leichten Stottern was von Diebstahl erzählt. Da waren die Lacher dann wieder auf ihrer Seite gewesen.
»Aus der Garage?«, hatte Schirmer von nebenan noch eingeworfen, um Alfred damit vollends in die Enge zu treiben. Der hatte dann keinen Ausweg mehr gesehen und sich geschlagen gegeben. Er hatte noch um Nachsicht gebeten und dass man seine Frau vielleicht aus der Sache raushalten könnte.
Das war aber nach dem Bericht von Alfred Rottwald wohl nicht mehr möglich, denn wenn es stimmte, was er erzählt hatte, dann konnte nur Klara Rottwald diejenige sein, die den Streifenwagen aus der Garage geholt und womöglich versteckt hatte. Dann konnte das hier noch was werden, dachte Kommissar Knöpfle und meinte damit vor allem seinen Dienst und seine Karriere. Beschloss dann aber, sich aussichtsreicheren Themen zuzuwenden, und schickte die beiden Streifenpolizisten los, diese Klara zu suchen. Inzwischen würden sie Mittag machen. Er und Schirmer und dann halt auch Alfred.
Knöpfle schlug wie immer das »Da Maria« vor, und nachdem er keinen Widerspruch hörte, machten sie sich auf den Weg. Schirmer bruddelte noch vor sich hin, dass man vielleicht auch mal seinen Wagen irgendwie holen sollte. Aber das interessierte niemanden.
Eigentlich interessierte sich Frieder Kötzle nicht für Bedienungsanleitungen. Sie waren ihm ein Graus. Gut, er hatte sich diesen automatischen Rasenmäher gekauft und war bei der Vorführung auch ganz begeistert gewesen. Dem gab man einfach die Koordinaten ein und schickte ihn los, und er mähte dann vor sich hin. Zumindest hatte es bei der Demonstration so einfach ausgesehen. Aber wie das oft so war mit solchen Dingen, hatte man sie dann im eigenen Garten stehen, ging nichts. Der Verkäufer hatte ihm die Maschine zwar eingestellt, Frieder war sich aber über den Wirkungskreis des Gerätes noch nicht so richtig im Klaren. Einen Teil wollte er weiterhin von Hand mähen, und außerdem hatte seine Frau ihr Beet erweitert. Nun war eine Umprogrammierung angesagt, mit der er überhaupt nicht zurechtkam. Er fing bei der Bedienungsanleitung gerade wieder von vorne an, als sein Sohn mit den Enkeln vorbeikam. Das war Frieder natürlich eine willkommene Ablenkung von zu programmierenden Rasenmähern.
Er wollte mit den beiden Kleinen in sein Gütle gehen, da gab es eine Schaukel und eine Rutsche und auch sonst noch einiges an Spielzeug. Das lehnte der zwölfjährige Moritz kategorisch ab. Er wolle im Garten bleiben, mit seinem Nintendo spielen und vielleicht eine Fahrradtour mit Jakob aus der Nachbarschaft machen. Der Opa solle doch mit der Lotta ins Gütle, er käme schon zurecht. Frieder fand den Plan überzeugend. Seine Frau wollte
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