Leberkäsweckle
lächelte erst, dann hob sie die Hände gen Himmel.
»Was ist denn los?«, fragte Knöpfle.
»Der Pfarrer weiß das doch noch nicht so richtig!«, sagte sie.
»Der Pfarrer Leonhard?«, fragte Knöpfle.
»Ja«, sagte Maria.
»Das krieg ich hin, das wollen wir doch mal sehen, ob wir Calzone-Freunde nicht auch einen Calzone-Gottesdienst abhalten können. Ich bin für mehr Flexibilität der Kirche. Vielleicht nicht so sehr am Steuer, aber sonst!« Knöpfle lachte über seinen eigenen Witz. Denn immerhin war der Pfarrer, ganz in der Nachfolge seiner ehemaligen Dienstoberen, den Führerschein für die nächsten sechs Monate los.
Er schaute sich am Tisch um. Das war wieder mal wie immer. Er machte einen Gag, und die Runde kapierte nichts, aber auch gar nichts. Nicht einmal Schirmer hatte auch nur den Kopf nach oben bewegt, um seinem Hirn die Durchblutung zu erleichtern. Keine Reaktion. Auch gut, dachte Knöpfle. Dann macht ihr das jetzt halt untereinander aus, wer welchen Wagen wann benutzt hat und vor allem, wer für den Schaden insgesamt aufkommt. Wobei der Streifenwagen ja noch immer abgängig war.
Je nach Betrachtung. Denn Frieder Kötzle fragte sich gleichen Moments, was dieser Streifenwagen unter seinen Hecken zu suchen hatte. Er brauchte keinen Polizeiwagen mit Blaulicht und schon gar nicht unter seinen Hecken.
»Guck mal, Opa, Polezei!«, hatte Lotta gleich gerufen, und er musste der Fünfjährigen dann vorlügen, dass das hier ein Parkplatz der Polizei sei.
Aber was sollte er jetzt machen? Die Polizei rufen? Das war sicher naheliegend, schließlich würden die das Fahrzeug eventuell vermissen. Aber Journalist, der er gewesen war, hier war was nicht so, wie es sein sollte. Es standen keine Streifenwagen eben mal so in Gütles rum. Da war was faul, das war eine krumme Sache, die hier ihr vorläufiges Ende genommen hatte. Wer hatte diesen Wagen genommen, geklaut oder was auch immer? Und vor allem, warum? Wie sollte er vorgehen? Wieder den Chefredakteur anrufen, um, wie bei den Knochenfunden am Georgenberg, eine Abfuhr zu erhalten? Auf keinen Fall. Aber ebenfalls auf keinen Fall würde er mit diesem Polizeiauto irgendetwas tun, das war auch klar. Der damit zusammenhängenden Gefahren war er sich bewusst.
Und wenn er das Fahrzeug einfach ignorierte, nicht zur Kenntnis nahm, nicht sah? Warum denn nicht? Hinterher, sollte das rauskommen, konnte er immer noch sagen: »Hoppla, war da ein Polizeiauto, habe ich gar nicht gesehen.« So müsste es gehen. Aber er würde sich um diese Geschichte kümmern müssen.
Allein deswegen war Klara ja auch auf den Friedhof gegangen. Sie wollte sich kümmern, um den Klatsch und Tratsch, der sich rund um die Beerdigung der lieben Eolonie entfalten würde. Sie hatte noch rechtzeitig in der Aussegnungshalle Platz genommen und lauschte nun den Worten von Pfarrer Leonhard, der seine Karten dann doch verwechselt hatte. Er hielt also eine Predigt, die so gar nicht zur Verblichenen passen wollte. Da war vom Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse die Rede, da ging es um die gewerkschaftliche Bewegung und um das Vorwärts für das Proletariat.
So hatte sie die Eolonie nie gesehen, musste Klara zugeben. Dass sie eine Besondere war, das wusste sie wohl, aber Proletariat? Die hatten doch ein feines Auskommen, die beiden Lesben, mit dem Geld der Eltern von der Eolonie, da war doch die Villa und was weiß ich noch!
Erstaunte Blicke machten die Runde, und auch Pfarrer Leonhard blieb davon nicht unberührt. Er hatte die Karten vertauscht, verdammt. Oder die Reihenfolge, oder der Mesner hatte ihm die falsche Reihenfolge gesagt. Was auch immer. Wie sollte er jetzt einigermaßen elegant aus diesem Schlamassel rauskommen? Er wand sich innerlich, der Kopf wurde ihm warm vom Denken. Dann ließ er das mit dem Denken und verlegte sich aufs Hoffen. Denn siehe, der Herr ist nahe, wenn du ihn brauchst.
Hoff du das mal, dachte Gott kopfschüttelnd. Dieser Leonhard. Vielleicht hätte er den doch nicht Pfarrer werden lassen sollen. Der stolperte da unten in diesem Pfenningen rum, dass es nicht immer eine reine Freude war. Aber irgendwie hatte er ihn ins Herz geschlossen, den Guten. Das war doch auch Leben, verdammt, sagte Gott leise vor sich hin, schaute sich aber gleich um, ob das jemand gehört hatte. So manchmal hatte er halt auch Gefühle, dachte sich seinen Teil und war mit dabei. Denn er wollte ja mitleben mit den Menschen und ihnen dadurch beistehen. Das war doch eigentlich die große Idee hinter
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