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Lebkuchen und Bittermandel

Lebkuchen und Bittermandel

Titel: Lebkuchen und Bittermandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Ja, natürlich. Das gehört bei einer Freundschaft ja dazu. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, wenn Sie das meinen. Zumindest habe ich nie den Eindruck gewonnen, dass es so wäre.
    Dann wussten Sie auch von Jakobs unglücklicher liebe zu Sonja?
    Katja W.: Ja, leider. Jakobs ganz persönliche unendliche Geschichte. Ich werde es nie verstehen, warum ein Mann mit Köpfchen sein Herz ausgerechnet an eine solche Barbie-Puppe verlieren musste.
    Matthias W.: Na ja, Schatz, das eine oder andere Argument hat Sonja schon zu bieten. Rein physisch, meine ich.
    Katja W.: Diese Bemerkung ist nicht sehr witzig nach dem heutigen Abend. Jakob war von dieser verkorksten Jugendliebe dermaßen gefesselt, dass er zeitlebens keine andere Frau gefunden hat. Zumindest keine, die für ihn die alte Liebe ersetzen konnte.
    Könnte diese alte Liebe auch in Jakobs unveröffentlichtem Manuskript eine Rolle spielen?
    Katja W.: Schon möglich. Vielleicht wäre das Buch ja endlich Jakobs Durchbruch als Autor geworden. Die große tragische Liebesgeschichte – der lang ersehnte Bestseller. Ich hätte es ihm gegönnt. Ich habe immer an Jakobs schriftstellerisches Talent geglaubt.
    Matthias W.: Deine Verbundenheit mit Jakob in Ehren. Ich verstehe ja, dass du ihn schützen willst. Es ist lobenswert, eine Freundschaft über den Tod hinaus zu halten, aber wäre es nicht an der Zeit, endlich etwas klarzustellen?
    Auf was spielen Sie an, Herr Professor?
    Katja W.: Ja, auf was?
    Matthias W.: Das weißt du genau.
    Katja W.: Nein. Ich weiß es nicht. – Ich will es nicht wissen.
    Matthias W.: Wir haben hundert Mal darüber gesprochen und waren uns am Ende einig.
    Katja W.: Jakob selbst hat es nie zugegeben, nicht einmal angedeutet. Für ihn zählte immer nur seine Sonja.
    Matthias W.: Sonja schob er nur vor, weil er wusste, dass jeder für sie schwärmte und man ihm seine Begierde abnahm. Aber das war nur ein Vorwand, denn ihm war von vornherein klar, dass sie sich nie und nimmer mit ihm eingelassen hätte.
    Kommen Sie bitte auf den Punkt, Herr Professor.
    Matthias W.: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jakob homosexuell war.
    Katja W.: Wahrscheinlich bildest du dir das nur ein.
    Matthias W.: Nein, denn ich habe ja mit eigenen Augen gesehen, wie er …
    Katja W.: Es war dunkel, mitten in der Facht. Als du damals im Skilager in sein Zimmer getaumelt bist – angetrunken, wohlgemerkt –, hast du doch gar nicht mehr zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden können.
    Matthias W.: Ich habe Jakob in Zermatt zusammen mit Torben erwischt. Das, was sie da taten, war mehr als eindeutig.
    Katja W.: Und wenn du dich doch getäuscht hast? Das liegt Jahrzehnte zurück. Die Zeit verwischt die Erinnerungen.
     
    »Ja, bitte?«, fragte Katinka den unaufgefordert erschienenen nächsten Gesprächspartner, der um die Ecke bog, kaum dass der Professor und seine Frau gegangen waren. Paul spürte dabei deutlich ihren Missmut.
    »Keine Bange«, sagte Til und blieb seinen Worten zum Trotz breitbeinig und mit verschränkten Armen vor ihnen stehen. »Ich will keinen Stunk machen und auch nicht wieder mit dem Anwaltgerede anfangen.«
    »Was möchtest du dann?«, fragte Paul anstelle von Katinka, um die Lage zu entschärfen.
    »Ich will euch nur mal einen Tipp geben«, sagte Til gönnerisch. »Für den Fall, dass euch die Mordmotive ausgehen.«
    »Lassen Sie hören«, sagte Katinka, ehe Paul noch einmal zu Wort kam.
    »Wegen dieses Buchmanuskripts: Es ist doch ein Enthüllungsroman, oder? Ich wüsste jemanden, der etwas gegen die Veröffentlichung von Jakobs neuem Buch haben könnte.«
    »Wir wissen nichts darüber«, sagte Katinka kalt und mit minimaler Mimik. »Das Manuskript liegt uns bislang nicht vor.«
    Auf Tils fleischigem Gesicht breitete sich ein selbstgefälliges Lächeln aus. »Na, dann will ich euch zwei Hübschen mal an meinem Wissen teilhaben lassen: Ihr habt gerade mit demjenigen, den ich meine, gesprochen.«
    »Mit wem?«, fragte Katinka. »Bitte werden Sie deutlicher.«
    »Mit unserem Professorchen«, konkretisierte Til und sah Katinka und Paul an, als seien sie schwer von Begriff. »Wenn einer etwas zu verlieren hat, dann ist es Matthias!«
    Katinka seufzte. »Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Werden Sie deutlicher. Bitte!«
    Til pustete seine Wangen auf. »Unser lieber Professor dürfte eigentlich gar kein Professor sein. Na, was sagen Sie dazu?« Er sah sie erwartungsvoll an.
    »Noch sage ich gar nichts dazu«, zeigte ihm Katinka die kalte

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