Lebkuchen und Bittermandel
bald Gewissheit darüber bringen werden.«
Jan-Patrick, der inzwischen weitergegangen war, hielt plötzlich mitten im Schritt inne. Wie angewurzelt blieb er vor einem Café stehen und starrte durch die große Frontscheibe hinein.
»Was ist los?«, erkundigte sich Paul. »Hast du einen Geist gesehen?« Zusammen mit Katinka beeilte er sich, das Café ebenfalls zu erreichen.
Jan-Patrick streckte seinen behandschuhten Zeigefinger aus. Stockend und stammelnd brachte er hervor: »Die … die haben … – Das ist nicht zu fassen …«
»Was denn?«, fragte Paul erneut, denn er konnte außer ein paar nett eingedeckten Tischen und geschmackvoller Weihnachtsdekoration rein gar nichts erkennen, was den Unmut seines Freundes erregt haben könnte.
»Die … die waren so unverfroren und haben … sie haben meinen Weihnachtsbaum gestohlen!«, fand Jan-Patrick endlich die richtigen Worte.
Paul konnte kaum glauben, was er hörte. Tatsächlich stand ganz hinten in dem eleganten Café ein Christbaum. Aber der sah nach Pauls Empfinden genauso aus wie jede x-beliebige Tanne. »Weshalb bist du so sicher, dass das dein Baum ist?«, fragte Paul. »Woran erkennst du ihn?«
Jan-Patrick sah ihn aus großen Augen an. »Ich habe es dir doch schon gestern gesagt: Er ist grün und hat viele spitze Nadeln!«
24
Jan-Patricks streng gehütetes geheimes Lebkuchen-Rezept:
Man benötigt pro Backblech:
100 g Butter
ca. 500 g Mehl
250 g braunen Zucker und 250 g Honig
1 gehäuften TL Pottasche (zu bekommen in der Apotheke oder über das Internet)
2-3 Eier
2 cl Kirschwasser
2-3 EL Kakao (nach Geschmack) 1 Päckchen Lebkuchengewürz gehobelte Mandeln 1 unbehandelte Zitrone 1 Apfel
So wird’s gemacht:
Den Zucker karamellisieren und den Honig dazugeben. Mit der geschmolzenen Butter und dem Lebkuchengewürz vermischen und auch den Zitronenabrieb hinzufügen. Dann die Masse etwas abkühlen lassen.
Den Teig mit Kakao, etwas feiner gemahlenen Mandeln und dem Mehl gut verkneten und zwei bis drei Eier unterrühren. Das muss alles recht schnell gehen, da der Teig sonst zu trocken wird. Nun die Pottasche und das Kirschwasser miteinander verrühren und zum Teig geben. Pottasche wird unter anderem für die Produktion von Glas und Schmierseife verwendet, dieses Pulver gehört traditionellerweise aber unbedingt als Treibmittel in mein Lebkuchenrezept.
Den Teig glatt und glänzend verkneten, eventuell noch etwas Mehl zugeben. Die Masse kann man nun nach zwei Tagen Ruhezeit weiterbearbeiten. Viel besser wird der Teig allerdings, wenn man ihn zwei Monate oder länger in leichter Kühle, am besten im Keller, ruhen lässt. Wer sich besonders viel Zeit nimmt und zwei Jahre Ruhezeit abwartet, wird belohnt: Dann reift dieser Lebkuchen wie ein guter Wein und schmeckt perfekt!
Zum Ausrollen den Teig kräftig kneten (auf bemehlter Fläche) und nach Wunsch ausstechen. Mit Eiweiß bestreichen und mit Mandelblättchen dekorieren.
Den Teig nochmals zwei bis drei Stunden ruhen lassen, anschließend bei 200 °C auf mittlerer Schiene in den Ofen geben. Die Backzeit beträgt ca. 20 Minuten, aber man sollte unbedingt auf die Farbe achten. Wenn die Lebkuchen zu dunkel werden, schmecken sie bitter.
Wenn die Lebkuchen schön glänzen sollen, dann kurz vor Ende der Backzeit mit Zuckerwasser bestreichen (sehr lecker sind sie auch mit Schokolade überzogen!).
Der frische Lebkuchen ist recht hart. Zum Aufweichen einfach einen geschnittenen Apfel dazulegen. Der Lebkuchen zieht die Feuchtigkeit heraus und wird herrlich frisch, beinahe saftig.
Warum gerade Nürnberg zur Lebkuchenmetropole werden konnte? Im Mittelalter kreuzten sich in der Reichsstadt die Gewürzwege. Schon damals veredelten fränkische Mönche die Süßwaren: Sie strichen die würzige Masse auf Hostien. Dafür hatten sie keine religiösen Gründe, nein, sie wollten verhindern, dass die Lebkuchen am Backblech festklebten.
Jan-Patrick wünscht guten Appetit!
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