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Lebkuchen und Bittermandel

Lebkuchen und Bittermandel

Titel: Lebkuchen und Bittermandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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bisschen von mir geschwärmt, aber sein Zug war abgefahren, das wusste er.
    Udo M.: Ja, ich meine auch, dass Sie sich auf eine Spur stürzen, die in die falsche Richtung führt. – Was ist denn mit diesem Buchmanuskript? Haben Sie es inzwischen gelesen oder wenigstens mal reingeschaut? Gibt es etwas her, das für den Fall von Bedeutung ist?
    Wir haben das Manuskript bisher nicht finden können. Halten Sie es denn für maßgeblich?
    Udo M.: Ich halte es für brisant. Es könnten Dinge darin stehen, die für den einen oder anderen in unserer Runde unangenehm sein könnten.
    Zum Beispiel?
    Udo M.: Ich will ja keinem etwas Schlechtes nachsagen. Aber wussten Sie, dass Ulrich spielsüchtig ist? Glücksspielsüchtig? Er steckt deshalb finanziell öfters mal in der Klemme.
    Sonja M.: Ja, das stimmt. Er hat uns mal um Hilfe gebeten.
    Haben Sie ihm die gewünschte Hilfe gewährt?
    Udo M.: Nein. Man kennt so was ja: Daraus wäre ein Fass ohne Boden geworden. Aber er hat sich von jemand anderem Geld geliehen: von Jakob. Es soll ein ganzer Batzen gewesen sein, den Ulrich ihm schuldete.
    Wir werden diesen Punkt prüfen. Zunächst aber zurück zu Ihrer Beziehung zu Jakob K. Hatten Sie, abgesehen von den Adventstreffen, auch während des Jahres Kontakt mit dem Getöteten?
    Sonja M.: Nein, gar nicht. Jakob war ein lieber, netter Mensch. Aber wir wollten nicht mehr Kontakt mit ihm halten als unbedingt nötig.
    Udo M.: Sie verstehen: keine alten Wunden aufreißen und so.
    Keine weiteren Treffen und keine Telefonate?
    Udo M.: Nein, und auch keine Mails. Wir haben versucht, diesem Menschen aus dem Weg zu gehen, wenn Sie es genau wissen wollen.
    Danke. Sie dürfen zurück in den Speisesaal. Bitte schicken Sie die Nächsten zum Verhör.
     
    »Und?«, fragte Paul und stützte sein Kinn auf seine verschränkten Finger. »Hat uns dieses Verhör dem ersehnten Feierabend näher gebracht, wie du es dir erhofft hast?«
    »Mm.« Katinka sah nachdenklich auf. »Nicht ganz. Aber immerhin wissen wir jetzt, dass Sonja und Udo in Jakob eine Art Stalker gesehen haben, einen aufdringlichen Fan. Sie haben ihn deshalb gemieden.«
    »Was unternehmen wir also?«, wollte Paul wissen, als Katinka nicht weiterredete.
    »Wir sammeln weiter Informationen«, entschied sie, stand auf, um den Nächsten hereinzulassen, und prallte beinahe mit Til zusammen.
    Die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er lospolterte: »Was Sie hier abziehen, ist eine Farce! Ich habe gerade mit meinem Anwalt telefoniert. Er meint, Sie überschreiten Ihre Befugnisse! Sie haben gar nicht das Recht, uns gegen unseren Willen festzuhalten!«
    Katinka musterte den korpulenten Til abschätzig. »Habe ich nicht?« Sie stellte sich auf stur und fuhr seelenruhig fort: »Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wie viele Rechte ich habe.« Mit süffisantem Unterton erkundigte sie sich: »Was rät Ihr Anwalt Ihnen denn zu tun? Dass Sie sich meinen Anweisungen widersetzen und heimfahren sollen?«
    Til grummelte vor sich hin und sah auf den Boden.
    »Hat es Ihnen auf einmal die Sprache verschlagen? Noch einmal meine Frage: Was rät Ihr Anwalt?«
    Til gab einen Grunzlaut von sich. »Dass ich die Zähne zusammenbeißen und die Nacht im Gasthaus verbringen soll«, gab er zerknirscht und kaum hörbar zu.
    »Na, also! Dann finden Sie sich bitte damit ab und kooperieren Sie.«
    Til blickte wieder zu ihr auf, seine Augen blitzten. »Keineswegs finde ich mich damit ab! Mein Anwalt ist heute Abend selbst auf einer Weihnachtsfeier und daher verhindert. Aber morgen früh holt er mich hier raus. Dann können Sie sich warm anziehen, denn wir werden Sie wegen Rechtsbeugung rankriegen!«

12
    Verhörprotokoll Nr. 5
    Samstag, 18. Dezember, 22.30 Uhr
    Befragt wurden Frau Katja und Herr Prof. Matthias W.
    Verhör geführt durch Frau Oberstaatsanwältin K. Blohm
    Protokollführer: Herr P. Flemming
    Rechtsbelehrung erfolgt
     
    Herr Professor W., wie eng waren Sie mit Jakob befreundet?
    Matthias W.: Er wohnte in Süddeutschland, uns hat es ganz in den Norden verschlagen. Demzufolge beschränkten sich unsere Kontakte auf gelegentliches Telefonieren und das jährliche Adventstreffen.
    Katja W.: Wir haben uns nur selten gesehen, das ist wahr. Aber immer, wenn wir zusammentrafen, dann war es, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren. Man war sofort wieder miteinander vertraut.
    Meinen Sie mit »vertraut«, dass Sie persönliche Informationen und Ansichten mit dem V erstorbenen ausgetauscht haben?
    Katja W.:

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