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Lebkuchen und Bittermandel

Lebkuchen und Bittermandel

Titel: Lebkuchen und Bittermandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Ende.
    Das ergab einen Sinn, dachte Paul und sah die Zahl der mutmaßlichen Mörder plötzlich drastisch reduziert.

20
    Die Kaffeepause, zu der Jan-Patrick eine wohlduftende Auswahl an Vanillekipferln und Spritzgebäck gereicht hatte, wurde von Katinka mit einem Löffelschlag an ihr Wasserglas beendet. Mit dem Gehorsam einer Schafherde setzten sich die Gäste wieder auf ihre Stühle. Ihre gleichmütigen Gesichtsausdrücke zeigten, dass niemand mehr an ein schnelles Ende der Ermittlungen glauben mochte.
    Umso überraschter reagierten die meisten, als Katinka den Abschluss ihrer Befragungen ankündigte: »Meine Damen und Herren, ich möchte mich ausdrücklich bei Ihnen für die konstruktive Mitarbeit bedanken. Durch Ihre Aussagen ist es gelungen, die Ereignisse schlüssig zu rekonstruieren und dem Täter auf die Schliche zu kommen.«
    Paul konnte nicht anders und sah Sonja und Udo direkt an. Beide saßen stocksteif auf ihren Stühlen.
    »Es wird sich im Nachhinein nicht mehr beweisen lassen, ob und wer Ihren Schulfreund Torben S. im Januar 1986 in den Schweizer Bergen bei Zermatt in den Tod gestürzt hat«, erläuterte sie in sachlichem Tonfall. »Eine Variante sieht so aus, dass Jakob K., der eine starke Zuneigung zu Torben empfand, wegen mangelnder Gegenliebe und verletzter Eitelkeit eine Tat im Affekt ausführte.« Sie ließ ihre Worte wirken, bevor sie fortfuhr. »Wahrscheinlicher ist Variante zwei: Demnach hat sich Torben an Sonja herangemacht, ist vielleicht sogar zudringlich geworden …«
    »Was?«, unterbrach Sonja und sprang auf. »Das wüsste ich aber! Torben hat sich gar nicht für mich interessiert!«
    »Dann wäre er der einzige Mann auf Erden gewesen«, kommentierte Professorengattin Katja.
    »Bitte sei still«, bremste Matthias sie.
    Katinka wartete, bis Ruhe eingekehrt war. »Wir gehen davon aus, dass Jakob seinerzeit Zeuge eines Eifersuchtsdramas mit tödlichem Ausgang geworden ist«, ließ sie die Bombe platzen. »Er sah mit an, wie Torben – womöglich im Zuge einer Rangelei – in den Tod gestoßen wurde.«
    »Ach ja?« Nun hatte sich auch Udo von seinem Platz erhoben. Provokativ verschränkte er seine Arme vor der Brust. »Ein hübsches Märchen, das Sie uns erzählen. Ich nehme an, dass ich derjenige sein soll, der darin den Bösewicht spielt. Ich soll Torben vom Berg gestoßen haben, weil er ein Auge auf Sonja geworfen hatte? Dass ich nicht lache!« Er blickte sich um Unterstützung heischend nach den anderen um. Doch deren Gesichter blieben bewegungslos. »Und wenn es so wäre«, setzte er seine Verteidigung fort, »dann frage ich Sie, warum Jakob mich nicht verpetzt hat. Er hätte Klugmann oder später der Kripo alles erzählen können.«
    »Jakob schwieg, weil er durch das Erlebte geschockt war«, antwortete Katinka. »Außerdem hatte er Angst, dass man ihm nicht glauben würde. Es ist anzunehmen, dass Sie ihn zudem unter Druck gesetzt haben. Vielleicht mit der Drohung, ihm könnte das gleiche Schicksal widerfahren wie Torben.«
    »Das sind bodenlose Unterstellungen! Wenn ich ihm wirklich so viel Dampf gemacht hätte, wie Sie behaupten, hätte er sich doch nie im Leben zu unseren Adventstreffen getraut!«, ereiferte sich Udo. »Ihre Anschuldigungen lassen sich durch nichts belegen!«
    »Bis gestern mögen Sie mit dieser Behauptung recht gehabt und sicher gelebt haben«, sagte Katinka süffisant. »Doch dann tauchte Jakob mit seinem geheimnisumwitterten Buchmanuskript auf. Um eine wahre Story sollte es sich handeln. Er wollte endlich klar Schiff machen, nicht länger mit der Angst und dem schlechten Gewissen leben. Ihnen muss bewusst geworden sein, dass dieses Manuskript die Zermatt-Story enthält – und zwar die wahre Geschichte. Für Sie gab es nur einen Ausweg, um diese für Sie fatale Entwicklung aufzuhalten: Sie mussten den lästigen Mitwisser von einst endlich zum Schweigen bringen und das Manuskript verschwinden lassen.«
    »Genial«, rief Udo ihr sarkastisch zu. »Prima zusammengesponnen, aber völliger Unsinn!«
    »Unsinn?« Katinka hob die Brauen. »Ihr alter Lehrer Klugmann schien anderer Ansicht gewesen zu sein. Denn nachdem er sich von Jakob in groben Zügen über den Inhalt des Manuskripts hatte informieren lassen, reagierte er höchst alarmiert und wollte mich unbedingt sprechen. Er wollte mir mitteilen, dass neue Erkenntnisse über den Vorfall von Zermatt aufgetaucht seien. Und er wollte mir Ihren Namen nennen, Udo.«
    »Er wollte? Hat er aber nicht!«, entgegnete Udo und

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