Lee, Julianne
Blutbad wandern ließ, das hier angerichtet? worden war. Die Schreie und das Stöhnen der Verwundeten hallte in ihren Ohren wider, es erstarb erst, als rotberockte Soldaten zwischen den am Boden liegenden Männern umhergingen und jedem, der noch am Leben war, ihr Bajonett in den Leib stießen.
Leah zog sich die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht und machte sich auf die Suche nach Ciaran. Das Schlachtfeld war mit Blutlachen bedeckt; die aschfahlen Gesichter der toten Highlander blutverschmiert und schlammverkrustet. Teilweise lagen die Leichen übereinander wie aufgestapeltes Feuerholz. Leah schritt langsam das ganze Feld ab, sah jeden Toten genau an und betete, es möge sich nicht um Ciaran handeln. Es waren so viele! Allmählich fragte sie sich, ob sie ihn überhaupt finden würde, selbst wenn er hier irgendwo lag. Zwei Frauen in der Mitte des Feldes zerrten gerade einen Leichnam über Boden und hievten ihn in einen Karren. Leah musste sich beherrschen, um nicht zu ihnen hinüberzulaufen und sich zu vergewissern dass es nicht Ciaran war, den sie da fortschafften.
Doch noch wahrend sie zu den beiden hinübersah, kam einer der englischen Soldaten auf die Frauen zu. Ohne Vorwarnung stieß er der einen sein Bajonett ins Herz. Die andere kreischte vor Entsetzen schrill auf und ergriff die Flucht, doch der Soldat verfolgte sie, holte sie mit drei Sätzen ein und erstach sie gleichfalls Sie brach auf dem Boden zusammen und wand sich schreiend im Schlamm, bis der Rotrock ihr so beiläufig die Kehle durchschnitt als zertrete er einen Käfer.
Leah duckte sich. Sie begann am ganzen Leibe zu zittern, als sie bemerkte, dass der Saum ihres Tartankleides unter ihrem Umhang hervorlugte. Rasch beschmierte sie den Stoff mit Erde und Blut, um das Karomuster zu verdecken. Keinesfalls durfte sie für eine Jakobitin gehalten werden.
Doch noch während sie das tat, begriff sie, dass sie tief in ihrem Herzen schon zu einer geworden war.
Obwohl ihre Beine sie kaum mehr tragen wollten, setzte sie die nervenzermürbende Suche nach Ciaran fort.
Plötzlich sah sie, dass sich direkt vor ihr ein Schwert im Schlamm bewegte.
Leah zwinkerte. Anscheinend litt sie schon unter Wahnvorstellungen, denn weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Doch da bewegte sich das Schwert erneut. Sie blieb stehen und beobachtete es, woraufhin es einen weiteren Satz über den weichen Boden machte. Leahs Haut begann zu prickeln, und sie fühlte sich mit einem Mal so leicht im Kopf, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Das Schwert war über und über mit Schmutz bedeckt, doch sie konnte sehen, dass es sehr alt sein musste, denn es hatte statt des üblichen stählernen Korbgriffs ein silbernes bogenförmiges Heft. Als sie einen Schritt auf die Waffe zu machte, hüpfte diese von ihr weg. Sie folgte ihr, woraufhin das Schwert weiter vor ihr zurückwich.
»Was hat das zu bedeuten?«
Sie erhielt keine Antwort und schalt sich eine Närrin, dass sie überhaupt mit einer gerechnet hatte. Aber sie folgte dem
Schwert, bis es Halt machte, sich in die Luft hob und sich dann neben ein paar übereinander liegenden Toten mit der Spitze in den Boden bohrte.
»Was ist denn? Willst du mir irgendetwas zeigen?« Sie blickte sich um, sah aber nichts, was ihr ungewöhnlich erschien.
»Och«, ertönte eine zarte Stimme. »Er hatte von Anfang an Recht Ihr habt keinen Funken Verstand im Kopf.«
Leahs Nackenhaare richteten sich auf. Sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als plötzlich eine kleine, blasse Frau in einem feinen weißen Kleid vor ihr auftauchte. Mit einer Hand stützte sie sich auf den Griff des alten Schwertes. Die spitzen Ohren, die aus dem kurzen, fedrigen Haar hervorlugten, und die weißen Flügel verrieten ihr, dass sie kein menschliches Wesen vor sich hatte. Doch trotzdem waren die Wangen des zierlichen Geschöpfes vom Weinen gerötet, und ihr Gesicht wies Tränenspuren auf. »Du bist eine Fee!«
»Und Ihr eine hohlköpfige Sassunach! Rasch! Beeilt Euch und zieht ihn da heraus, ehe er stirbt, Ihr Närrin!« »Er?« Leah blinzelte die Erscheinung verwirrt an. »Ciaran! So helft ihm doch!« Die Fee deutete auf den Leichenhaufen. »Dort liegt er. Er atmet noch, aber bestimmt nicht mehr lange, wenn Ihr weiter hier steht und Maulaffen feilhaltet!« Leah schlug das Herz bis zum Hals, als sie den obersten der toten Highlander zur Seite zerrte. Darunter sah sie das vertraute Rostrot von Ciarans Kilt und ein Hemd, das einst weiß gewesen war, nun
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