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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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fasziniert gewesen? Hatte sie sich nicht in der Tat benommen, als sei Ciaran eine Art Affe, der den aufrechten Gang erlernt hatte? Sie schlug eine Hand vor den Mund und schüttelte erneut den Kopf; nicht gewillt, das zuzugeben, was sie vor sich selbst nicht länger leugnen konnte.
    »Wenn sie uns nicht als Menschen betrachten, können sie uns leichter hassen«, fuhr Ciaran fort. »Uns ohne Gewissensbisse vertreiben, deportieren oder töten.«
    Tränen strömten über Leahs Gesicht.« O mein Gott«, stieß sie schluchzend hervor.
    Er kniete sich neben sie und nahm sie in die Arme, während sie haltlos schluchzte. »Oh, Ciaran ... es tut mir ja so Leid.«
    »Liebst du mich?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Ja.«
    »Dann gibt es nichts, was dir Leid tun müsste. Du hast weder diese Männer aufgeknüpft noch die Frauen geschändet und erschossen noch die Leichen verstümmelt. So lange du mich liebst, kannst du mein Volk nicht hassen.«
    Leah nickte, konnte jedoch nicht aufhören zu weinen. Ciaran hielt sie in den Armen, bis ihr Schluchzen allmählich abebbte.
    Caitlins Fieber verschwand, dennoch kam sie nicht wieder zu Kräften. Sie war sogar zu schwach, den Kopf zu heben, und zeigte keinerlei Interesse für ihr Kind. Ihre Haut schimmerte nach wie vor in einem ungesunden fahlen Grau, während sie auf ihrem Lager dahinsiechte. Scheinbar wollte sie überhaupt nicht um ihr Le-
    ben kämpfen, und keiner der MacKenzies wusste, wie er ihr Mut machen konnte.
    Während Caitlin langsam schwächer und schwächer wurde, fand sich die kleine Gruppe resigniert mit der Situation ab. Selbst Iain schlug nicht mehr vor, sie einfach in dem Versteck zurückzulassen. Zwar achteten sie immer noch darauf, sich so selten wie möglich im freien Gelände zu bewegen, aber sie schraken nicht mehr bei jedem Geräusch im Unterholz zusammen. Das Leben ging weiter.
    Außer Alasdair hatte Leah noch keinen der MacKenzies Englisch sprechen hören, obwohl sie vermutete, dass zumindest die Erwachsenen ein paar Brocken beherrschten. Und da sie mit niemandem Englisch sprechen konnte bemühte sich Leah, etwas Gälisch zu erlernen. Zu ihrer Freude nahmen die MacKenzies ihre Versuche wohlwollend auf und halfen ihr nach Kräften dabei. Schon bald reichte ihr Wortschatz aus, um sich einigermaßen verständlich zu machen.
    Es war Hochsommer und angenehm warm, und so fand Leah ein gelegentliches Bad im Bach unten im Tal sehr erfrischend, auch wenn es sich nicht unbedingt schickte, nackt im Wasser zu plantschen. In der Tat badete sie hier häufiger als daheim in England, sie passte sich Ciarans Gewohnheiten an. Im Winter würde sich das ändern, aber jetzt bei dem schönen Wetter genoss sie es, das kühle Wasser auf der Haut zu spüren.
    Sie ging zu der tiefsten Stelle des Baches am Taleingang, die von einigen Bäumen überschattet wurde. Die Felsen am Ufer waren mit dunkelgrünem Moos bedeckt; Schilf wuchs am Wasserrand und wiegte sich leicht in der Strömung. Leah streifte ihre Kleider ab, setzte sich auf einen Stein am Ufer und ließ die Füße ins Wasser hängen, dabei sog sie die warme Sommerluft in tiefen Zügen ein. Der Winter in Nairn war so lang und kalt gewesen, dass sie schon befürchtet hatte, es würde nie wieder wärmer werden, langsam ließ sie sich ins Wasser gleiten und bekam sofort eine
    Gänsehaut.
    Sowie sie sich an die Temperatur gewöhnt hatte, griff sie nach ihrer Wäsche, um sie auszuwaschen. Sie hoffte, bald Gelegenheit zu bekommen, sich neue Kleider zu kaufen, denn ihre Dienstbotentracht, die sie schon gebraucht erstanden hatte, war inzwischen abgetragen und fadenscheinig.
    Nachdem sie ihre Unterwäsche über die Äste eines Baumes am Ufer gehängt hatte, tauchte sie erneut ins Wasser, um sich selbst abzuschrubben. Geistesabwesend strich sie mit einer Hand über ihren Bauch und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis er sich rundete. Vorher wollte sie Ciaran nichts von ihrer Schwangerschaft verraten, schließlich fühlte sie sich ja gesund und munter. Die Gefahr, das Kind zu verlieren, war noch viel zu groß; der Herrgott rief die Kleinen oft schon zu sich, noch ehe sie sich im Mutterleib bewegten. Trotzdem hoffte sie inständig, in ungefähr sieben Monaten ein gesundes, kräftiges Baby zur Welt zu bringen. Es würde ein echter Matheson werden, ein Highlander wie sein Vater, und darauf war sie stolz.
    Als sie auf dem Pfad Schritte hörte, drehte sie sich um, um Ciaran oder einem der MacKenzies zuzuwinken. Aber dann stockte

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