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Lee, Julianne

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Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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ersten Tag nach ihrem Aufbruch. Traurig, aber nicht überrascht begruben die anderen sie und setzten ihren Weg fort Auch ohne die Bürde der Bahre kamen sie nur langsam voran, denn Alasdairs Klumpfuß, der schlechte Gesundheitszustand des alten lain und das Baby hielten sie auf. Leah war dankbar für die häufigen Pausen, denn sie litt ständig unter Übelkeit und musste, wenn sie wegen einem der MacKenzies wieder einmal Rast machten, oft ein stilles Fleckchen suchen, um sich zu übergeben oder einen Bach, in dem sie ihr Gesicht kühlen konnte. Alle wussten, dass sie Krank war, aber sie hatte keinem die Ursache dafür verraten und ließ Ciaran in dem Glauben, der Zwischenfall mit dem Deserteur habe sie so aufgeregt.
    Ihre weichen Schuhe, die nicht für so strapaziöse Märsche gedacht waren, begannen sich an den Nähten aufzulösen und auseinander zu fallen. Endlich streifte Leah sie kurz entschlossen ab und warf sie in eine Schlucht. Ciaran sagte nichts, sondern warf ihr nur einen nachdenklichen Blick zu, als sie barfuß über Felsen und Schotter kletterte. Leah beklagte sich mit keinem Wort. Ihre Füße würden mit der Zeit unempfindlich werden. Bis dahin musste sie die Schmerzen eben ertragen.
    Sie verstand, dass sie in großer Eile waren, und daher erschien ihr ihre Marschroute umso unbegreiflicher. Leah war Engländerin, aber auch die Tochter ihres Vaters, und als solche verfügte sie über einen ausgezeichneten Orientierungssinn. Nach den ganzen Wochen, die sie durch die schottischen Berge gewandert war, erkannte sie klar, dass sie immer wieder weite Bögen schlugen und lange Umwege machten. Da viele der MacKenzies in schlechter körperlicher Verfassung waren, ergab das wenig Sinn für sie, und sie begriff auch nicht, dass keiner der MacKenzies es zu bemerken schien.
    Während sie einen breiten Hügel umgingen, der ihrer Meinung nach flach genug war, um ihn zu überqueren, beugte sie
    sich zu Ciaran und flüsterte ihm zu: »Warum machen wir so einen Umweg?«
    Er blieb stehen und starrte sie einen Moment lang an, wahrend sie geduldig auf eine Antwort wartete. Sie musste lange warten, denn er ließ alle MacKenzies weitergehen, bis sie außer Hörweite waren. Schließlich sagte er: »Willst du jetzt mit mir streiten?«
    Leah sah plötzlich Ciarans Schwester mit ihren ausgeschlagenen Zähnen vor sich. Die meisten Männer, ihr Vater nicht ausgenommen, neigten dazu, ihre Fäuste zu benutzen, um eine Auseinandersetzung zu beenden. Sie wusste nicht, wo Ciarans Hemmschwelle in Bezug auf seine eigene Frau lag und war sicher, dass auch er selbst sich darüber nicht im Klaren war.
    »Das habe ich nicht vor«, erwiderte sie ruhig. »Ich möchte es nur wissen.« Als er die Brauen zusammenzog, fügte sie rasch hinzu: »Ich möchte wissen, was auf mich zukommt und was von mir erwartet wird.«
    Er grunzte leise und blickte dann über das Gelände. »Es kann sein, dass wir verfolgt werden.« Er setzte sich wieder in Bewegung, und sie folgte ihm. »Selbst wenn der tote Rotrock nicht gefunden wird, könnten die Handlanger Seiner Majestät unsere Spur aufnehmen und ihr folgen. Und wir haben keine Ahnung, wie nahe sie uns sind und wo genau sie stecken, deshalb müssen wir Vorsichtsmaßnahmen treffen. Wir nehmen Umwege in Kauf, um über festes Gestein zu gehen, wo wir keine sichtbaren Fährten hinterlassen; wir meiden die Gipfel der Hügel, weil wir da sogar im Mondlicht leicht gesehen werden können; wir halten uns im Schatten der Bäume, und wir übernachten nicht auf oder am Rand großer Lichtungen, weil unsere Feinde auf dieselbe Idee kommen könnten.«
    Leah überlegte eine Weile, dann ergriff sie erneut das Wort: »Du scheinst große Erfahrung darin zu haben, Verfolger abzuschütteln.«
    Wieder blieb er stehen und sah sie an. Seine Augen wurden dunkel.
    Mit fester Stimme fuhr sie fort: »Ich bin froh darüber.« Seine Augen blickten jetzt freundlicher. »Aye. Das kann einem Mann in dieser Gegend, wo es von Feinden nur so wimmelt, das Leben retten.«
    Lange herrschte Schweigen, dann fragte sie zögernd: »Hast du das auf deinen Viehraubzügen gelernt?«
    »Sozusagen. Mein Vater, der ja mit Rob Roy umhergezogen ist, hat mir alles Wissenswerte beigebracht, und später habe ich auch so manchen creach durchgeführt.« »Würdest du es wieder tun?«
    Ciaran lachte freudlos auf. »Um zu verhindern, dass mein Clan verhungert? Aye, jederzeit und ohne zu zögern. Hast du etwas dagegen einzuwenden?«
    Captain Roger Hadleys Tochter hätte

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