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Lee, Julianne

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Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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abgeschlossen, und die Fässer standen sicher in ihrem Versteck, denn sonst hätte die Anwesenheit der Soldaten jegliche Tätigkeit zum Stillstand gebracht. Zwar lag die Brennerei in einer
    Höhle im Wald hinter dem im Süden gelegenen Torfmoor versteckt, aber wie hätte Ciaran das ständige Hin- und Herwandern seiner Leute zwischen Dorf und Höhle erklären sollen? Und wie hätten sie den geheimen Austausch älterer Fässer gegen neue bewerkstelligen können?
    Die in diesem Winter gebrannten Fässer waren bereits in eine alte Zisterne oberhalb der Burgküche geschafft worden, wo sie in Ruhe reifen sollten. Im Austausch hatte man die drei Jahre alten Fässer sowie ein fünf Jahre altes in die Höhle im Wald gebracht. Letzteres wurde stets besonders gekennzeichnet. Anfang nächsten Jahres würde gar ein Fass das unglaubliche Alter von einundzwanzig Jahren erreicht haben. Dylan Dubh hatte seit 1725 jedes Jahr, wenn die Ernte gut ausgefallen war, ein Fass zur Seite getan, das erst nach einundzwanzig Jahren geöffnet werden sollte.
    Mit Hadley im Nacken hätte Ciaran nicht gewagt, mit der Whiskyproduktion oder dem Austausch der Fässer fortzufahren. Das Geheimnis des Produktionsprozesses war für die Zukunft von Ciorram viel zu wichtig; er hätte keinesfalls riskiert, dass jemand davon Wind bekam - und schon gar kein Engländer.
    Eines Tages hockte Sinann wie üblich auf der Vorhangstange von Ciarans Bett, als ein Dragoner mit einer Botschaft für Captain Hadley in den Burghof geprescht kam. Ciaran trat ans Fenster, schaute hinaus und sah den Rotrock in die große Halle eilen.
    »Das muss etwas Wichtiges sein, Sinann. Versuch herauszubekommen, was er Hadley zu sagen hat.« Er wartete, während Sinann sich darauf konzentrierte, durch den Gobelin im Büro des Lairds zu spähen. Dann gab sie die Botschaft, die Hadley im anderen Turm ausgerichtet wurde, wortwörtlich an Ciaran weiter.
    »Eine Nachricht von General Wade. Die Pariser Spione des Königs haben erfahren, dass Charles plant, am fünften Juli in Schottland zu landen, wahrscheinlich auf einer der Inseln im Westen. Sie glauben, er baut darauf, hier eine kleine Armee zusammenziehen zu können und hofft, dass ihn Frankreich und vielleicht auch Spanien dann mit Geld, Waffen und Soldaten unterstützen werden.« Die Fee strahlte beim Sprechen vor Freude. »Aye! Prinz Teàrlach kommt!« Mit schwirrenden Flügeln erhob sie sich kurz in die Luft und landete dann wieder auf ihrem Lieblingsplatz.
    Zuerst verspürte auch Ciaran freudige Erregung, doch dann brach ihm der kalte Schweiß aus, und er gab zu bedenken: »Er kommt nach Schottland, und die Engländer sind über seine Pläne informiert.« Missmutig ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und presste einen Daumen gegen den Punkt zwischen seinen Augenbrauen, um den Druck dahinter zu lindern. Starke seelische Anspannung machte einen Mann verwundbar, und dafür war jetzt nicht der richtige Augenblick.
    Doch Sinann beugte sich über die Lehne und erwiderte: »Dein Vater sagte immer, der Prinz würde kommen. Und zwar in diesem Jahr. Ein paar Siege wird er schon erringen, ehe er endgültig kapitulieren muss.«
    Ciaran grunzte. »Da bin ich anderer Meinung. Wenn er wirklich kommt und es gelingt ihm, heimlich in Schottland zu landen, dann wird er auch den Thron zurückerobern. Er muss es nur bis Schottland schaffen.«
    Die Fee verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. »Du nennst deinen Vater einen Lügner?«
    Er sah sie stirnrunzelnd an. »Nein, ich sage, du irrst dich.«
    Die Fee seufzte abfällig, ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    Ciaran ging nicht auf diese Unmutsbezeugung ein. »Ich muss die Angelegenheit mit Robin und Eóin besprechen.« Er sprang auf und wandte sich zur Tür.
    »Und wie willst du ihnen erklären, wie du zu diesen Informationen gekommen bist?«
    Das hatte Ciaran nicht bedacht. Er blieb stehen, überlegte kurz und seufzte dann. »Ich werde mit Robin sprechen. Ganz allgemein. Mein Vater hat ihm immer vertraut.« Es versetzte ihm einen Stich, als er sich fragte, wer denn nun eigentlich sein Vater war. Wer war Ramsay? Doch dann zuckte er die Schultern. Bei der Adoptionsurkunde musste es sich um eine Fälschung handeln. Alles andere war undenkbar. »Robin weiß, wann er besser nicht zu viele Fragen stellt« Mit diesen Worten verließ er den Raum und stieg die Stufen zur Brustwehr empor.
    Mit schnellen Schritten ging er auf den Nordturm zu und betrat die dunkle Treppenflucht. Robins Kammer lag

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