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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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waren weit aufgerissen, fast greifbare Angst schwang in ihrer Stimme mit. »Sie sind das blutrünstigste Volk der Welt, Miss. Wenn Ihr einen von ihnen schief von der Seite anseht, fühlt er sich gleich beleidigt und wird Euch auf der Stelle umbringen.« Bei diesen Worten fiel Leah der junge Laird ein, der mit wutverzerrtem Gesicht und einem Dolch in der Hand auf dem Burghof gestanden hatte. Er hatte ausgesehen, als sei er ohne Zögern bereit, einen Mord zu begehen. Ida fuhr fort: »Es sind Teufel in Menschengestalt. Was sie wollen, das nehmen sie sich einfach, und sie berauben sich sogar gegenseitig. Es ist sehr gefährlich, durch die Highlands zu reisen.«
    »Wir sind wahrend der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal behelligt worden.«
    Ida verdrehte die Augen. »Aye. Aber wir hatten eine ganze Kompanie Dragoner bei uns, nicht wahr? Ich darf gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn uns nicht eine so gut bewaffnete Eskorte beschützt hätte.«
    Leah nickte zustimmend, während sie sich flüchtig ausmalte, wie ihr Gastgeber sie packen, zu seinem Pferd schleifen und vor sich über den Sattel werfen würde, um sie zu entführen. Es war eine dumme, kindische Vorstellung, und sie schüttelte sie rasch ab. »Wenn wir dieses Tal ohne Begleitung der Männer meines Vaters verlassen müssten, könnten wir überfallen werden, meinst du?«
    »Aye. Oder uns könnte noch Schlimmeres zustoßen. Wisst Ihr, Highlander sind keine Menschen. Sie können nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Und es heißt, den Männern aus den Highlands könne die Kälte nichts anhaben. Sie streifen mitten im tiefsten Winter durch die Berge, und abends tauchen sie ihre Plaids in einen Fluss, wickeln sich darin ein und legen sich im Schnee zum Schlafen nieder. Angeblich haben sie es so warm und gemütlich.«
    Leah schüttelte ungläubig den Kopf. Glaubte Ida eigentlich selbst, was sie da sagte? Doch die Zofe kam näher; ihre Stimme nahm einen vertraulichen Flüsterton an.
    »Es sind keine Menschen, Miss, sondern Tiere, sie leben ja auch in Höhlen und unter freiem Himmel wie die Tiere. Und...«, Ida
    zögerte, ehe sie weitersprach. »Sie glauben, einige von ihnen seien in Wahrheit Seehunde.«
    Leah konnte nicht anders, sie musste lachen. »Seehunde? Mit Fell, Schwanz und Flossen?«
    »Aye.« Ida nickte. Sie wirkte todernst. »Es gibt Legenden über selkies, die Menschenwesen geheiratet haben. Diese Seehunde können menschliche Gestalt annehmen und unter Menschen leben. Aber manchmal kehren sie wieder ins Meer zurück.«
    Sie blickte zur Tür, als furchte sie, belauscht zu werden, dann fuhr sie fort: »Es gab einmal ein Geschwisterpaar, wo der Bruder von einer Seereise nicht mehr zurückkehrte. Man hielt ihn für tot, was seinen Eltern das Herz brach. Doch Jahre später bekam seine Schwester Besuch von ihrem totgeglaubten Bruder. Er sagte, er sei gar nicht ertrunken, sondern von den Seehunden als einer der ihren aufgenommen worden. Dann erzählte er ihr von seinem Leben unter den selkies. Er liebte es über alles; das Wasser war seine Heimat geworden. Und obwohl seine Schwester ihn anflehte, doch wieder zur Familie zurückzukehren, weigerte er sich. Bis ans Ende seiner Tage blieb er bei seinem wahren Volk im Wasser.« Darauf wusste Leah beim besten Willen nichts zu erwidern. Ida nickte bedeutsam. »Aye. Einige von ihnen lieben das Meer so sehr, dass sie darin leben wollen. Ich sage die Wahrheit, Miss. Es sind keine Menschen.« Wieder nickte sie, um ihren Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen.
    Leah dachte einen Moment nach, dann grinste sie. »Blutdurstige, streitlustige Seehunde also.«
    Ida verstummte und fuhr fort, Ordnung in der ohnehin schon ordentlichen Kammer zu schaffen. Endlich sagte sie: »Mit allem nötigen Respekt, Miss - ich habe mein ganzes Leben in unmittelbarer Nähe der Hochlandgrenze verbracht. Ich kenne diese Leute. Man darf ihnen nicht trauen, sie würden Euch verraten, sobald Ihr ihnen den Rücken kehrt. Sie kennen keine Loyalität, außer gegenüber ihrem Laird, und sie tun nichts ohne Gegenleistung. Wir sind in eine gefährliche Gegend geraten, Miss.«
    Leah blickte auf den Burghof hinaus. Ob Ida wohl wusste, welchen Unsinn sie redete? Seehunde, also wirklich I
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